Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich beantrage Todesstrafe

Ich beantrage Todesstrafe

Titel: Ich beantrage Todesstrafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ich, der Staatsanwalt, der Vertreter des Staates, ich stelle mich hin und nehme diese Bestie in Schutz! Ich muß sagen: Lebenslänglich! Ich schicke ihn in ein warmes Nest, zu Freßnäpfen, zu anderen Mördern, in eine Zelle, in der sie abends Kartenspielen können wie in einer dumpfen, unheimlichen Kneipe. Ich stelle mich hin und sage: Lebenslänglich! Du hast einen Menschen umgebracht, Katucheit, die kleine Hannelore, und weil du sie umgebracht hast, sage ich, der Staatsanwalt: Ich bestrafe dich mit einem Aufenthalt auf Kosten des Staates. Du darfst nicht mehr unter die anderen Menschen, aber sonst, mein lieber Mörder Katucheit, mein neuer Staatsgast, hast du alles, was du brauchst: ein Bett, ein Zimmer, ein leidlich gutes Essen, frische Luft, ein Gärtchen, Musik, Kirche, Unterhaltung, eine eigene Zuchthauszeitung, eine Bibliothek, eine Kantine mit Leckereien … Ich hoffe, daß Sie sich wohl fühlen bei uns, lieber Herr Mörder! Werden Sie schön fett, bleiben Sie gesund, damit wir Sie in fünfzehn Jahren begnadigen können und zu Ihnen sagen: Gehen Sie hinaus, geläutert, als ein jetzt wertvolles Glied der menschlichen Gesellschaft! Und wenn's Ihnen bei uns nicht gefallen hat – so etwas kommt auch vor, dann beschweren Sie sich, bitte. Auf dem Instanzenweg! Jeder Häftling hat das Beschwerderecht! Auch Sie, Herr Mörder.«
    Doernberg lehnte sich an die Wand. Er sah zerfallen aus.
    »Das habe ich gesagt, Rosel. Das alles mit einem einzigen Satz: Ich beantrage lebenslängliches Zuchthaus … Und als ich es wagte, von der Todesstrafe zu sprechen, wurde ich angefallen wie ein räubernder Wolf, den man vernichten muß.«
    »Das ist ja entsetzlich«, sagte Rosel leise. Sie nahm seine Hände und führte ihn zum Bett.
    »Komm, zieh dich aus. Schlaf! Ich hole dir eine Tablette, ja?« Sie küßte ihn auf die Augen und streichelte sein Gesicht.
    Als sie aus der Küche zurückkam, lag er im Bett und starrte an die Decke. Mechanisch schluckte er die in Wasser aufgelöste Schlaftablette und hielt Rosels Hand fest, als sie das Glas zur Seite stellte.
    »Rosel –«
    »Ja, Walter?«
    »Ich muß um die Todesstrafe kämpfen. Ich muß kämpfen, und wenn ich dabei zugrunde gehe.« Er sah in die traurigen Augen seiner Frau und nickte. »Ich bin es allen schuldig, die einmal einem Katucheit in die Hände fallen können.« Er zog den Kopf Rosels zu sich herab und atmete den Duft ihres Haares, legte den Arm um sie und schloß die Augen.
    In der gleichen Nacht verteilte Fritz Pohlschläger in der Bendergasse von Frankfurt am Main Zigaretten an seinen Besuch, stellte eine Flasche Schnaps auf den Zimmertisch und drehte das Radio etwas lauter.
    Auf einem Sofa in der Ecke räkelte sich die schwarzhaarige Olga Katinsky. Sie arbeitete als Bardame in der Frankfurter Altstadt und ärgerte sich, daß Fritz Pohlschläger gerade den freien Ruhetag dazu ausgewählt hatte, seine Freunde zu sich zu laden.
    Die Gesellschaft war reichlich bunt.
    In der Nähe des Fensters saß breit und massig ein Mann. Vierkantiger Kopf, niedrige Stirn, Wulstlippen, etwas schräge Augen. Darunter, ohne Halsansatz, ein mächtiger Körper.
    Der Gorilla hieß Franz Heidrich, stellte sich als Obsthändler vor und wurde in eingeweihten Kreisen als ›Wimmer-Franz‹, bezeichnet, weil es eine Spezialität von ihm war, bei etwaigen Verhaftungen in Tränen der Reue und der Unschuld zu zerfließen.
    Ihm gegenüber saß, im Augenblick mit seinem Feuerzeug beschäftigt, eine äußerst elegante Erscheinung. Grauer Maßanzug, silbergrauer Seidenschlips, graue, italienische Schuhe, grauweiß gestreifte Seidensocken (er legte Wert darauf, daß man sie sah und zog die engen Hosen besonders hoch), manikürte Finger – fast ein Herr, dieser Hans Wollenczy, der bisher von Eheversprechen an alternden Frauen und von deren Bankkonten lebte.
    Entschieden interessanter war der vierte Mann in dem kleinen Zimmer. Er lehnte an der Tür, hatte die rechte Hand in der Hosentasche und ließ seinen Blick mißmutig über die drei Kameraden gleiten. Joe Dicaccio, aus USA, aus dem Staate Minnesota. Joes Leben war dunkel. Er tauchte eines Tages in Frankfurt auf und fand instinktsicher den Weg zu Fritz Pohlschläger, der damals nach Verbüßung einer Strafe wegen Einbruchdiebstahls unlustig durch die Frankfurter Bars streifte und einen neuen Job suchte. Von diesem Tage an hatten sie eine lose Arbeitsgemeinschaft und eine feste Freundschaft, die sich auch darin äußerte, daß Pohlschläger bei

Weitere Kostenlose Bücher