Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
Hause, wer no-hoch!“, ulkte Mo, als er von der Arbeit heimkam. Mo hielt sich mittlerweile hauptsächlich in Nils' Wohnung auf und hatte schon fast alle seine Sachen hier, obwohl sie noch nicht
offiziell
zusammen lebten. Er stürmte gutgelaunt ins Arbeitszimmer, wo Nils an einem Auftrag für eine Spielefirma saß. Die Agentur hatte sich dazu entschieden, Nils nach seiner Einweisung zu kündigen. Einige Wochen später hatte sich eine Firma bei ihm gemeldet, um ihn für ein neues Projekt zu engagieren. Diesmal – Mo hatte ihn dabei nach Leibeskräften gecoacht – hatte er gute Bedingungen ausgehandelt. Er hatte also seinen ersten, richtigen, offiziellen Auftrag und es waren in der Zwischenzeit sogar noch weitere Anfragen hinzugekommen.
Mo machte sich ein bisschen Sorgen, da die Arbeit von zuhause aus Nils ermöglichte, sich vollends in den eigenen vier Wänden zu verkriechen. Aber Nils war selig, denn er konnte nun endlich beruflich das machen, was er schon immer hatte tun wollen. Immerhin hatte er sich in Mos Kletterverein einschreiben lassen und kraxelte jetzt mindestens einmal pro Woche in der Halle herum. Außerdem hatte Mo ihn zu einem Karatekurs überredet, und mindestens einmal im Monat musste er mit ihm richtig ausgehen. Mo lag einiges daran, dass Nils unter Leute kam und irgendwie … gefiel Nils das auch. Er knüpfte erste zaghafte Kontakte zu Vereinskollegen und den Leuten im Kurs.
„Sie hängen!“, rief Mo aufgeregt, legte seine Hände um Nils' Wangen und küsste ihn sanft. Dabei ließ er flink die Zunge über Nils' Lippen rutschen, eroberte seinen Mundraum und brummte. Nils hatte keine Ahnung wovon Mo sprach, aber es musste irgendetwas Tolles sein, so euphorisch wie er wirkte.
„
Wer
hängt?“, keuchte Nils, als Mo seinen Mund freigab und wunderte sich, dass ein Pazifist solche Begeisterung für den Galgen aufbringen konnte. Flink überschlug er die Tagesnachrichten, die er jeden Morgen im Internet abrief. Von drohenden Hinrichtungen war nichts berichtet worden.
„Na, die Plakate! Ich hab schon drei davon gesehen!“, erklärte Mo begeistert. Nils wurde prompt übel. Es war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Er erbleichte und rang um Fassung.
„Oh …
schön!
“, klagte er verzweifelt und klammerte sich am Tisch fest.
„Eines hängt mitten am Rathausplatz! Ist das nicht
großartig?
Besser kann man es gar nicht erwischen!“, sprudelte es aus Mo nur so heraus. Er hielt inne, bedachte Nils mit einem langen, intensiven Blick und trällerte: „Zieh dich an, zur Feier des Tags führ' ich dich zum Essen aus!“ Ehe Mo aus dem Zimmer hopste, neigte er sich noch einmal zu Nils herunter und verwickelte ihn in einen Kuss, bis ihnen beiden die Hosen spannten. Mo löste sich keuchend und seine Augen waren ganz glasig vor Erregung. Nils freute sich schon auf heißen Sex und fuhr mit der Hand über die Innenseite von Mos Schenkel, da fing dieser ihn ab und raunte:
„Zieh das rote Sakko an, in dem siehst du so heiß aus!“
„Bordeaux!“, verbesserte Nils seinen Freund und schnaufte enttäuscht.
„Okay,
bordeaux!
Wie auch immer – Hauptsache du ziehst es an!“
Auf was hatte sich Nils da eingelassen! Sein Plan hatte doch vorgesehen, sich zu verstecken und jetzt wollte Mo ihn ausführen?
Zur Feier des Tages?
Das war die Hölle.
„Mir ist nicht gut, vielleicht können wir das ja verschieben!“, rief Nils und murmelte leiser, „Auf nächsten Monat, oder besser übernächsten.“
„Was hast du denn?“, fragte Mo besorgt.
„Der Magen“, log Nils – wobei,
so
gelogen war das gar nicht.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“, fragte Mo, ging vor Nils in die Hocke, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können und streichelte ihm zärtlich über die Wange. Nils kam sich schäbig vor. Mo war so gut gelaunt und nun wollte er ihm die Stimmung vermiesen?
„Nein“, gab er zu. Er vergaß oft auf das Essen, wenn er konzentriert arbeitete.
„Dann ist es Hunger!“, diagnostizierte Mo. „Wir gehen chinesisch Essen, so wie bei unserem ersten Date, einverstanden? Und wenn du willst, füttere ich dich die ganze Zeit.“ Sie grinsten sich an. Mo hatte Nils davon erzählt wie er versucht hatte, ihn auf diese Weise zu verführen und Nils so ahnungslos geblieben war. Nils nickte.
„Fein“, freute sich Mo, stand auf und lief ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Verdammt! Nils hatte gewusst, dass eines Tages die Plakate hängen würden. Dennoch hatte er gehofft, irgendetwas würde diese
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