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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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Gesichtszügen der Blondine erkannt: die Unsicherheit, die Hoffnung, den Hauch alter Träume, die sich nie an die Wirklichkeit gewöhnt hatten. Langsam öffnete er ihre Tasche.
    Marion hielt die Luft an, während Marcello seine Hände in ihre Tasche gleiten ließ, zu den Dingen, die sie hastig hineingestopft hatte, immer die Worte des Profilers im Ohr.
    Besonders der des kleinen Notizbuches, das Marcello nun aus der Dunkelheit der Tasche hervorzauberte. Lange Zeit hatte die Polizistin kleine Anekdoten hineingeschrieben – und sie irgendwann auf ihren Computer übertragen. Das Buch hatte sie trotzdem behalten. Sie konnte sich einfach nicht davon trennen.
    Als Marcello seinen Blick von ihrem Buch hob, um sie direkt anzusehen, war Marion augenblicklich versucht, beschämt wegzuschauen. Ohne hineingesehen oder gelesen zu haben, hatte der Dieb sie durchschaut; wusste mehr über sie und ihre Träume als die meisten ihrer Freunde.
    Sie zitterte unter der Anstrengung ruhig zu bleiben; standzuhalten.
    Er hatte schöne Lippen, wirklich schöne Lippen!
    Marions zwang ihre Aufmerksamkeit weg von Marcellos Mund – zu einer Körperregion, die ihr sicherer erschien, die sich aber augenblicklich als Fehler herausstellte: Seine geschickten Finger tanzten auf dem Buchumschlag. Berührten, strichen und liebkosten.
    Ihre Haut prickelte. Eine Gänsehaut und ein leichtes Zittern übernahmen die Kontrolle und zwangen sie, sich auf die Bettkante zu setzen.
    Mit einer kleinen Geste seiner Linken gab der Taschendieb der Polizistin zu verstehen, dass sie näher kommen solle.
    Marion schloss die Augen. Marcello war, was sie sich stets gewünscht und nie bekommen hatte. Er würde jede noch so kleine Angst, jede noch so winzige Hoffnung in ihr aufspüren.
    Er würde dich verstehen und dich lieben! Mit ihm würdest du den anderen nie wieder etwas beweisen müssen!
    Alle Moral, alle Regeln und Gesetze halfen Marion nicht gegen den übermächtigen Wunsch, Marcello zu gehören und von ihm erforscht zu werden – so, wie ihre Tasche inzwischen ihm gehörte und von ihm erforscht wurde.
    Sie rückte näher, bevor sie die Augen wieder öffnete und ihm dabei zusah, wie er eine lange, schwarze Feder aus ihrem Versteck zauberte.
    Lächelnd sah Marcello die junge Polizistin durch die Feder hindurch an, drehte sie und testete, wie sich die Sichtweise und die Perspektive dadurch veränderten.
    Marion bemerkte ihr seltsames Grinsen, eine Leichtigkeit, die sie nie zuvor gespürt hatte, als Marcello ihr die Feder durch ein sanftes Pusten zuschweben ließ.
    Die Polizistin streckte zaghaft ihre Hand aus, um das fedrige Gebilde einzufangen. Als sie der Feder gerade habhaft geworden war, streckte Marcello ebenfalls seine Hand aus. Die kurze Berührung, mit der er ihr die Feder stahl, fühlte sich wie ein elektrischer Bannschlag an, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnte.
    Deswegen verharrte sie reglos, obwohl sie seine Absichten erkannte. Vorsichtig strich Marcello mit der Feder über Marions Haut, berührte ihre Stirn, zwang sie, die Augenlider zu schließen, glitt mit der Spitze ihre Wange hinab, umrandete ihren Mund … ebenso innig, wie er zuvor die Tasche verwöhnt hatte.
    Schließlich beugte sich zu ihr. Marion hatte die Augen noch immer geschlossen. Marcello küsste sie.
    Solch ein leichter und zarter Kuss!
    Als Marion die Augen öffnete, hatte sich Marcello wieder der Tasche zugewandt und den Briefbeschwerer, der normalerweise ihren Schreibtisch zierte, hervorgekramt.
    Sie lächelte, als er die kitschige Glaskugel begutachtete, die in ihrem Inneren ein Märchenschloss im Schnee barg. Zumindest lächelte sie, bis er die Kugel dazu nutzte, mit der kalten Fläche ihre Hand zu berühren und über damit ihre Arme nach oben strich. Als er sich behutsam zum Ausschnitt ihres Kleides vorarbeitete, richteten sich Marions Brustwarzen auf. Sie schrien nach Liebkosung.
    Du musst ihn stoppen! Jetzt! Sofort!
    Aber sie ließ ihn gewähren. Wollte einmal in ihrem Leben nicht ernst sein, nicht das Richtige tun – und doch das Richtige erleben.
    Doch er zog sich von ihr zurück, um abermals seine Hand in ihre Tasche gleiten zu lassen – und verharrte reglos, als er den letzten Gegenstand ertastete.
    Widersinnigerweise verspürte Marion den Drang, sich zu entschuldigen. Sie wusste genau, was er jetzt fühlte.
    Marcello zog das Paar silberne Handschellen heraus. Echte. Er würde sie bald tragen müssen. Der Preis für diese Tasche – und für ihre Besitzerin – war

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