Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Wegen der blöden Bilder? Allesamt langweilig. Genauso langweilig, wie die neu njährige Gwen ausgesehen hatte, nachdem der Bus ihre Knochen zermalmt hatte.
Oliver wusste schon längst, was mit ihm los war. Einmal, seine Eltern hatten beide zu viel getrunken, hatte n sie zu laut gesprochen, vielleicht sogar gestritten, und er hatte alles gehört. Alles! Yep! Hirnschaden! Keine Empathie, was er sofort nachgeschlagen hatte. Eeempatiiii! Er sah sich nicht im Spiegel! Aha! Er war ein Zombie, ein Monster, ein Typ, der nachts durch die Straßen schlich und harmlose Bürger killte. Ja, so stellten sie ihn dar. Und damit er Mitgefühl lernte, schulte man ihn darin. Mit Bildern und Musik und Erzählungen.
Man erzog ihn zu einem Schauspieler, der seinen Mitmenschen Stimmungen vorspielen sollte, damit sie ihn mochten. Damit er dazu gehörte.
Schwachsinn und Zeitvergeudung!
Was wussten sie über seine Träume, über seine Wünsche, seine Ziele?
Niemand wusste, dass Oliver die Sache mit dem Pfahlmörder aufmerksam verfolgt hatte. Heimlich hatte er zwei Bücher über Serienmörder gelesen, ein Thema, das ihn faszinierte. Inzwischen kannte er den Unterschied zwischen einem Spontanmörder und einem BTK-Täter. Bind, torture, kill – fesseln, foltern, töten. Vincent Padock hatte zur zweiten Kategorie gehört. Warum ihn diese Menschen faszinierten, wusste er nicht, vielleicht nur deshalb, weil sie anders waren, so wie auch er anders war. Auch sie hatten kein Mitgefühl, von dem Oliver nur das abstraktes Bild hatte, wie es sein sollte, da er niemals wissen würde, wie es sich anfühlte.
Inzwischen hatte er gelernt, wann man lächelte, wann man welches Gesicht zog, um den Mitmenschen ein Gefühl von Normalität zu vermitteln. Dafür hatte David gesorgt.
Er wusste auch, dass seine Lust, Tiere zu töten, ein erster Indikator für eine entsprechende Formung war. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, einen Menschen zu töten. Das schien ihm zu weit hergeholt.
Er litt unter einer Antisozial en Persönlichkeitsstörung, hatte er gegoogelt. Offiziell galt er als Soziopath, obwohl eine solche Krankheit in Deutschland erst ab dem 18. Lebensjahr diagnostiziert werden durfte.
Was wussten sie darüber, wie sehr er seine Mitschüler verabscheute und inzwischen manchmal seine Eltern, die schwach, so unglaublich schwach waren. Nicht immer, aber manchmal fühlte er so. Wie sonst konnten sie ihn noch immer behandeln, als sei er ein kleines Kind. Hätschel hier, tätschel dort! Sie wussten doch, dass er einen Hirnschaden hatte, also sollten sie ihn so behandeln, wie es sich geziemte, oder? Er war kein Kind mehr. Er hatte Dostojewski gelesen und versuchte sich jetzt an Tolstoi.
So hatte er heute wieder mit Herrn Normann gesprochen, der von Anfang an darauf bestanden hatte, dass Oliver ihn David nannte.
David, aha! Na gut, wenn er es so wollte ...
Und auch heute hatte David sein Bestes versucht, unermüdlich.
Schließlich reichte David Oliver ein Messer. Ein Essmesser, stumpf und rund, eines, auf dem man, wie Papa immer sagte, bis nach Arizona reiten konnte, hahaha!
» Würdest du mir etwas tun, wenn ich dich wütend mache?«, fragte David.
Oliver begriff nicht. Was sollte das Theater?
»Würdest du mich mit dem Messer, das ich dir gegeben habe, angreifen, wenn ich dich wütend mache?«
» Warum sollte ich wütend werden?«, fragte Oliver.
» Schließe für einen Augenblick deine Augen, Oliver.«
Er tat es.
»Und nun stelle dir etwas vor, das dich ärgert. So richtig ärgert. Vielleicht jemanden, den du nicht magst, auf den du zornig bist.«
Er tat es.
»Und nun? Wie fühlst du dich dabei?«
Blöde Frage. Zornig!
Und er stieß zu. Stieß David das Messer in die Leibesmitte, so fest er konnte. Er war hochgewachsen, schmal und für sein Alter stark. Und er legte alle Wucht in den Stoß. Er würde David mit dem Messer nicht wirklich verletzen können, aber er würde diesem Affen zeigen, was geschah, wenn man sich mit ihm anlegte. Und vielleicht wollte der Therapeut das sogar, schließlich wich er nicht aus. Warum nicht?
Im Gegenteil sackte David zusammen, hielt sich den Bauch, spuckte, würgte und übergab sich auf den hellen Holzboden. So kauerte er auf den Knien und war nicht mehr als ein kotzender Sack voller Müll.
Oliver hatte in den letzten Monaten genug gelernt, um zu tun, was von ihm verlangt wurde. Er tat so, als sei er untröstlich, stammelte, es täte ihm leid
(so eine verlogene Scheiße!)
und rüttelte David an
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