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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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und krümmte den Rücken, um der Klinge zu entgehen.
    Das war knapp.
    Glenn versuchte noch zwei weitere Blitzattacken, die aber beide erfolglos blieben. Beim dritten Stoß packte Marcus den Cowboy beim Handgelenk und zog, so fest er konnte. Das Messer segelte durch die Luft und tanzte klirrend durch die Gasse. Vom eigenen Schwung wurde Glenn nach vorn gerissen. Marcus packte ihn mit ausgestrecktem Arm, riss ihn herum und trat ihm die Beine weg. Glenn knallte mit dem Kopf auf das Pflaster. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus der Lunge, und sein Körper erschlaffte.
    Schwer atmend blickte Marcus auf seinen bewusstlosen Gegner hinunter. Er war immer ein Fan von Actionfilmen und den markigen Sprüchen der Helden gewesen. Und obwohl Dirty Harry oder der Terminator die besseren Sprüche auf Lager hatten, erfüllte es ihn mit Stolz, als er nun sagte: »Game over.«
***
    »Alles in Ordnung?«, fragte Maggie besorgt, während sie ein Handy aus der Handtasche zog und es sich ans Ohr hielt. »Du blutest.«
    Marcus wischte sich einen Blutfaden von den Lippen. Er zerrieb das Blut zwischen den Fingern. »Ach, das ist nichts. Alles bestens.«
    Maggie nickte bloß. »Dad?«, sagte sie ins Handy. »Ich bin’s.«
    Während sie mit ihrem Vater sprach, beobachtete Marcus ihre Haltung, schaute in ihre Augen und lauschte ihrem Tonfall und der Stimmhöhe. Es verriet viel über einen Menschen, wie er sich nach einer überstandenen Stresssituation verhielt. Maggies Stimme war ruhig, ihr Atem ging gleichmäßig, und ihre Körpersprache ließ Selbstsicherheit erkennen. Immer wieder streifte ihr Blick über die besinnungslosen Männer, die sie überfallen hatten. Marcus hörte zwar ein kaum wahrnehmbares Zittern in ihrer Stimme, aber damit war zu rechnen gewesen. Ansonsten hielt Maggie sich verdammt gut. Sie erinnerte ihn an einen Cop, der Verstärkung anforderte.
    »Glenn und ein paar von seinen Kumpels haben mir und meiner Begleitung aufgelauert … Nein, ist nichts passiert, meine Begleitung hat sie erledigt … Ja, Dad, männliche Begleitung … Nein, du kennst ihn nicht. Jetzt ist wohl nicht der richtige Augenblick, meinst du nicht? Komm bitte her. Wir sind in einer Gasse neben der Bar. Okay. Beeil dich.«
    Sie klappte das Handy zu und steckte es in die Handtasche zurück.
    Marcus sah, dass Glenn aufzustehen versuchte, dann aber wieder zurückfiel und reglos liegen blieb.
    »Meinst du nicht, du hättest lieber den Sheriff rufen sollen als deinen Vater?«, fragte er.
    Maggie lächelte. »Mein Vater ist der Sheriff.«
    »Oh.«
    »Das ist doch kein Problem für dich? Du wärst nicht der Erste, der sich aus dem Staub macht, wenn er hört, dass mein Dad der Sheriff ist. Manche Männer sind leicht einzuschüchtern.«
    »Ich nicht, das hast du doch gesehen. Aber ich habe großen Respekt vor einem Mann mit Dienstmarke. Ich war selbst Cop, sogar in dritter Generation.«
    »Du warst?«
    »Ja. Jetzt bin ich’s nicht mehr.«
    Zum ersten Mal seit langer Zeit kam Marcus der Gedanke, dass er wieder Cop werden könnte. Dann bekam er vielleicht einen ruhigen Job als Deputy, saß am Highway im Streifenwagen und stellte ab und zu einen Strafzettel aus. Das wäre Lichtjahre entfernt von der Welt, die er hinter sich gelassen hatte. Ein Problem wäre nur die Leistungsbewertung, die sein früherer Dienstherr ihm ausstellen würde.
    Maggie ließ das Thema ruhen. Sie seufzte und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. Ihre bronzene Sonnenbräune ließ ihr Haar heller erscheinen, als es wirklich war. Sie trug kein Make-up und brauchte es auch nicht. Auf ihrem rosaroten T-Shirt stand der Schriftzug The Asherton Tap, der Name der Bar, in der sie kellnerte und in der Marcus sie an diesem Abend kennengelernt hatte. Er hatte angeboten, sie nach Hause zu bringen.
    »Die ganze Sache tut mir leid«, sagte Maggie nun. »Ich wusste, dass Glenn ein Auge auf mich geworfen hat, aber ich hätte nie gedacht, dass er so weit geht.«
    Marcus lächelte. »Mach dir keine Gedanken. Ich kann auf mich aufpassen.«
    »Das habe ich bemerkt. Du meine Güte, du hast fünf Mann fertiggemacht. Wo hast du so zu kämpfen gelernt?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Chuck-Norris-Filme.«
    »Nimm mich nicht auf den Arm. Komm, sag schon.«
    »Ich hatte ein bisschen Kampfsportausbildung und habe geboxt, als ich noch bei der Polizei war. Ich war schon als Junge ein harter Brocken. Aber wenn ich ehrlich sein soll … was hier passiert ist, war drei Teile Glück und nur ein Teil Können.«
    Er

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