Ice
vielleicht noch Tage haben.«
»Wir müssen sofort evakuieren«, sagt Forster.
Mark fährt sich mit zitternder Hand durch sein blondes Haar. »Ich werde zurückgehen, um die Medikamente zu holen. Egal, ob ihr das wollt oder nicht, aber ich lasse Storm nicht sterben, wenn es noch eine Chance für ihn gibt.«
Ich sehe ihm an, wie viel Angst er hat, in die Höhle des Löwen zurückzukehren, doch seine Liebe zu dem jungen Krieger scheint ihm Kraft zu schenken.
Ice stellt sich neben ihn. »Ich komme mit.« Sein strenger Blick duldet keine Widerrede.
Ich wünschte, er würde bleiben – ich fühle mich immer noch nicht schlechter.
Jax sieht die beiden stirnrunzelnd an. Offensichtlich überlegt er, ob er Mark gehen lassen will. Um Ice scheint es ihm weniger leid zu tun.
Ich kann Jax ja verstehen, schließlich sind Ice und Storm mit Sprengladungen hier eingetroffen. Mein Herz schlägt jedoch wild für meinen Beschützer, der sein Leben riskieren möchte, nur um mich gesund zu wissen.
Marks Augen werden groß. »Dann kann ich auch gleich die abhörsicheren Leitungen anzapfen. Das kann ich nicht vom Shuttle aus, dazu muss ich an das Hauptkabel des Zentralrechners, das unter dem Regierungsgebäude liegt.«
»Okay, Okay!« Jax hebt beide Hände und sagt zu Mark: »Ich hab einen Plan. Ich war dabei, als du das schon mal gemacht hast, um an die Videoaufzeichnungen über den Mord an meinen Bruder zu kommen. Ich kenne die Kanalisation wie kein anderer und bringe euch unters Krankenhaus, danach laufe ich weiter zum Regierungsgebäude. Das liegt ja in der Nähe. Mark, du musst mir nur zeigen, was genau ich zu tun habe. Du nimmst Ice mit und schleust dich ins Krankenhaus ein, um die Medis zu holen.« Jax dreht sich und deutet auf Crome. »Schnapp dir Rock. Ihr beide sorgt dafür, dass die Armee bereit ist. Bürgermeister, Sie arbeiten einen Evakuierungsplan aus. Vielleicht können die meisten in Ruinen untertauchen, die möglichst weit von der Pyramide entfernt sind.«
Während Jax Aufgaben verteilt und mir vorkommt, als wäre er hier der Chef von allem, spricht Samanthas sorgenvoller Blick Bände. Sie hat Angst um ihren Krieger, doch sie hält ihn nicht auf. Das kann sie nicht, genauso wenig wie ich Ice abhalten kann, zurückzugehen. Wenn sich diese Kerle etwas in den Kopf gesetzt haben, gibt es kein Halten. Gut, wenn man sie zum Freund hat und nicht zum Feind.
Ich springe aus dem Bett und wanke leicht, schon fängt Ice mich auf. »Du musst liegen bleiben.«
»Ist nur mein Kreislauf, vor lauter Liegen und getragen werden kommt der ja nicht in die Gänge.«
»Du solltest dich wirklich lieber ausruhen«, meint auch Samantha.
Ich blicke in die Runde. »Darf ich fünf Minuten mit Ice haben? Ich würde mich gerne von ihm verabschieden.«
Jax besteht darauf, im Raum zu bleiben, aber Samantha zieht ihn nach draußen. Sobald die Tür zufällt, werfe ich mich in Ice’ Arme. »Ich will nicht, dass du gehst. Mir geht es gut. Ich habe keine Blutvergiftung.«
Vorsichtig, als wäre ich plötzlich aus Glas, drückt er mich an seinen großen Körper. »Solange mir keiner der Ärzte das Gegenteil bestätigen kann, werde ich gehen. Außerdem kann ich den Resurern auf diese Weise meine Loyalität zeigen.«
Bedeutet das, er würde hier leben wollen? Mit mir? Oder tut er das nur, weil er weiß, dass er ohne mich nicht zurückgehen braucht? Vater würde ihn sicher töten lassen, daher möchte er hier bleiben.
Bevor ich ihn über seine wahren Absichten fragen kann, drückt er mir einen innigen Kuss auf den Mund, schaut mir tief in die Augen und wendet sich abrupt ab. »Ich muss los, wir haben schon zu viel Zeit vergeudet.«
»Ice! Ich liebe dich!«, rufe ich ihm nach. Oh Gott, ich habe es gesagt! Wie wird er reagieren?
Vor der Tür dreht er sich um und sieht mich gefühlte fünf Sekunden mit offenem Mund an. Dabei macht er einen Schritt zurück, als hätte ich ihn geschlagen, sodass er mit dem Rücken gegen die Tür knallt. »Und falls ich nicht zurückkomme«, sagt er stockend, »soll sich Andrew um dich kümmern. Er scheint wirklich in Ordnung zu sein.«
»Aber …« Bevor ich protestieren kann, ist er weg.
***
Ice, Jax und Mark sind mit einer Schienenbahn, die sich Monorail nennt, durch die Wüste gefahren, nur das letzte Stück bis zur Kuppel müssen sie zu Fuß zurücklegen. Ich sitze im Bett und versuche mich vom Nägelkauen abzuhalten. Die Männer sind kaum weg, und die Warterei zermürbt mich jetzt schon. Ich glaube, davon
Weitere Kostenlose Bücher