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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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fest.
    «Warum nur …» Mit gerunzelter Stirn betrachtete ihn Freiligrath. «Warum nur klingt dieses Wort so vorwurfsvoll aus Ihrem Mund?
    Habe ich Ihnen nicht aufgezeigt, wie unzuverlässig unsere Wahrnehmung ist, wie irreführend unsere Erfahrungen und Erinnerungen?
    Die Dinge so zu sehen, wie sie sich in Wahrheit verhalten, Herr Albrecht. Diese Dinge zu erkennen: Das und nichts anderes ist das Ziel meines Programms. Es sieht keineswegs vor, junge Menschen zu seelenlosen Monstern zu erziehen.
    Vielmehr macht es sie vertraut mit – Tatsachen. Wer sorgt sich
wirklich
um mich? Wem liege ich
wirklich
am Herzen? Unsere Probanden haben ausgesprochen glückliche Erinnerungen an ihre Kindheit in den Einrichtungen der Neverding-Stiftung.
    Eben weil vielen von ihnen auch die andere Seite bekannt ist: Vernachlässigung. Misshandlung.»
    Eine wohlberechnete Pause.
    «Pures Desinteresse.
    Oder wie würden Sie solche Eltern einschätzen? Einen Vater, der den oberflächlichen Augenschein als Tatsache akzeptiert, sich verkriecht, um sich im Schmerz um seine eigene verwundete Seele zu ergehen?
    Anstatt zu
suchen
.
    Lena – Maja – ist im Wissen um solche simplen Wahrheiten aufgewachsen.»
    «Wissen Sie …»
    Plötzlich sprach Maja. Und ihre Stimme klang fremd.
    «Wissen Sie, wie selten es vorkommt, dass ein Mensch, der in der Nordsee ertrinkt, einfach verschwindet?»
    Der Hauptkommissar spürte ihre Augen auf sich.
    «In der Tat.» Freiligrath nickte. «Äußerst selten. In aller Regel wird der Körper früher oder später irgendwo angeschwemmt.»
    Der Hauptkommissar schüttelte sich.
    Überflüssig, noch einen Gedanken an den Mann zu verschwenden.
    «Maja …» Albrecht richtete seine Augen auf sie.
    Die Maske auf ihrem Gesicht war im Begriff zu zerfließen. Gedanken, Gefühle, widerstreitende Empfindungen, abzulesen wie durch poliertes Glas.
    Verwundet. Verletzt.
    Er sah ihren Seitenblick, sah, wie sie Freiligrath anschaute.
    Unsere Probanden haben ausgesprochen glückliche Erinnerungen an ihre Kindheit in den Einrichtungen der Neverding-Stiftung.
    Vermutlich hatte sie die tatsächlich.
    Doch es war unübersehbar, in welcher Weise der Traumfänger über die Mechanismen seines großen Plans geplaudert hatte – und wie Maja Werden jetzt darauf reagierte.
    Manipulation, dachte Jörg Albrecht.
    Nein, gezwungen hatte Freiligrath keinen Menschen.
Zwang
übte er genauso wenig aus, wie er
log
. Und doch war nun, nach vierundzwanzig Jahren, alles so gekommen, wie er es die ganze Zeit geplant hatte.
    Für das Opfer.
    Und die Täterin.
    Spielfiguren Maximilian Freiligraths. Betrogen, der eine wie die andere.
    Die Frau, die Ole Hartung, Kerstin Ebert und all die anderen Menschen getötet hatte. Nicht in einem Akt der Selbstverteidigung. Nicht im Affekt. In einem Monate, Jahre vorbereiteten Plan. Einem Feldzug der Rache für etwas …
    «Maja, Sie können unmöglich glauben, dass der Wahnsinn, den dieser Mann redet, die
Wahrheit
ist!»
    Sie sah ihn an. Öffnete den Mund.
    Die Waffe war noch immer auf Jörg Albrecht gerichtet, doch sie zitterte in ihrer Hand.
    Es war gespenstisch.
    Dieses Bild. Das Bild ihres Gesichts, auf dem niemals auch nur die Andeutung eines Gefühls zu lesen gewesen war: Es veränderte sich, in einer Geschwindigkeit, dass Albrecht davon schwindlig wurde.
    Ja, er hatte all das schon einmal gesehen.
    Aber nicht gestern Abend in der Pinte.
    Es war kaum eine halbe Stunde her, dass Horst Wolfram aus seiner jahrzehntelangen Totenstarre erwacht und zu den Lebenden zurückgekehrt war – um ins Angesicht seiner größten Angst zu blicken.
    Hatte Maximilian Freiligrath nicht damit gerechnet, dass genau dasselbe noch einmal geschehen könnte?
    War es ihm gleichgültig gewesen?
    Ist es tatsächlich dasselbe?, dachte Jörg Albrecht. Das Erwachen einer Schlafenden? Das urplötzliche, schockartige Begreifen?
    Die Muskeln an Majas Hals spannten sich an, als sie versuchte, zu sprechen.
    «Wa…»
    «Was Frau Werden zum Ausdruck bringen möchte …»
    «Halten Sie den Mund!», knurrte Albrecht in Richtung Freiligrath.
    «Was …», flüsterte die junge Frau. «Was ist das?
Wahrheit

    ***
    «Diese verdammte kleine Ratte!», flüsterte ich.
    Ja, Freiligrath war eine Ratte. Eine Ratte, die sich niemals in die Enge treiben ließ, immer einen Ausweg fand.
    Und die sich in bester Gesellschaft befand, falls der Traumfänger tatsächlich hier unten unterwegs war.
    Die Diode an meinem Schlüsselbund fing nicht mehr als winzige

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