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Ice

Ice

Titel: Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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erkennen kann. Seine Augen sind verbunden, seine Hände und Füße gefesselt. Als ich ein kleines Kind war, gab es die einzige öffentliche Hinrichtung, an die ich mich erinnern kann: die von Andrews Mutter. Ein Warrior hat sie vor den Augen des Volkes erschossen, ihr eine Kugel genau ins Herz gejagt. Dasselbe wird Ice auch blühen.
    Vielleicht … ganz vielleicht habe ich eine Chance, ihn zu retten. In meinem Kopf spiele ich verschiedene Möglichkeiten durch. Irgendeine von meinen Ideen muss doch klappen, ich muss mich nur erst sammeln, dann überlege ich mir einen genauen Plan. Ich bin die Tochter meines Vaters, ich habe einen kühlen Verstand, genau wie er. Mir wird etwas einfallen!
    Ich atme tief durch, balle die Hände zu Fäusten und öffne die Augen. »Ich werde nach White City zurückgehen und ihn dort rausholen.« Ja, das werde ich, und sollte mein Plan nicht klappen und ich dabei sterben, bin ich nicht allein im Himmel – falls es so etwas überhaupt gibt.

Kapitel 10 – Zurück in White City

    »Vater, ich konnte entkommen«, sage ich schwer atmend, als ich vor seinen Füßen zusammenbreche. Der Portier hat mich nach oben in die Wohnung gebracht, und Vater schickt ihn hastig davon. Als wir allein sind, zieht er mich auf die Beine.
    Noch bevor er sprechen, noch bevor er an meiner Loyalität zweifeln kann, erzähle ich schnell weiter. »Ich habe gehört, wie sich Bürger über eine Exekution unterhalten haben. Stimmt es, wird mein Bodyguard heute Mittag hingerichtet?«
    Er nickt stumm.
    »Bitte, lass mich ihn erschießen, ich will mich an dem Bastard rächen, dafür dass er meine Einsamkeit ausgenutzt und sich an mir vergriffen hat.« Ich kann mit einer Waffe umgehen, weil Vater mich regelmäßig mit auf den Schießstand genommen hat, damit ich bei einem Notfall gerüstet bin. Das war auch sein Plan, sollte einmal etwas aus dem Ruder laufen. Allerdings glaubte er daran, dass es in White City immer so weitergehen würde.
    »Ich hasse ihn, ich will dieses Schwein tot sehen!« Tränen laufen über meine Wa ngen. Hoffentlich denkt er, es sind Zornestränen, doch tatsächlich vergieße ich sie, weil jedes Wort eine Lüge ist und ich Ice in Wahrheit so sehr liebe, dass es mir fast das Herz zerreißt.
    »Wie bist du entkommen?«, fragt er gewohnt kühl. Er klingt kein bisschen aufgeregt oder erfreut, weil er mich sieht.
    »Ich habe ihnen etwas vorgespielt, so getan, als sei ich schwer krank. Daraufhin haben sie mich ins Krankenhaus gesteckt und kaum noch bewacht. Als mein Aufpasser eingeschlafen ist, bin ich geflohen. Ich weiß, was sie vorhaben, wann sie kommen werden. Ich will diese Mutanten tot sehen! Ich kann dir alles verraten, all ihre Pläne.«
    »Das ist meine Tochter.« Vater umarmt mich lächelnd und streicht über meinen Rücken …
    Mirajas Stimme dringt in meine Gedankenwelt vor. »Veronica, du stellst dir das zu einfach vor. Wenn du statt auf Ice auf seine Fesseln oder einen Senator schießt, falls dir das überhaupt gelingen sollte, wird der nächstbeste Wärter dich töten.«
    Als ich meine Augen öffne, hält Miraja mich fest. Wir befinden uns wieder in dem Verhandlungszimmer im Keller der Pyramide. Der Bürgermeister ist da, Andrew, Jax, Crome und alle, die etwas zu sagen haben.
    Ich habe ihnen mehrere meiner Ideen erzählt, doch keine scheint ihnen recht zu gefallen. Nur bei einer Sache sind sich alle einig: Sie wollen den Trubel am Tag der Exekution nutzen, um White City zu stürzen. Eine friedliche Lösung liegt nicht mehr in Sicht, es wird Krieg geben, außer Jax und seine Armee können die Stadt zuvor unter ihre Gewalt bringen.
    Miraja lässt mich los und ich lehne mich seufzend im Stuhl zurück. Im Moment erscheint alles aussichtslos.
    Jax hat einen Vorschlag. »Wir könnten die allgemeine Aufregung nutzen, um endlich unsere Brüder auf die richtige Seite zu ziehen. Ihnen wird es nicht gefallen, dass ein Warrior öffentlich hingerichtet wird. So etwas ist niemals zuvor vorgekommen.«
    Ich nicke eifrig und überlege fieberhaft weiter, wie ich Ice retten kann. Die Warrior sind die Helden einer jeden Kuppelstadt, sie sorgen für Sicherheit. Ob Vater wirklich weiß, was er mit der Hinrichtung heraufbeschwören könnte? Offenbar steckt er so voller Hass und Verzweiflung, dass er nach dem letzten Strohhalm greift. »Wenn es zu einem Aufstand der Warrior kommt, wird Ice womöglich nicht erschossen. Vielleicht kann ich heimlich mit den Soldaten reden.«
    »Du wirst auf jeden Fall hierbleiben«,

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