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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Zeitpunkt verdächtigt? Die Antwort ist simpel: Nach Ihrer Wahrnehmung waren
Sie selbst
es, der diese junge Dame in den Fall gezogen hatte. Ursache und Wirkung: Nachdem Ihr Bewusstsein Frau Werden einmal auf Seiten der Ermittler eingeordnet hatte, war die Alternative schlicht nicht mehr denkbar.»
    Ein nachdenklicher Blick auf das Tosen in der Tiefe. «Was nun jenen Tag in der Elbmündung betrifft: Der Wellengang war, zugegeben, nicht ganz so dramatisch wie hier, aber doch eindrucksvoll genug.
    Stellen Sie sich die Szene vor!
    Die Männer auf dem Kutter der Küstenwache: Sie beobachten, wie ein kleines Mädchen im roten Anorak ins Wasser stürzt, die grauen Wellen über ihm zusammenschlagen. Ihre Wahrnehmung läuft nun durch den Schwamm ihres Bewusstseins, der aufgedunsen ist von der Summe ihrer Erfahrungen: Ein kleines Mädchen, das von einem bösen Mann ins Wasser geworfen wird,
muss
ertrinken. Die Möglichkeit, dass dieser böse Mann dem kleinen Mädchen eine Schwimmweste unter den roten Anorak gezogen hat, blenden sie vollständig aus.
    Bemerken sie nichts davon, dass das Mädchen nicht versinkt? Nun, bedenken Sie, Herr Albrecht: Die Sicht ist erheblich eingeschränkt angesichts der hohen Dünung draußen auf dem Wasser. Was eine halbe Seemeile entfernt geschieht, ist in diesem Chaos nur unter Mühe auszumachen. Die Wahrnehmung wird unzuverlässig.
    Und so erliegen die Männer auf dem Kutter angesichts der Boote, die sie doch selbst per Notsignal herbeigerufen haben, einer schicksalhaften Fehleinschätzung. Sie kommen überhaupt nicht auf den Gedanken, dass man sich auf einem dieser Boote im Voraus über die genauen Strömungsverhältnisse informiert haben könnte. Dass man das kleine Mädchen womöglich längst an Bord genommen hat, während ringsum die Suche noch läuft. Sie blenden die Möglichkeit aus, dass sich auf diesem Boot Mitarbeiter des bösen Mannes befinden könnten, die …»
    «Mitarbeiter?»
    Freiligrath hob eine Augenbraue. «Offiziell natürlich Beschäftigte der Neverding Holding. Allerdings Angehörige eines kleinen Kreises von Mitarbeitern, deren Schulungsprogramm ich persönlich entworfen habe. Ein sehr effektives Programm, wie ich hinzufügen darf, weil es in einer sehr frühen Lebensphase einsetzt, in der der menschliche Geist noch aufnahmefähig ist.»
    Ein schmerzhaftes Pochen in Albrechts Schädel.
    Neverding passt nicht ins Bild.
    Sie haben Neverding vergessen.
    «Die Kinderheime», murmelte er. «Die Waisenhäuser. Sie haben diese
Kinder
 …»
    Der Traumfänger hob beschwichtigend die Hand. «Immer nur einige wenige, die sich in unseren Tests als vielversprechend erwiesen haben. Und in den letzten Jahren aus nachvollziehbaren Gründen natürlich nicht ich persönlich, sondern besonders zuverlässige …» Er hob die Schultern. «Das System ergänzt sich selbst, könnte man sagen. Die meisten Probanden sind heute selbstredend mit Tätigkeiten im Interesse der Neverding Holding betraut. Sie können sich vorstellen, dass ein Mann wie Focco Neverding angesichts des wachsenden Konkurrenzdrucks in seiner Branche besonderes Interesse an absolut loyalen Mitarbeitern hat. Ich korrigiere:
hatte
. Und er war es schließlich, der unser Projekt all die Jahre finanziert hat. Andererseits aber sind einige meiner frühesten Probanden mittlerweile selbst zu fähigen Psychologen herangewachsen, auf die ich mich blind verlassen kann.»
    Ein Nicken zu Maja.
    Albrechts Arme stützten sich auf die Brüstung.
    Lass ihn reden! Lass ihn um dein und Wolframs Leben reden!
    Gib die richtigen Stichworte – und hör zu, während der perverse Mechanismus des Falles sich vor deinen Ohren entwickelt.
    Hör zu – aber achte nicht auf Freiligrath! Achte auf Maja!
    Maja war die Täterin. Maja hatte die Waffe. Maja tötete.
    Und jetzt gab es keinen Zweifel mehr: In ihren Blick war Bewegung gekommen. Sie hörte zu und bemühte sich, das Gehörte mit dem Schwamm ihres eigenen Bewusstseins überein zu bringen.
    Welche Informationen waren neu für sie? War es vor allem die Art und Weise, wie der Traumfänger sie wiedergab, im Plauderton, während er sich in seiner eigenen Genialität sonnte?
    Vergiss Freiligrath!
    Freiligrath atmet seit einem Vierteljahrhundert gefilterte Luft und ist schon vorher nicht bei Verstand gewesen.
    Maja. Maja hat die Waffe, und Maja ist erschüttert.
    Wenn ihr eine Chance habt, Horst Wolfram und du, dann ist es Maja.
    «Sie haben dem Kind eine Gehirnwäsche verpasst», stellte Albrecht

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