Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Hatten wir dich nicht vor ein paar Tagen?«, fragte Jens, als begegne er Oliver nicht jeden Tag auf dem Schulhof.
» Ich habe nichts dabei«, sagte Oliver.
» Guckt ihn euch an«, gibbelte Jens und seine Freunde grunzten und lachten dumpf.
» Da hast du dir ja feine Freunde angeschafft«, sagte Oliver.
» Finde ich auch, Bürschchen. Auf die kann ich mich verlassen.«
» Hör auf zu quatschen«, sagte einer der beiden und ballte eine Faust. »Soll ich ihm die Zähne ausschlagen?«
» Langsam, langsam«, sagte Jens. »Nicht gleich so krass. Eins nach dem anderen. Unser Hübscher hat bestimmt ein volles Portemonnaie. Und das will ich jetzt sehen.«
Oliver blieb ruhig. Nicht schon wieder. Was sollte er Mama erzählen?
»Sag mal, weißt du, wie man seinen Eltern Geld klaut?«, fragte Jens. »Du schnappst dir für morgen fünfzig Euro und wir lassen dir deine Nase. Ansonsten machen wir sie platt und dann siehst du nicht mehr so hübsch aus, Schwuli.«
» Und was willst du dem Direktor erzählen, wenn das rauskommt?«
» Gar nichts. Denn du wirst schweigen, sonst wird es noch schlimmer.«
» Is’ so«, bestätigte der zweite Haudrauf.
» Dann lasst mich jetzt gehen.«
» Hältst du uns für dämlich?«
Ja, halte ich, hätte Oliver am liebsten geantwortet. Er verachtete die Jungen und das, was sie taten.
» Rück die Kohle raus«, zischte Jens.
» Du siehst eindeutig zu viele schlechte Filme«, antwortete Oliver.
» Jetzt, oder ich lass meine Freunde mit dir spielen.«
Oliver versuchte, in den Gesichtern der Russen zu lesen, doch das gelang ihm nicht. Er zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. Fünf Euro. Er gab sie Jens. »Mehr habe ich nicht.«
» Ist okay. Morgen sind es fünfzig, alles klar?«
» Ich verspreche dir, dass ich das Geld dabei habe. Und dann lasst ihr mich in Zukunft in Ruhe, wäre das ein Deal?«
Jens kratzte sich den Kopf. Seine Begleiter wurden unruhig.
» Einverstanden. Dann müssen es aber hundert sein.«
Am nächsten Tag stellte Oliver den Erpresser und Dieb in der Pause.
Erstaunt nahm er wahr, dass Jens zusammenzuckte. Seine Körpersprache wirkte hilflos. Er hatte vermutlich nicht erwartet, von Oliver offen angesprochen zu werden. Ohne seine Begleiter war er Nichts.
» Ich habe hundert Euro dabei«, sagte Oliver.
Jens knurrte: »Bist du bescheuert, mich hier anzuquatschen? Das machen wir nach der Schule.«
» Wirst du dich an die Abmachung halten?«
» Zieh Leine, Mann.«
» Du bekommst die hundert, aber nur, wenn wir uns alleine treffen. Ich warte nach der Schule an den Raucherbüschen.«
Jens ’ Mund schnappte auf und zu. Er wusste augenscheinlich nicht, wie er reagieren sollte.
Oliver versuchte, ihn zu beruhigen. »Ich gebe dir das Geld und verschwinde. Du lässt deine Russen in der Hundehütte und wir sind quitt.«
» Du hast doch was vor.« Nein, blöd war Jens Martin nicht.
» Ich fürchte mich vor den Russen«, log Oliver und zog ein betrübtes Gesicht, jedenfalls das, was er dafür hielt.
» Würde ich auch an deiner Stelle.«
» Also?«
» Mann, jetzt hau ab. Wir treffen uns nach der Schule an den Büschen.«
» Einer wartet auf den anderen, einverstanden?«
» Beeile dich. Und vergiss nicht ... wenn du mich verpfeifst, wird es dir schlecht ergehen.«
» Warum sollte ich das?«, fragte Oliver kleinkaut. »Hundert Euro merken meine Eltern gar nicht und ich habe Ruhe vor dir.«
Jens grunzte und Oliver gesellte sich zu seinen Mitschülern, denn die nächste Schulstunde begann.
Oliver versteckte sich in den Toiletten und wartete, bis sich das Schulgelände geleert hatte. Der Bereich, in dem ältere Schüler verbotenerweise sonst rauchten, war um diese Zeit verwaist. Es war Freitag. Jeder Schüler wollte nur noch nach Hause. Er hoffte auf Jens’ Geduld und tatsächlich wartete der Junge. Er saß auf einem rostigen Fahrradständer und paffte. Als Oliver zu ihm trat, fuhr er auf. Er sicherte nach allen Seiten, als fürchte er, dass die Kavallerie auftauchte, dann entspannte er sich.
» Mann, das hat aber gedauert.«
» Lohnt sich auch für dich«, sagte Oliver.
» Gib her und hau ab, Schwuli.«
Oliver stellte sich direkt neben Jens, Körper an Körper und öffnete seinen Rucksack. Der Fleischklopfer lag schwer und kühl in seiner Hand. Er zog ihn aus dem Rucksack, sanft und langsam, während Jens in die andere Richtung blickte und seine Kippe wegschnippte.
» Hast du’s endlich?«, fragte Jens und drehte sich zu Oliver, der den
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