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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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obwohl wir dampften, und so schlich er sich ins Schlafzimmer, um die Rollos runter zu lassen.
    Ich ließ noch zweimal warmes Wasser nachlaufen, bis ich ihm folgte. Vor seinem Bett fiel mein Handtuch. Ich legte mich neben ihn. Unsere Körper berührten sich zum ersten Mal.
    Übermannt von den Zärtlichkeiten dieser Stunden, dieser Liebe, des Verrats, sah ich den Anfang und das Ende vereint. Ich wollte ficken.
    Erst liebkoste er mit seiner Zunge abwechselnd meine Brustwarzen und Ohrmuscheln, während seine kräftigen Hände meine auf das Laken drückten. Sein Zungenspiel machte mich so wild und offen, ich wimmerte, er solle mich endlich nehmen, aber er hatte Geduld. Sein Mund wanderte körperabwärts, streifte nur zufällig meine Klitoris, leckte dann meine Zehen und Zehenzwischenräume, bis ich selber Hand an mich legte. Das ließ er nicht gelten. Er küsste mich, seine rechte Hand umklammerte meinen Hals, seine linke lag kräftig in meiner rechten, ich fuhr ihm durchs Haar und klammerte mich fest, um nicht ohnmächtig zu werden. Dann drang er mit den Fingern in mich ein, unsensibel wie ein Presslufthammer, aber der Schmerz verstärkte nur meine Lust. Endlich wollte er die Hände gegen seinen formvollendeten Phallus eintauschen, ohne Gummi, ob ich ihm nicht zutrauen würde, aufzupassen, worauf ich Tic Tac Toe:
Zieht sich jetzt dein Pillermann nicht sofort ‘nen Gummi an, dann bin ich nicht mehr da
, wiedergab. Er gehorchte, und ich vergab.
    Wir hatten so viele Drogen in unseren Venen und viel zu lange auf diesen Moment gewartet, als dass uns dieses kurze Intermezzo die Lust hätte nehmen können. Im Gegenteil. Ich übernahm die Führung und stülpte ihm mit Mund den Diskussionspunkt über, er lag auf dem Rücken, und ich setzte mich langsam auf ihn, nahm sein Glied in mir auf, erst sachte, wie ein Stück Schokolade, das man auf der Zunge zergehen lässt, damit keine Geschmacksnote durch zu frühes Schlucken untergeht. Unsere Formen fügten sich ineinander zum perfekten Aquarell. Ich ließ mein Becken kreisen und massierte ihn mit meiner Muskulatur aus Stromschlägen, meine Klitoris auf und nieder reibend, dazwischen lange Küsse, und nach langem Ritt – die Erlösung. Die Wellen, die meinen Körper durchströmten, wollten gar nicht mehr enden, und mein Stöhnen ließ auch ihn ankommen.
    Ich wollte ewig in ihm ruhen, ich wollte seinen Penis als Vibratorvorlage zu Beate Uhse schicken, ich hätte ihm ein Kind geschenkt, hätte er danach gefragt. Aber er wollte kein Kind.
    Am nächsten Tag sortierte er seine Platten wie die weiblichen Orgasmen in Fellinis Cité des femmes und zeigte mir eine nicht mehr erhältliche Platte mit außergewöhnlichem Cover:
Sticky Fingers
von den Rolling Stones. Das Cover, von Andy Warhol gestaltet, zeigt einen Mann in knallengen Röhrenjeans, seine Erektion unübersehbar, und in der Hose ein funktionstüchtiger Reißverschluss eingearbeitet. Sein Faible für schöne Hüllen verstand ich nicht. Als MP3-Kind gucke ich mir Kunst im Museum an. Er meinte: „MP3 ist wie ficken mit Gummi.“
    Ich fühlte mich wie eine lebendige Gummipuppe.
    Ich blieb noch eine Nacht länger, weil mir meine Muskeln nicht gehorchten, Speed zum Frühstück, Bier zum Nachtisch, in einer Gegend, wo ich mich nicht auskannte, die viel zu schick war, um nach dem Weg zur nächsten U-Bahn zu fragen. Er berührte mich nicht mehr, zog sich
Jack Ass
rein, während mein Gehirn Urlaub machte.
    Ich schmiss mich aus der Wohnung als er noch zerzaust unter der Bettdecke lag, er, der sein Haar sonst so streng nach hinten kämmt.
    Das Dreiergespann war tot, die Pferde durchgebrannt, das Fohlen wurde zur bissigen Stute, die Lügen vermischten sich mit Wahrheit. Ich zelebrierte meine sinnlose Rache als Kampfsport auf bittersüßem Punkrock. Ich setze für beide Todesanzeigen in die Zeitung. Sven wollte, dass ich weiter seine Buchhaltung führte. Mit echter russischer Koksseele beugte ich mich über die Zahlen und ließ das Blut aus meiner Nase laufen, und die Akten sogen gierig meinen Lebenssaft auf. Sven schnaubte, ich solle das Röhrchen nicht auf dem Klo liegen lassen, es könnte ja jemand reinkommen. Er fuhr mich an, wenn ich die Zigarettenpackung in den Papierkorb schmiss. Ist ja Alu dran, und Plastik. Ich lachte spöttisch in mich rein, nur um die nächste Packung wieder in den Papierkorb zu werfen. Nach und nach schmiss ich alles da hinein, auch Tampons. Wenn Andreas vorbei kam, taten wir so, als ob nichts sei. Die Wochen

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