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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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vergingen, und sie blieben beste Freunde. Sven war nicht mehr an meinen Brüsten interessiert.
    Mir ging kurzfristig der Sauerstoff aus und ich verkroch mich mit Henry Miller in meiner Wohnung, soff wie Amy Winehouse und wartete auf den Masterplan. Wie eine Kuh käute ich die gemeinsame Zeit wieder, ich verschluckte mich oft, und wenn ich jemandem begegnete, brachte ich nur ein Rülpsen aus mir raus.
    Nicht mal mehr Selbstbefriedigung gelang mir, es war, als ob mir Sven einen Keuschheitsgürtel umgeschnallt hätte. Ich sprach jeden Gegenstand, jede Person mit Sven an. Sven. Die ganze Welt war Sven. Eine Amour fou, die es geschafft hatte, Andreas aus meinen Gedanken zu drängen. Ich sehnte mich nach der Zelle zurück, aus der ich mich mühsam wie ein Küken aus dem Ei geschält hatte. Die Zelle Andreas, die mir als einzigen Ausblick Sven bot. Ich sehnte mich nach dem Nest dieser geborgenen Verlogenheit; die beiden hatten mir das Böse schmackhaft gemacht. Mit einmal waren sie alle in mir versammelt, die Verrückten der Weltliteratur. Der kleine Raskolnikow in meinem Kopf spann sich ein Netz, Gregor Samsa zum Freund. Ich wartete auf den Frühling, spätestens dann würde mich Sven wieder anrufen und sich nach meiner Schlampigkeit sehnen.
    Es war an einem Mittwoch, ich war bester Laune, als ich meine Aktfotos abholte, mit denen ich mir meinen Lebensunterhalt sicherte.
    Die Bilder waren diesmal außergewöhnlich gut, ich war ein bisschen verliebt in mich selber, wie ich da als Sklavin posierte, in Nieten, Lack und Leder, den Blick ganz offen und natürlich, natürlich gespielt. Und dann Sven auf dem Display – mir stockte der Atem, der Atem der Sklavin. Ich ließ ihn auf meine Combox, sprechen und zu Hause hörte ich mir immer wieder seine Message an, bis ich jede kleinste Veränderung in seiner Stimme klar rauskristallisiert hatte. Wie ich diese Stimme liebte! Sein Singen, seinen Spott, seine Verletzlichkeit. Ich trank eine Flasche Champagner, dann rief ich ihn an. Er wollte mich ins Theater einladen: Penthesilea. Ich gab mich ausgelassen, die Verzweiflung der letzten Monate vergessend, die Stimme meiner Vagina.
    Gleich am nächsten Abend trafen wir uns. Mein Herz pochte Sturm. Penthesilea ging mir auf die Nerven, ich hätte mich am liebsten auf die Bühne geworfen, Achilles an den Haaren zu Penthesilea gezerrt und geschrieen: „Jetzt fickt endlich, und dann lasst ihr euch in Ruhe!“ Und: „Wenn ihr nicht voneinander lassen könnt, dann heiratet doch, ihr Vollidioten! Du dumme Amazone, ihr Weiber seid auch nicht der Weisheit letzter Schluss!“ Wären wir im Kino gewesen, hätte ich ihm einen geblasen, bis zum Schluss. Drei Stunden ging dieses Theater, die Anspannung beider Körper, und dann war Achilles endlich tot. Ich sprang auf und schrie: „Hurra!“
    Sven war peinlich berührt, aber ich hatte nicht umsonst Theaterwissenschaft studiert: Schließlich zeichnet sich Theater durch Interaktion aus. Danach setzten wir uns in eine Kneipe, und ich hielt einen ausführlichen Monolog über das Stück, zelebrierte meine Ansammlung Intellektualität, die ich mir noch nicht weggesoffen hatte. Die Sätze sprudelten nur so aus mir raus, er musste wohl gedacht haben, ich hätte was gezogen, war aber so respektvoll, eine solche Bemerkung zu unterlassen. Stattdessen guckte er mich mit großen Augen an, diese Seite an mir kannte er noch nicht. Wir waren auch noch nie im Theater gewesen, bisher waren wir immer selbst Akteure. Sven war mein
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, aber ich war nicht mehr
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. Diesmal gingen wir zu mir. Ich hatte mein Zimmer zuvor in ein buntes Chaos verwandelt, einzig das Bett war frisch bezogen. Ich befahl ihm, sich auszuziehen, worauf er sich von hinten an mich ranschlich, mich sanft umklammerte, meinen Bauch streichelte und hauchte: „Nicht so schnell.“ Er versuchte, mich zu einem Kuss zu bewegen. Ich zeichnete mit den Fingern seine Lippen nach und wiederholte: „Zieh dich aus!“ und schob ein gedehntes, verruchtes „Oder muss ich erst die Peitsche holen ...“ nach. Ich hatte gewonnen, das Spiel schien ihm zu gefallen. Er legte sich aufs Bett, in der Erwartung, dass ich es ihm gleichtun würde. Stattdessen holte ich meinen Vibrator aus dem Kästchen, schmiegte mich aufs Sofa, schob meinen Rock nach oben – er hatte einen Ständer. Mit höchster Vibrationsstufe bespielte ich meine Klitoris, während Sven mir gebannt zusah, seine Hände ruhten. Ich bewegte meinen Zauberstab gerade Richtung Muschi, als er

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