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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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nicht …»
    «Wo geht es zum Keller?»
    «Der …» Der Mediziner schüttelte sich, dann deutete er auf einen bräunlichen Streifen, der der Länge des Korridors folgte. «Da …»
    Er zuckte zusammen.
    Wir beide zuckten. In diesem Moment, von einer Sekunde zur anderen, ertönte ein greller, schriller, schreiender Laut, anhaltend, auf und ab.
    Eine Alarmsirene.
    Und eine Sekunde später brach die Hölle los.
    ***
    Das Gellen der Sirenen wurde von den Wänden des Kellergewölbes zurückgeworfen. Hall und Widerhall.
    Albrecht war zu langsam gewesen.
    Das Überraschungsmoment. Im selben Augenblick, in dem er begriff, was geschah, war Maja zurück und trat wieder an Freiligraths Seite, die Waffe abwechselnd auf Wolfram und Albrecht gerichtet.
    Der Traumfänger stand auf, in demonstrativer Ruhe.
    Er will beweisen, dass er die Situation nach wie vor unter Kontrolle hat, fuhr Albrecht durch den Kopf.
    Und er
hatte
sie unter Kontrolle, voll und ganz.
    Wann mochte er damit begonnen haben, sämtliche Insassen der geschlossenen Abteilung auf einen Horror vor Feuer, Feueralarm, der Feuerwehr zu fixieren? Unmittelbar nach seiner Einweisung vermutlich.
    Der Hauptkommissar konnte sich das Chaos ausmalen, das in diesen Augenblicken auf den oberen Gängen losbrach.
    Ein Plan, seit Jahren vorbereitet, doch es musste einen Grund geben, dass der Psychologe gezwungen war, ihn jetzt so überstürzt umzusetzen:
    Friedrichs. Die niedersächsischen Beamten. Auf irgendeine Weise mussten sie erkannt haben, was in den Tiefen der Abteilung vorging.
    Ein Stechen in Albrechts Hinterkopf. Hilfe. Hilfe war unterwegs.
    «Wir werden nun einen kleinen Ausflug unternehmen», murmelte Freiligrath und nickte dem Hauptkommissar auffordernd zu. «Helfen Sie Herrn Wolfram!»
    «Was?»
    «Was er erfahren hat, hat ihn retraumatisiert. Aber er kann laufen, wenn Sie ihm helfen. – Maja!»
    Die junge Frau trat einen Schritt näher, die Pistole auf Wolfram gerichtet.
    «Die Alternative würde ich außerordentlich bedauern», erklärte Freiligrath. «Ich persönlich töte nicht, falls es noch notwendig ist, das ausdrücklich zu betonen. Insbesondere keine kleinen Mädchen. Ehrlich gesagt war ich fast ein wenig enttäuscht, dass Sie das nicht erkannt haben, nachdem Ihnen doch klar war, dass Sie einen Mann der Ehre vor sich haben. Was nun Frau Werden anbetrifft …»
    «… kann sie für sich selbst sprechen.» Maja kam noch einen Schritt näher. «Helfen Sie ihm auf! Da rüber!» Eine knappe Bewegung mit der Waffe, über den künstlichen Weiher hinweg, zu der kapellenartigen Ruine, die mit dem Mauerwerk des Kellers verwachsen schien.
    Maja tötete.
    Sie musste es nicht betonen.
    Albrecht zog den älteren Mann aus seinem Stuhl empor. Er gehorchte wie eine überdimensionierte Gliederpuppe und richtete sich auf, doch es war keine Spannung zu spüren in diesem Körper, kein Bewusstsein, keine Bewegung aus eigenem Antrieb. Schritt für Schritt gingen sie einen gepflasterten Pfad entlang zur anderen Seite des Teichs.
    Maja war zwei Schritte hinter ihnen. Ihre Waffe, Albrecht wusste es, war nicht auf ihn, sondern auf Wolfram gerichtet.
    «Stehen bleiben!»
    Freiligrath schob sich an den beiden Männern vorbei ins Innere des winzigen Rundbaus.
    Eine Sekunde später war ein zufriedenes Brummen zu hören, über den Sirenenlärm hinweg.
    Albrecht wurde vorwärtsgestoßen, Wolfram mit ihm. Ein unangenehmes Geräusch, ein Zug an seinem Arm, als die Stirn des älteren Mannes gegen das Mauerwerk schrammte.
    «Ver
dammt
!» Albrecht stützte ihn. Blut lief über Wolframs Gesicht. «Er ist verletzt!»
    Maja hob ihre Waffe eine Winzigkeit, den Lauf auf Wolfram, die Augen auf den Hauptkommissar gerichtet.
    «Wir schaffen es!», presste Albrecht hervor und fasste den älteren Mann fester.
    Wolfram gehorchte, doch Albrecht musste ihm nun jeden einzelnen Schritt weisen.
    Das Innere des Kapellenraumes war kaum größer als eine WC -Kabine. Es roch auch ähnlich. Vermutlich einer der wenigen Orte der Abteilung, an dem die verhaltensgestörten Patienten unbeobachtet waren.
    Von Freiligrath keine Spur.
    Albrecht kniff die Augen zusammen. Erst jetzt sah er einen Schatten, tiefer als die Schatten ringsum, im hintersten Winkel des Kapellenraums. Mattes Metall, funktioneller als das künstliche
Draußen
des Kellergewölbes. Eine Tür.
    Sie stand offen.
    Eine Taschenlampe flammte auf. «Bitte schön!» Einladend wies Freiligrath ins Innere.
    Ein langgestreckter Gang, Wände, Boden, Decke

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