Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

andere Bein, „Es ist nur diese Scheiß-Kampagne! Aaahhh!“
    „Scheiß
was?
“, fragte Mo. Das ergab einfach keinen Sinn. Nils flippte vor Freunde über das Plakat völlig aus und brabbelte dabei etwas von
'nur'
und
'Scheiß-Kampagne'?
    „Was sollte es denn
sonst
sein?“, fragte Mo und musterte seinen völlig außer Rand und Band geratenen Freund. Es war ja nicht so, dass ihm dieser Ausbruch an Lebensenergie nicht gefiel – aber er kam etwas unerwartet. Wenn er wegen dieses Plakats schon so ausflippte, wie würde er dann reagieren wenn …
    „Ich dachte, da würde mein Foto hängen!“, brabbelte Nils und lachte über sich selbst.
    „Welches
Foto?
“, wunderte sich Mo. Nils funkelte ihn so verstörend dankbar an, dass ihm ganz anders wurde. Wovon redete Nils da? Mo besaß doch gar kein Foto von ihm – was übrigens eine Schande war, das musste er unbedingt ändern. Das hieß … er hatte
fast
kein Foto von ihm und streng genommen war es ja auch kein Foto von
Nils
. Da fiel der Groschen.
    „Hast du etwa gedacht …?“ Mo konnte gar nicht fassen, dass Nils so etwas wirklich geglaubt haben konnte. „Sag mal Nils, hast du etwa gedacht, ich hänge überall Plakate von der
Wichsvorlage
auf, die du mir gemacht hast?“ Nils musste nichts sagen, sein Blick sprach Bände. Mo versuchte, das irgendwie in sein Hirn reinzubekommen.
    „Wie kommst du auf die verrückte Idee, dass ich
so etwas
tun könnte?“, wollte Mo wissen. Er wusste nicht, ob er über diese Unterstellung sauer sein sollte oder sich darüber freuen, dass Nils ihn deswegen nicht zum Teufel gejagt hatte.
    „Ich dachte, das ist die Revange für Ian Yery“, erklärte Nils und in diesem Moment passierte, was
immer
passierte wenn sie unterwegs waren.
    „Hey, ja genau – Ian Yery –
daher
kommst du mir bekannt vor!“, rief ein junger Mann, der eben an ihnen vorbeigekommen war, bremste ab, zückte sein Handy und fragte: „Kann ich ein Foto von dir und mir machen? Das glauben mir meine Freunde sonst nie!“
    Nils wurde ernst, die eben noch helle Freude flutschte mit einem Mal aus ihm heraus. Mo war bereits aufgefallen, dass seinen Freund solche Vorfälle mehr störten, als ihn selbst. Jedes Mal war er danach stundenlang einsilbig und suhlte sich in Schuldgefühlen. Das durfte nicht sein, nicht heute, wo er … Mo kramte sein Handy aus der Hosentasche.
    „Nur, wenn du ein Bild von mir und meinem Freund machst“, stellte er zur Bedingung. Der Kerl salutierte fast, als er das hörte.
    „Ehrensache,
Sergeant!
“
    „Nils, möchtest du ein Foto von uns beiden machen?“, fragte Mo und der Typ reichte ihm sofort das Handy. Sehr vertrauensselig. Mo bugsierte seinen Fan bis vors Plakat und zwinkerte Nils aufmunternd zu.
'Klick-Klick'
, fertig!
    „Danke, Mann“, freute sich der Kerl, nahm das Telefon wieder an sich und klickte darauf herum, um das Ergebnis zu prüfen. Nils zog den Kopf ein und warf Mo einen verunsicherten Blick zu.
    „Wow, geil!“ Der Fan platzte fast vor Stolz. Mo schaute ihm über die Schulter und begutachtete Nils' Werk. Es zeigte in erster Linie das Plakat und in der rechten unteren Ecke ihre beiden Köpfe.
Okay
… wenn der Fan
das
schluckte sollte es Mo recht sein. Er blickte zu Nils, der verlegen grinste. Mo schmunzelte. So ein Schlingel!
    „So, und jetzt
ihr
beide!“, erinnerte sich der Kerl an den Deal und Mo reichte ihm sein Handy mit dem mulmigen Gefühl, es vielleicht nie wieder zu sehen.
    „Komm her, mein Schatz!“, bat Mo und ergriff Nils' Hand. Die Augenbrauen des Fans zuckten überrascht hoch. Nils ließ sich gegen Mos Brust sinken und schlang die Arme um ihn.
    „Wahrscheinlich kann man das Foto vergessen!“, flüsterte Mo.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass er es schluckt!“, wisperte Nils.
    „Fertig!“, rief der Fan und streckte Mo das Gerät entgegen. Er bedankte sich noch einmal und als er weitereilte schüttelte er den Kopf, murmelte zu sich selbst: „Ian Yery ist schwul, wer hätte das gedacht.“
    „Und?“, fragte Nils neugierig. Mo traute seinen Augen nicht.
    „Der hat uns verarscht!“, murmelte er. Nils sah dem Fan nach, der schleunigst das Weite suchte.
    „Das war zu erwarten, oder?“, meinte er.
    „Nein, so meine ich das nicht – schau dir das mal an“, sagte Mo und drückte Nils das Telefon in die Hand.
    „Wow!“, murmelte dieser.
    Der Fan hatte nicht nur ein Foto von ihnen gemacht, sondern eine ganze Serie. Und wie auch immer er das aus dem Handy herausgeholt hatte, die Bilder