Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
Straciatella und Walnuss.« »Na gut!«, denke ich dann und nehme auch noch Schoko.
Inzwischen ist Clara ohnehin aus allen Betreuungskonzepten rausgewachsen. Einen Ferienhort gibt es für sie in der weiterführenden Schule nicht mehr, dafür aber einen immer größer werdenden Hang zum Rumhängen. Als Profi-Wurschtlerin suche ich deshalb nach neuen Lösungen. Eine Kollegin mit drei Kindern berichtete, sie habe sich kürzlich ein Au-pair von Bekannten »geliehen«, die ohne ihr Aupair im Urlaub
sind. »Eine echte Winwin-Situation«, sagte die Kollegin. »Ich hatte eine flexible Betreuung, die den Ort kannte, ein Bett hatte und versichert war. Und sie konnte sich bei mir zusätzlich Geld verdienen.«
Ich hielt das für eine interessante Idee, allerdings konnte ich bisher in meinem näheren Umfeld noch kein Leih-Au-pair finden. Ich vermute stark, es handelt sich dabei um eine eher seltene Spezies.
Bleibt noch das Münchner Ferienprogramm. Dort gibt es tolle Sachen: Letztes Jahr zum Beispiel war Clara bei Mini-München, einer Stadt, die von Kindern gemanagt wird. Dort kann man Bürgermeister wählen, kleine Brötchen backen und die Stadt mit fetten Hennen begrünen. Dafür gibt es Mimüs, Taler, mit denen man zwar nicht an die Börse geht – aber an den nächsten Waffelstand.
Cool und besonders beliebt bei Mädchen auch das Zirkusfestival mit Akrobatik, Hip-Hop, Ziegendressur. Allerdings kostet eine Woche mit Betreuung 180 Euro. »Genau das ist ja das Problem«, sagte die Kollegin mit dem Leih- Au-pair. »Spannende Ferienangebote sind so teuer, dass das Geld alle ist, wenn du selbst freihast. Dann kannst du nur noch mit belegten Broten an den See fahren.« »Ja«, sagte ich, »und gerade wenn du da reinbeißen willst, triffst du den kinderlosen Kollegen, der seine Überstunden abfeiert und sagt: ›Ach ja, ihr habt ja schon wieder Ferien!‹«
Unser Ausflug nach Laus-anne
Hauptberuflich schreibe ich ja eigentlich Texte. Im letzten Sommer hatte ich jedoch einen zeitintensiven Nebenjob: Kammerjägerin. Mein Lohn? Hoffentlich nie wieder lausige Zeiten!
Im Grunde könnte ich sehr stolz sein. Denn tatsächlich habe ich es fast neun Jahre lang geschafft. Fast neun Jahre brachte ich meine Kinder tagaus, tagein in Krippen, Kindergärten und Horte. Fast neun Jahre habe ich sicher 153-mal das Schild an der Eingangstür gelesen: Wir haben Läuse! Und 153-mal dachte ich: Wir nicht! Wir haben keine Läuse. Und wir kriegen sie auch nicht! Ätsch!
Doch dann geschah es. Ich weiß es noch genau: Es war an einem Feiertag im Spätsommer. Wir waren gerade zurück aus dem Urlaub, und ich hatte nicht vor, mich gleich wieder aufzumachen in unbekannte Gefilde. Dann aber tat ich es doch. Es war ein Trip, der es wirklich in sich hatte:
Laus-anne, Tag eins, früher Morgen
Tag eins begann im Halbschlaf. Von irgendwoher kam eine Kinderhand, die an meiner Schulter ruckelte. Und dann eine Stimme: »Mama, mein Kopf juckt so.« »Mückenstiche aus den Ferien«, murmelte ich. Und dass heute frei sei. Und ich noch schlafen wolle. Doch dann hörte ich noch eine Kinderstimme in meinen verblassenden Träumen. Diese sprach die gleichen Worte: »Mama, mein Kopf juckt!« Und plötzlich saß ich senkrecht im Bett: Zwei Kinder, zwei juckende Köpfe – so viele Mücken waren doch gar nicht unterwegs gewesen. Schlaftrunken guckte ich auf die Scheitel meiner Töchter. Doch alles, was ich sah, war ein bisschen Brotaufstrich in Jettes Ponyfransen. »Läuse sehen anders aus als Nutella«, meinte Jochen, obwohl er noch nie Läuse gesehen hatte. »Aha«, sagte ich. Nach dem Frühstück ging ich trotzdem rüber ins Kinderzimmer und suchte nach der Käferlupe. Und, ja, damit sah ich sie dann auch: kleine schwarze Pünktchen, kleine weiße Pünktchen und größere bräunliche Punkte. Letztere mit Beinen. Es war das volle Programm: Nissen, Larven, ausgewachsene Läusemamas und Läusepapas. Ich stieß kurze, spitze Schreie aus!
Laus-anne, Tag eins, Mittag
Gegen Mittag kam die ganze Wahrheit ans Licht: Die lausige Sippe von Jettes Kopf hatte bereits expandiert. Und hatte es sich auch zwischen den Haarwurzeln von uns übrigen Familienmitgliedern bequem gemacht. Gegen Mittag war ich bereits perfekt gerüstet: mit Nissenkamm und Läuse-Gift. »Ersticken funktioniert mindestens genauso gut wie Vergiften«, hatte eine gewisse Susi007 im Läuse-web-chat behauptet. Es sei zudem nicht so gesundheitsschädlich für den Kopfbesitzer. Aber das Erstickungsmittel war in der
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