Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
Vom Netzwerk:
Wohnung. Und zweitens nehme ich den Bus mit Füßen, der kommt sofort.

Mission Moneypenny
    Eigentlich wollte ich nie ein Haustier. Jette schon. Jetzt haben wir zwei: Ein Krimi ohne Agenten, dafür mit Happy End.

Ich war Dr. NO: Jahre des Widerstands
    Doch, doch, ich mag Tiere. Ich bin mit Tieren aufgewachsen. Es waren ein paar Hundert auf dem Hof meiner Eltern. Die Tiere wohnten im Stall. Und der Stall war auf dem Land. Heute wohne ich in der Stadt, viereinhalb Zimmer, Gemeinschaftsgarten. Das ist nichts für Tiere, finde ich. Tiere gehören nicht in eine Vierzimmerwohnung, Tiere gehören nach draußen. Außerdem: Wenn man mit einem Tier vernünftig umgehen will, braucht man Geduld und Zeit: Ein Tier muss gefüttert werden, erzogen, bespaßt und gepflegt. Ich habe einen Job, einen Mann, zwei Kinder, die muss ich auch füttern, pflegen, bespaßen und erziehen. Ich will kein drittes Kind. So klangen meine Argumente in den letzten Jahren. Und alles, was ich um mich herum erlebte,
gab mir recht. Julia zum Beispiel befand sich wochenlang in einer postpartalen Depression. Nachdem die Kinder auf die weiterführende Schule gingen und fast den ganzen Tag weg waren, hatte sie einen kleinen Hund angeschafft. Der Hund jaulte herzzerrei-ßend, wenn sie ihn allein ließ. »Das ist ja wie mit einem Baby. Was habe ich nur getan«, sagte Julia, als ich sie auf der Straße traf – und hatte einen glasigen Blick. Kolleginnen berichteten von Zwerghasen, die sämtliche Telefonkabel durchbissen – zu einer Zeit, als Handys noch nicht so weit verbreitet waren. Und von Kanarienvögeln, die auf die Landhausküche schissen. Wegmachen? Musste das natürlich Mama, auch wenn die Kinder vorher was anderes versprochen hatten. Nee, ich wollte kein Tier!!! Und Jochen und Clara wollten auch keins.

Sag niemals nie: Warum wir unsere Meinung änderten
    Jette kam mit dem Tierlieb-Gen auf die Welt. Keine Ahnung, von wem sie das hat – aber es fing schon früh an: Ihr erstes Wort war »Nein«, ihr zweites »Bär«, ihr drittes »Wawa«. Mit zwei umarmte sie jeden Wawa, den sie auf der Straße traf – auch wenn der das gar nicht wollte. Mit vier konnte sie den Unterschied zwischen Apfelschimmel, Rappe, Fuchs und Schecke erklären. Und mit fünf begann sie, Delfine zu malen: schwimmende
Delfine, springende Delfine, Delfinmamas mit Delfinbabys … Die Ergebnisse der Delfinbildproduktion befinden sich in einer dicken Mappe. Zusammen mit den Ergebnissen anderer Schaffensphasen: denen der Häschenphase, der Flohzirkusphase, der Giraffenphase und der Drei-Tiger-liegen-unterm-Baum-Phase. Dazu sammelt unser Kind Kuscheltiere, die in großer Zahl ihr Bett bevölkern. Und Schnecken im Hof.
    Einmal verstaute sie die Schnecken heimlich in einer Schuhschachtel im Kinderzimmer. Am nächsten Morgen waren die sechs Haustiere durch die großen Luftlöcher entfleucht, und wir fanden zwei unter der Schreibtischschublade, zwei in den Vorhangfalten und zwei gar nicht. »Wir müssen was tun«, sagte Jochen, »sonst kriegt unser Kind einen Schaden.« »Ja – oder ich«, sagte ich. Denn vor meinem geistigen Auge mutierten die verschollenen Kriechtiere bereits zu Fabelwesen mit langen Fangarmen: agentenfilmtaugliche Octopussys, die sich des Nachts über den Inhalt der vergessenen Brotzeitdose unter Jettes Hochbett hermachten. Und danach über mich.

Grüße aus Dsungarien: Wir fangen klein an
    Hamster sind nix für Kinder, die schlafen am Tag und machen nachts Radau – sagen alle. Trotzdem haben wir seit letztem Sommer eine dsungarische Zwerghamsterin.
Ich wollte, dass sie Frollein Rottenmeier heißt, aber Jette war dagegen: »Zwerghamsterinnen können nicht Frollein Rottenmeier heißen«, meinte sie, »Frollein Rottenmeiers haben Dutts und mögen keine Mehlwürmer.« Jetzt heißt Frollein Rottenmeier Lina. Und ich stelle fest: Auf Linas Zwerghamster-DNA hat offenbar auch eine tagaktive Rampensau ihr Erbe hinterlassen. Wenn Jette aus der Schule kommt, ist unser Haustier ganz aus dem Häuschen und will Futter und Aufmerksamkeit. Jette hat Lina mit Duplosteinen und Kaplahölzern einen Parcours gebaut zum Turnen. Und behauptet, es gebe auf der ganzen westlichen Hemisphäre keinen einzigen Zwerghamster, der das am Tag so gut könne wie Lina.
    Wir waren kurzzeitig erleichtert: Endlich hatten wir das tierische Problem gelöst! Hatten wir nicht. Lina war vier Monate bei uns, da bemängelte Jette, dass Lina zwar sehr süß und außerordentlich begabt im Wippe-Wippen und

Weitere Kostenlose Bücher