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Ice

Ice

Titel: Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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entlang. In ihrer Mitte marschiert der Warrior. Er ist nicht zu übersehen, da er die typische Kleidung der Krieger anhat: schwere Einsatzstiefel, eine Hose in Tarnfarben und ein eng anliegendes schwarzes T-Shirt. Waffen trägt er keine, auch keine Schutzweste. Solange er keinen Dienst hat, darf er in der Öffentlichkeit keine Waffen mitführen. Sein Haar reicht ihm bis zur Schulter und besteht aus zahlreichen schwarzen Zöpfchen. Am auffälligsten sind – wie bei fast allen Kriegern – die Augen. Sie sind hellbraun, und wegen eines Katzengens in seinem Erbgut reflektieren sie das Licht.
    Der Warrior wirkt aufgelöst, rote Flecken überziehen sein Gesicht. Oh Gott, hoffentlich nicht noch mehr schlechte Neuigkeiten!
    Vater bittet ihn ins Zimmer, die Wachen müssen davor warten. Leider ist der Raum so gut isoliert, dass nicht der leiseste Laut nach außen dringt. Es dauert eine gefühlte Stunde – obwohl bestimmt nur wenige Minuten vergangen sind – bis Storm herauskommt. Er sieht irgendwie unglücklich aus. Traurig. Durcheinander. Was ist nur geschehen?
    »Ich werde Sie später noch einmal kontaktieren«, sagt Vater, dann geht der Warrior mit den Wachen davon.
    »Trent!«, brüllt Vater plötzlich, sodass ich zusammenzucke.
    Wenige Sekunden später kommt Ice angelaufen. »Was ist passiert, Sir?«
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Oh Gott, er weiß doch nichts von uns? Sofort fällt mir der Moment ein, als ich mit Ice vor dem Panoramafenster im Badezimmer gesessen habe. Was, wenn ein Warrior so gute Augen hat und sogar durch verspiegeltes Glas blicken kann?
    Nein, unmöglich! Aber was, wenn doch? Als ich hinter dem Vorhang leise aufkeuche, schaut Ice kurz in meine Richtung. Auch er wirkt alarmiert, obwohl man ihm das kaum ansieht. Ich erkenne es nur an seinen Augen, sie wirken viel dunkler. Vielleicht täuscht das aber durch den Stoff.
    Nein, Storm hat uns nicht bemerkt, sonst wäre er schon viel eher hier erschienen. Es muss etwas anderes sein.
    Ice kommt nicht so schnell aus dem Arbeitszimmer. Die Minuten ziehen sich und vergehen wie Stunden, als irgendwann endlich die Tür aufspringt und Ice herausstürmt.
    »Wir müssen alle Opfer bringen, Soldat!«, höre ich Vater rufen, bevor er zu Ice auf den Flur tritt.
    »Ja, Sir«, erwidert er, und wirkt genauso unglücklich wie Storm.
    Welche Opfer meint Vater? Muss Ice sich opfern? Und wofür? Ich will ihn nicht verlieren!
    »Wir reden morgen noch einmal, bevor wir das Haus verlassen und ich die Rede antrete. Und kein Wort zu niemandem!«
    »Ich habe verstanden, Sir«, sagt Ice mit fester Stimme, obwohl er nach wie vor zerknirscht aussieht und seine Schultern leicht herabhängen.
    Als Vater wieder in seinem Zimmer verschwindet, schlüpfe ich hinter dem Vorhang hervor. »Was ist passiert?«
    Ice dreht mir den Rücken zu und marschiert die breite Treppe nach oben.
    Ich folge ihm, wobei ich laufen muss, um mit ihm Schritt zu halten. »Von welchem Opfer hat mein Vater gesprochen?«
    In der Galerie erreiche ich ihn endlich und stelle mich vor seine Zimmertür. »Warum läufst du vor mir weg?«
    Er schaut mich nicht an. »Ich darf nicht darüber reden. Streng geheim.«
    Mein Herz rast. »Ist es wegen … uns?«
    Er schüttelt den Kopf.
    Irgendwie glaube ich ihm das nicht und frage sanfter: »Ice, was ist los?«
    »Ich darf dir nichts sagen. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe.« Seine Stimme klingt ungewohnt leise und schwach. Was hat er denn bloß?
    »Bitte, warum bist du so seltsam? Hat es doch mit uns zu tun?« Ich lege eine Hand auf seine Brust, aber er wischt sie weg. »Musst du dich opfern? Hat Vater dir irgendein Selbstmordkommando aufgetragen?« Oh Gott, ich würde ihm das zutrauen! Ich habe von solchen Aktionen gehört, dass Warrior zwielichtige Aufgaben erledigen mussten und danach aus dem Weg geräumt wurden. Meist müssen sie dann in einer der Fabriken außerhalb von White City als Wachmänner arbeiten.
    »Ich muss mich nicht opfern«, antwortet er diesmal fest, wobei sich seine Blicke mit meinen verfangen. »Sprich mich von jetzt an nicht mehr auf private Dinge an. Ich habe einen Fehler gemacht. Wir hätten nie …« Gequält sieht er mich an, schüttelt den Kopf und drückt sich an mir vorbei, um in seinem Zimmer zu verschwinden.
    Ice hat recht. Er ist nicht der Richtige. Ich könnte ohnehin nur eine heimliche Beziehung mit ihm führen, denn eine zukünftige Senatorin darf niemals mit einem Warrior zusammen sein. Das geht nicht!
    Trotzdem wurmt es mich, dass er mir

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