»Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!«: Deutsche Dialoge mitgehört (German Edition)
den Bon?
Junger Mann: Ja, bitte. Ich sammle solche herausragenden Kassenzettel für meine Homepage.
Die Kassiererin guckt irritiert.
Junger Mann: Für mein Projekt »Verwisch die Spuren«.
Kassiererin: Okay.
Junger Mann: Wenn Sie mich jetzt nicht kennen würden, also jetzt vom Einkaufen, meine ich, und dann nur den Bon sehen würden mit Hubba-Bubba »Apfel« und einem Sack festkochender Kartoffeln, was würden Sie dann wohl denken?
Die Kassiererin guckt fragend.
Junger Mann: Genau! Und noch toller: Mit solchen Einkäufen mache ich Ihr Einzelhandelscomputersystem fertig. Sie wissen schon: Was kaufen die Leute so ein, Bier und Chips, Nudeln und Soße, das werten Ihre Datenspione doch alles aus und stellen die Sachen dann nebeneinander ins Regal und so, damit man das immer gleich alles zusammen kauft und mehr Geld ausgibt.
Kassiererin: Also, ich weiß nicht, wer macht denn so was?
Junger Mann: Na, die Konzerne. Die werten doch alles aus. Wir sind doch alle gläsern; Ihr Handy verrät, wo Sie sich gerade aufhalten, Ihre Einkäufe mit EC- oder Kreditkarte werden auch alle ausgewertet, Google fotografiert in Ihr Wohnzimmer.
Kassiererin: Wer fotografiert in meinem Wohnzimmer?
Junger Mann: Na, Google! Deshalb habe ich mein Projekt gestartet. »Verwisch die Spuren«. Ich zahle nur noch in bar und stelle meine Einkäufe bizarr zusammen. Machen Sie am besten mit, damit die da oben uns nicht kriegen. Verwischen Sie die Spuren, es geht um unsere Freiheit!
Klare Vorstellung
Supermarkt am Universitätscampus. Zwei Studentinnen, eine eher Typ sportlich, die andere eher intellektuell.
Intellektuelle Studentin: So, du suchst also eine Wohnung oder ein Zimmer hier in der Nähe.
Sportliche Studentin: Ja, möglichst nahe der Uni. Ariane sagte, ihr würdet eine neue Mitbewohnerin suchen.
Intellektuelle Studentin: Das stimmt. Die Person sollte weiblich sein und muss natürlich zu uns passen. Vom Typ her, meine ich. Ich bin da eigentlich recht flexibel, aber meine Mitbewohnerin achtet sehr darauf, dass die Neue auch von der Lebenseinstellung zu uns passt.
Sportliche Studentin: Verstehe.
Intellektuelle Studentin: Also, wie gesagt, ich bin flexibel. Aber meine Mitbewohnerin achtet auch auf die Weltanschauung unseres neuen WG-Mitgliedes. So vom grundsätzlichen Wertesystem her, verstehst du?
Sportliche Studentin: Klar, klingt logisch.
Intellektuelle Studentin: Heike sagt immer, dass man das, was man mit dem Arsch isst, oben auch wieder rauskotzen können muss, weißt du.
Sportliche Studentin: Ok.
Intellektuelle Studentin: Das Finanzielle ist natürlich auch so ein Thema. Wegen der Miete, meine ich jetzt. Aber natürlich auch vom Ethisch-Moralischen her. Was machst du zum Geldverdienen?
Sportliche Studentin: Ich bin Fahrrad-Kurierin.
Intellektuelle Studentin: Das passt doch perfekt!
Schwer einzutüten
Im Elektrofachmarkt an der Kasse.
Kunde mit Kaffeemaschine, Kassiererin.
Kassiererin: Möchten Sie eine Tüte oder geht das so mit?
Kunde: Muss ja.
Kassiererin: Ja, das stimmt. Möchten Sie eine Tüte oder geht das so?
Kunde: Tüten soll man ja heute nicht mehr nehmen. Wegen der Umwelt. Die sind ja alle aus Öl gemacht. Deswegen werde ich da heute drauf verzichten, wissen Sie. Sonst bekomme ich zu Hause Ärger mit meiner Frau. Die schimpft immer, wenn ich so viel Verpackungszeug anschleppe.
Kassiererin: Das finde ich vorbildlich. Viel Spaß mit Ihrer neuen Kaffeemaschine.
Kunde: Vielen Dank. Obwohl eine Tüte ja gar nicht so richtig zur Verpackung gehört; ist ja eher eine Tragehilfe. Und vor allem ist sie ein guter Sichtschutz. Damit nicht alle sehen, was ich gekauft habe. Geht ja keinen was an, finden Sie nicht?
Die Kassiererin guckt fragend.
Kunde: Meine Frau benutzt immer diese Baumwolltaschen. Aber die finde ich so schmuddelig, wissen Sie, die reinsten Viren-Mutterschiffe.
Kassiererin: Hmmm.
Kunde: Ich mach’ das heute mal ganz ohne Tüte. Das ist das Beste für die Umwelt. Auch wenn die Leute dann natürlich alle sehen können, was ich gekauft habe. Aber gut, jeder muss Opfer bringen! Wir haben die Erde ja nicht geerbt, sondern nur geliehen, sage ich immer. Nur geliehen.
Faszinierend irritierend
In der Schlange vor einem Eisstand; zwei Frauen
(etwa 35 Jahre alt), Typ »Studentin im Zweitstudium«.
Erste Frau: Weißt du, was ich Krasses am Wochenende erlebt habe? Ich war mit einem Freund an der Ostsee, und auf dem Weg dahin haben wir Musik gehört. Er hat gerade seine, wie er sagt,
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