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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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5 (Zahl der Schulferientage). Das Ergebnis: Ein Rest von 14 Arbeitstagen, also fast drei unbetreute Wochen. Und: Eltern, die eigentlich nie gemeinsam Urlaub machen. Das ist nicht nur schlecht für die Beziehung, sondern auch nicht wirklich erholsam – weshalb wir uns meist für eine andere Variante entscheiden: Wir machen im Sommer zwei Wochen gemeinsam frei, zu Weihnachten und zu Ostern. Und in den verbleibenden neun Wochen? Wurschteln wir uns durch.
    Elterliches Durchwurschteln ist eine hochanspruchsvolle Disziplin. Die gute Nachricht ist: Man kann es lernen. Man braucht bloß ein paar ungünstige Voraussetzungen, die einem das Leben in den Ferien so richtig schwer machen:

Keine Großeltern in der Nähe
    Es soll ja Opas geben, die auf dem gleichen Grundstück wohnen wie ihre Enkel und morgens um sieben zuverlässig anrücken, um bis abends um sieben mit den
Ferienkindern Baumhäuser zu bauen. Es soll auch Großmütter geben, die an Ferienmorgen mit dem Rad vorfahren, tapfer zwei Wochen lang Leibspeisen kochen, Computerzimmer abschließen und Chips rationieren. Leider sind unsere Großeltern weit weg. Die eine Oma wohnt am anderen Ende der Republik. Man braucht ungefähr drei Tage, um die Kinder dorthin zu fahren und wieder abzuholen. Und in der Zeit dazwischen ist man nervös. Denn meine Mädchen wurden im fernen Norden mehrmals so von Heimweh geplagt, dass sie spucken mussten und alle Beteiligten hinterher resümierten: Das machen wir aber nicht so schnell wieder!
    Die andere Oma und der andere Opa sind nicht ganz so weit weg: Jette besucht sie auch gerne mal für eine Woche. Danach allerdings kann Oma Fini keine Klößchensuppe mehr sehen, und Opa Werner macht drei Kreuze, wenn er am Ende der Woche von den Fahrdiensten zum Reiterhof entbunden wird. Und wenn sein wildes Enkelkind diesmal nicht mit Papas altem Bonanza-Rad Haftpflichtschäden an den Autos der Nachbarn produziert hat.
    Das Problem bei der Sache ist auch: Das große Enkelkind, Clara, ist zwar weniger wild, will aber meistens nicht mehr mit zu Oma und Opa – zu viel Heimweh, zu wenig Internet und keine Freunde. Außerdem findet sie Reiterhöfe öde und Bonanza-Räder auch. Dies bringt mich zur nächsten Herausforderung: Um ein Wurschtel-Profi zu werden, braucht man nämlich:

Kinder mit unterschiedlichem Alter und Interesse
    Unsere Mädchen sind drei Jahre auseinander. Und das bedeutet für die Ferien: Als Jette zwei war, war Clara fünf, und die Krippe hatte andere Ferienschließzeiten als der Kindergarten. Als Clara sieben war, war Jette vier, und der Kindergarten hatte andere Ferienschließzeiten als der Hort. Die nette Hortleitung bot uns an, unser Kindergartenkind während der Kita-Schließzeiten in den Hort zu bringen. Das fand Jette toll, so bei den Großen. Und Clara peinlich: »Keiner bringt seine doofe kleine Schwester mit!«, sagte sie. »Mit Jette gehe ich da nicht hin.« Ohne Jette wollte Clara allerdings auch nicht in den Hort, jedenfalls nicht in den Ferien. Denn in den Ferien waren im Schulhort nicht unbedingt die Kinder, mit denen sie gerne spielte. Dann beschwerte sie sich: »Keiner muss in den Ferien in die Schule – nur ich, weil du arbeitest!«
    Mein schlechtes Gewissen mag solche Plattheiten. Im Chor mit Clara ruft es: »Ja, ja, das ist unmenschlich. In den Ferien gehört ein Kind nach Hause zu seiner Mutter, die mit ihm Plätzchen backt (Winterferien) oder Kränze aus Butterblumen windet (Osterferien) oder jeden Tag im Schwimmbad picknickt (Sommerferien), aber nicht in den Schulhort. Auf solche Ideen kommen nur ganz schlimme Mütter.«
    Früher hat mich diese Kritik fertiggemacht, und ich war jedes Mal kurz davor, zu kündigen. Doch dann begriff
ich: Ein Wurschtel-Profi hat nicht nur keine Großeltern in der Nähe und inkompatible Ferienschließzeiten, sondern braucht auch:

Ein dickes Fell!
    Ich sprach deshalb ein ernstes Wörtchen mit meinem Gewissen. Ich teilte ihm mit, dass es froh sein soll über Horte, die in den Ferien geöffnet haben. Und dass es tatsächlich Schlimmeres gibt, als mit dem Schlauch die Schulhofbüsche zu sprengen (und die kreischenden Erzieherinnen gleich mit). Mehrfach drohte ich meinem Gewissen, es solle aufhören mit dem Gejammer, sonst gebe es Ärger. Heute versuche ich es eher mit Bestechung: zum Beispiel, wenn ich mit den Kindern nach der Arbeit zur Eisdiele gehe. Dann sagt Jette: »Ich will Joghurt.« Und Clara: »Ich will Straciatella«, und mein schlechtes Gewissen sagt: »Ich will Joghurt und

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