Ich Bin Ein Schwein
empor.
Unterwegs kam sie nur an einer einzigen Tür vorbei. Diese stand sperrangelweit offen, aber als Julie angstvoll hineinspähte, fand sie nur einen kleinen, hell beleuchteten Raum voller Monitore vor. Er war nicht hier. Julie ging weiter. Immer wenn das Licht erlosch, wartete sie stumm ab, um nicht im Dunkeln zu straucheln. Wenn es wieder anging, stieg sie weiter. In weiter Ferne, tief unter sich, hörte sie das wilde Meer mächtig gegen die Küste branden. Sie hatte 197 Stufen gezählt, als sie an ihrem Ziel anlangte. Die Treppe endete an einer kleinen, halbrunden Eisentür. Dahinter musste er sein!
Julie knöpfte ihre Jacke auf und zog das blanke Messer heraus. Es wog schwer in ihrer Hand. Unter der Tür flutete das Licht des aufflammenden Leuchtfeuers auf und ließ die scharfe Klinge funkeln. Julie zitterte vor Kälte und Furcht. Als es wieder dunkel wurde, legte sie ihre linke Hand auf die eiskalte Klinke, atmete tief durch und drückte sie leise herunter.
Die Tür schwang lautlos auf. Dahinter war es dunkel. Julie erkannte nur den Umriss des breiten, halbrunden Panoramafensters, das in der Schwärze der mondlosen Nacht schwach schimmerte. Dann lohte das Leuchtfeuer wieder auf.
Julie schloss für einen Moment geblendet die Augen. Sie zwang sich trotz der schmerzenden Helligkeit dazu, sich umzusehen. Der kreisrunde Raum war in der Mitte durch eine riesige, kompliziert aussehende Apparatur aus Stahl, Linsen und Spiegeln fast vollständig ausgefüllt. Links neben ihr stand ein schmaler Tisch, auf dem unordentlich verstreut irgendwelche Papiere lagen. Und dahinter stand der Leuchtturmwärter!
Er sah sie nicht. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und blickte ruhig über den sturmgepeitschten Atlantik. Julies Herz pochte so laut, dass sie einen Moment lang glaubte, er könne es hören. Dann erlosch das Signallicht wieder. Der Raum wurde blitzartig in Dunkelheit getaucht. Julie machte einen Schritt nach vorn, bis an den niedrigen Tisch heran. Der Leuchtturmwächter ahnte nichts von ihrer Anwesenheit. Julie umkrampfte mit klammen Fingern den Griff des Messers und hob es höher. Ihr Mund war trocken, ihre Knie weich wie Gummi.
Als das Licht wieder anging, drehte er sich um. Er erschrak sich weniger, als sie erwartet hatte. Während sein Blick auf das Messer in ihrer Hand fiel, schien ihr, als flackerte für einen winzigen Moment so etwas wie Furcht in seinen Augen auf. Er sah sie aber nur schweigend an. Ihre Blicke trafen sich.
Julie musterte ihn lange, legte dann das Messer in Zeitlupe auf den Tisch und schob es fast andächtig zu ihm herüber. Sie zog die Jacke aus, warf sie achtlos auf den Tisch und öffnete, keinen Blick von ihm wendend, mit zitternden Fingern die Bluse. Der Leuchtturmwächter nahm das Messer an sich und trat um den Tisch herum auf sie zu.
Kamikaze
Milla Dovak
Wir sind alle Verbrecher, die wir das Leben bis in die letzte Pore aufsaugen. Wir kennen keine Wahrheiten, sammeln Lügen, fahren mit Tarantino einen Road Trip.
Wir lieben den letzten Raum der Freiheit, die Liebe selbst, und die kennt kein Gebot.
Wir waren immer zu dritt, ein Pack von Hurensöhnen, streiften durch die dampfenden Nächte auf der Suche nach einer Droge, die wirklich wirkt. Ich stand unter Andreas’ Schutz und Sven hat mich gejagt.
Das Rehlein fiel.
Wir zogen Linie um Linie, ich bestand nur noch aus Kokain und seinen Küssen, der Gier nach mehr und noch mehr, hätte ich ein Messer bei mir getragen, ich hätte ihm seine zarte Brust aufgeschnitten, sein Herz rausgeholt und es genüsslich verspeist: So sehr liebte ich Sven.
Ich wusste Bescheid über seine Aktivitäten als Forscher an weiblichen Geschlechtsteilen. Es verging keine Woche ohne Eroberungsbericht. Seine sexuelle Biografie hätte Professor Kinseys Herz höher schlagen lassen.
Doch der vermeintliche Macho Sven streichelte meine Brüste mit so viel Scheu und Respekt, seine Berührungen überwarfen meine Fantasien. Wir tanzten und knutschten bis morgens um acht, dann stiegen wir endlich in ein Taxi.
Zu Hause ließ er Badewasser einlaufen, er verschwand in der Küche, ich warf meine Klamotten auf den Boden und machte es mir in der Wanne gemütlich. Dann stand er vor mir. Ich sah gebannt seinem Nacktwerden zu, bis mein Blick an seinem Ständer stehen blieb. Er stieg zu mir ins Wasser. Wir saßen uns gegenüber und liebkosten unsere geheimsten Zonen mit unseren Füßen.
Wir sahen uns noch nie so, aber so sahen wir uns immer an. Das Badewasser wurde kälter,
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