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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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mit sich riss, ihr klares Denken auslöschte und sie auf ihr Verlangen zurückwarf.
    Schreiend klammerte sie sich an den einzigen festen Halt, den sie noch hatte, an ihn; versenkte ihre Zunge in seinen Mund, während sie kam.
    Marcello gab nach, als er die Entladung ihres Körpers spürte und ließ zu, dass das Feuerwerk der Ekstase ihn mitriss in einen Himmel, in dem es nur sie und ihn gab: Lust, Verlangen und Erlösung.

Treffen mit Valérie
Holger Nielsson
    Blick auf die Armbanduhr: 21:08. Kolb schnaufte. Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, seinen Kanarienvogel zu füttern. Er hatte sich beeilt. Nun hockte er da. Im Dunkeln. Der Pedant verspätete sich.
    Kolb schloss die Augen. Er sah nichts dabei. Er lauschte: das statische Rauschen des Stadtverkehrs, das durch ein aufgeklapptes Fenster hereinkam; das Ticken einer großen Schrankuhr, unten im Wohnzimmer.
    Es klackerte. Aus dem Treppenhaus drang das Geräusch der sich öffnenden und schließenden Haustür zu ihm hinauf. Kolb schlug die Augen auf. Schritte stöckelten in das Treppenhaus. Kolb hielt den Atem an. Das rot geschminkte Gelächter zweier Frauenstimmen vermischte sich miteinander und den eigenen Echos. Kolb atmete aus. Kolb dachte an Zigaretten. Er war nicht nervös. Er dachte einfach nur an Zigaretten. Kolb wartete. 21:12.
    An jedem Donnerstag bestellte sich der Pedant eine Nutte ins Haus. Immer um die gleiche Zeit. Viertel nach acht. Zuerst Tagesschau, dann lässt er’s knallen. Der Pedant war dieses Mal nicht zu der gewöhnlichen Zeit nach Hause gekommen. Etwas musste ihn aufgehalten haben. Kolb streckte sich. Das lange Hocken machte sich in seinen Knochen bemerkbar. Kolb hatte vorhin eine der Schiebetüren des Wandschrankes einen Spaltbreit aufgeschoben. Nun warf er einen Blick in das Zimmer dahinter. Durch drei große Velux-Fenster kam das schwache Streulicht der umgebenden Stadt in das Zimmer das von der tief hängenden Wolkendecke zurück in Richtung Erdboden reflektiert wurde. Es fiel über den Schreibtisch mit dem aufgeklappten Notebook, schlug sich auf dem beigen Teppich und dem weißen Bettlaken nieder, glänzte schwach im verchromten Bettgestell. Ansonsten: Schattenwurf. Die Digitalanzeige des Weckers leuchtete rot. 21:38.
    Kolb beschattete den Pedanten seit drei Wochen. Der Pedant hatte einen strammen Terminplan. Sein Tagesablauf war präzise getaktet. Niemand, den Kolb zuvor observiert hatte, hatte einen derart gleichmäßigen Tagesablauf gehabt. Das machte die Beschattung leicht. Verlor er den Pedanten einmal aus den Augen, wusste er gleich, wo er ihn wiederfand. Sein richtiger Name war Werner Müller.
    22:17. Kolb war bemüht, möglichst an nichts zu denken. Kolb konzentrierte sich darauf, zu lauschen. Das Ticken der Schrankuhr. Das Rauschen der Stadt. Die beiden Frauenstimmen von vorhin lachten gedämpft aus einer Wohnung ein paar Stockwerke tiefer zu ihm herauf. Eine sang irgendetwas. Kolb erkannte das Lied nicht. Er dachte an Zigaretten.
    Gegenüber der Wohnung seiner Eltern hatte sich eine Stadtsparkassenfiliale befunden. Einmal war irgendsoein Kleinkrimineller dort eingebrochen. Kolb war noch ein Kind gewesen. Der Plan des Einbrechers war es, die ganze Nacht im Keller der Sparkassenfiliale auszuharren. Am nächsten Morgen wollte er den Filialleiter mit gezückter Waffe in Empfang nehmen und ihn dazu bringen, den Tresor zu öffnen. Der Einbrecher wusste, dass der Filialleiter immer als Erster die Bank betrat. Er hatte die ganze Nacht in dem Keller der Bank gehockt und geraucht. Eine nach der anderen. Als der Filialleiter am Morgen die Tür aufschloss, roch er gleich, was los war. Von einer nahen Telefonzelle aus rief er die Polizei. Den Erzählungen von Kolbs Eltern war zu entnehmen gewesen, dass der Einbrecher keinerlei Widerstand leistete und sich sofort ergab, als die Polizei ihn aufforderte, mit erhobenen Händen die Bank zu verlassen. Seine Waffe war eine ungeladene Schreckschusspistole gewesen. Daran musste Kolb gerade denken. Denn er dachte an Zigaretten. Er hätte sich Nikotinkaugummis mitnehmen sollen.
    22:51. Werner Müller war recht geschäftstüchtig. Er war Schwabe. Gebürtig in Heilbronn. Er betrieb drei Videotheken. Ansonsten hatte er seine Finger in zahlreichen krummen Dingern stecken. Soweit Kolbs Observierung bisher ergeben hatte, verdingte er sich in erster Linie mit Hehlerei. Er hatte aber auch andere Kontakte, die Kolb nicht zuordnen konnte. Außerdem lief da noch irgendeine Falschgeldsache. Die schien Werner

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