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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Alles in Ordnung?«
    » Alles in Ordnung, John. Ich danke dir.«
    Sein Mitarbeiter drang nicht weiter in ihn und stellte so eine weitere seiner charakterlichen Qualitäten unter Beweis: Diskretion. Sie kannten sich mittlerweile viel zu gut. Offenbar ging John davon aus, dass er sich ihm beizeiten anvertrauen würde. Er konnte nicht wissen, dass dieses Mal alles anders war.
    Das Problem war unlösbar.
    Und es war Ursache für eine Angst, wie er sie noch nie in seinem Leben empfunden hatte. Schon verschiedentlich hatten sich ihm Geistliche anvertraut, denen Verbrechen gebeichtet worden waren. Jetzt verstand er ihre Verstörung und ihren inneren Konflikt mit der selbstgewählten Rolle als Diener des Glaubens und der Kirche.
    Das Siegel der Sakramente war unverletzlich. Kein Beichtvater durfte jemanden verraten, der bei ihm gebeichtet hatte.
    In keinem Fall und auf keinerlei Weise.
    Das Beichtgeheimnis durfte auch dann nicht verletzt werden, wenn dem Beichtvater oder einem anderen Menschen mit dem Tode gedroht wurde. Ein Priester, der sich nicht daran hielt, wurde latae sententiae mit sofortiger und endgültiger Exkommunikation bestraft, die nur vom Papst aufgehoben werden konnte. Was die Päpste im Laufe der Jahrhunderte nur selten getan hatten.
    Wenn die Sünde in einem Verbrechen bestand, konnte der Beichtvater dem Beichtenden vorschlagen oder ihm als für die Absolution unerlässliche Bedingung auferlegen, dass er sich den weltlichen Autoritäten stellte. Etwas anderes konnte er nicht tun. Vor allem konnte er nicht selbst die Ermittlungsbehörden einschalten, auch nicht indirekt.
    Es gab Fälle, in denen ein Teil der Beichte einem anderen Menschen berichtet werden konnte, doch immer nur mit Erlaubnis des Beichtenden und stets unter Wahrung seiner Anonymität. Dies galt für Sünden, bei denen eine Absolution nicht ohne Genehmigung des Bischofs oder des Papstes erteilt werden konnte, und es basierte auf einer Voraussetzung: Die Bitte um Absolution musste aus der Reue erfolgen, aus dem Wunsch, die Seele von einer untragbaren Last zu befreien. Mit keinem der beiden Fälle hatte Pater McKean es hier zu tun.
    Der Mann hatte der Welt den Krieg erklärt.
    Indem er Menschenleben zerstörte und Tränen, Schmerz und Verzweiflung verbreitete. Mit der Entschlossenheit des Gottes, der zu sein er in seinem Wahn behauptete, jenes Gottes, der Städte zerstört und Armeen vernichtet hatte, als noch das Gesetz des Auge um Auge und Zahn um Zahn galt.
    Nach dem kurzen Wortwechsel mit John ging er schnell in Richtung Küche, um sich nicht in komplizierte Erklärungen zu verwickeln. Soweit es ihm möglich war, setzte er eine unbekümmerte Miene auf und betrat das Haus, um mit seinen Schützlingen zu Mittag zu essen. Die freuten sich, dass er nun doch bei diesem kleinen sonntäglichen Fest mit am Tisch saß.
    Nicht alle ließen sich aber täuschen, vorneweg Mrs. Carraro. Und trotz des Gelächters und der Gespräche am Tisch merkten auch ein paar der Jugendlichen, dass irgendetwas nicht stimmte. Kathy Grande, ein siebzehnjähriges Mädchen mit einer lustigen, sommersprossenübersäten Nase, und Hugo Sael, der sich durch eine besondere Sensibilität für seine Umwelt auszeichnete, warfen ihm immer wieder verwunderte Blicke zu, als fragten sie sich, wo denn der alte Pater McKean geblieben war.
    Am Nachmittag, als fast alle im Garten waren, um den herrlichen Sonnentag zu genießen, kamen Vivien und Sundance zurück. Wenn das Mädchen traurig darüber war, dass die Wendung der Ereignisse die Behörden dazu gezwungen hatte, das Konzert abzusagen, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie wirkte gut gelaunt und schien sich zu freuen, wieder im Joy zu sein.
    Tatsächlich erzählte ihm Vivien mit fast schon euphorischen Worten, was mit ihrer Nichte geschehen war. Das Vertrauen, um das sie sich so lange bemüht hatten, schien endlich wiederhergestellt, und ihre Beziehung hatte offenbar eine ganz neue Qualität bekommen.
    Jetzt, im Sonnenlicht eines neuen Tages, wurde ihm bewusst, wie wenig er diese Begeisterung gewürdigt hatte. Er hatte sich nicht beherrschen können und die Polizistin immer wieder nach der Tragödie in der 10th Street gefragt. Fast obsessiv hatte er herauszufinden versucht, ob die Polizei irgendetwas in der Hand hatte, eine Spur, eine Verbindung, eine Vorstellung, wer für diese Zerstörung verantwortlich war. Und nur mühsam hatte er der Versuchung widerstehen können, Vivien zur Seite zu nehmen und ihr zu berichten, was geschehen

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