Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
Jacketttasche. Awleys Leibwächter zog seine Pistole und zielte auf Steins Stirn.
»Keine Bewegung!«, sagte er.
Stein lächelte: »Es ist ein Diktiergerät«, sagte er und zog es langsam an den Fingerspitzen aus der Tasche.
»Jetzt, Adrian«, sagte Klara.
Stein drückte die Abspieltaste. Die Aufnahme rauschte, aber die Stimme war deutlich zu erkennen. Sie hatten das Gespräch gestern aufgenommen, per Telefon und mit provisorischer Technik. Schuld, wusste Klara, wiegt schwer auf den Herzen von Menschen, die etwas wirklich Schlimmes getan haben, ohne es zu wollen. Viele von ihnen sind erleichtert, endlich reden zu können, wenn ihnen jemand die Beweise für ihre eigene Tat vorgelegt hat. Und der rauschende Telefonmitschnitt war diesbezüglich keine Ausnahme. Und ihr letzter Trumpf.
»Der Tag, an dem Paula starb, war der schlimmste in meinem Leben«, sagte die Stimme von Will Awley, seinem Sohn. Das Gesicht des Gouverneurs gefror in dem Moment, als acht Beamte des NYPD mit gezogenen Pistolen hinter die Secret-Service-Agenten am Fuß der Treppe traten. Vier von ihnen liefen weiter bis zu den anderen beiden.
»Und was für einen Deal bieten Sie mir an?«, fragte der Gouverneur schließlich.
»Sie treten zurück und entschädigen die Familie von Paula Macolovic. Dafür vertrete ich Ihren Sohn, wenn er sich vor Gericht für Totschlag verantworten muss, und wir geben nichts an die Presse weiter.«
Der Gouverneur schien nachzudenken.
»Und«, fügte Stein hinzu, »Sie sagen uns, warum Sie so viel Geld in die Lost Souls Foundation investiert haben.«
»Das war nur ein Gefallen für einen flüchtigen Bekannten«, sagte Awley, mittlerweile sichtlich verzweifelt. »Und ich hatte die ganzen Jahre etwas gutzumachen. Ihre Stiftung schien mir das Richtige zu tun.«
»Sie wollten sich mit Ihrer Investition in die Lost Souls Foundation reinwaschen? Und Sie wollen behaupten, dass Sie gar nichts davon gewusst haben, dass man uns einen Maulkorb anlegen wollte, was diesen alten Fall in Hyannis Port betrifft?« Thibault Stein klang beinah belustigt.
»Das hat alles Marcus Dwight ausgehandelt, damit hatte ich gar nichts zu tun!« Aus Awleys Gesicht war jede Farbe gewichen.
»Und wie genau heißt Ihr angeblich flüchtiger Bekannter?«, fragte Klara leise.
Kapitel 65
Quantico, Virginia
Freitag, 19. Oktober
»Hast du die Namen?«, fragte Sam über das Bordtelefon.
»Man könnte tatsächlich meinen, dass es damals noch keine Computer gab. Offenbar sind die auf Datenbändern gespeichert, die erst eingelesen werden müssen. Aber ich dürfte sie in fünf Minuten haben, das hat mir zumindest der vom Archiv versprochen«, antwortete Shirin.
Sam hatte Shirin alle Teilnehmer seiner damaligen Seminare heraussuchen lassen. Der Zeitraum entsprach exakt Toms Studienjahren. Sam konzentrierte sich auf Kalifornien und die Zeit nach Charlenes Tod, also den Sommer 1991 bis Winter 1995.
Lass Amelia noch am Leben sein!, ertappte sich Sam beim Beten zu einer höheren Instanz, wer immer das sein mochte. Shirins Gott, sein Gott, Donyos Buddha, jede Hilfe war ihm recht. Tom hatte angekündigt, sich mehr Zeit zu lassen. Und er wich von seinem Muster ab, sie in ihren Wohnungen zu ermorden, was bedeutete, dass er sie vermutlich bei sich zu Hause festhielt. Das Tetrodotoxin, das er verwendete, würde nicht zum Tod führen, solange Amelia künstlich beatmet wurde. Sam vermutete, dass er sich Zeit ließ, bis sie starb. Er konnte nur ahnen, welche Qualen Amelia durchstehen musste, während Sam den Pfad der Erleuchtung ging, um sie zu finden. Aber es war der einzige Weg gewesen, ihr zu helfen, auch wenn das schwer zu verstehen war. Toms Fetisch war der Moment des Todes. Vermutlich führte er sie immer wieder bis an den Rand und holte sie zurück. Es musste das Schlimmste sein, was einem passieren konnte. Sam hatte sich oft gefragt, welcher seiner Klienten für die Opfer wohl der Grausamste gewesen war? Ein Schlächter wie Karel Snow, der einem mit dem Messer die Kehle aufschlitzte wie einem Schwein? Oder ein Sexualsadist wie Rascal Hill, der seine Opfer auf einen Pfahl gesetzt hatte, damit er sich langsam in ihre Eingeweide bohrte? Sam vermutete, dass ein mehrfacher Erstickungstod auf der Skala weit oben stand.
Der Ton, mit dem sein E-Mail-Programm eine neue Nachricht ankündigte, unterbrach seine Gedanken.
Sam rief die Datei auf, die Shirin ihm geschickt hatte. Er hatte noch zehn Minuten bis zur Landung. In der Meditation war sein Unterbewusstsein
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