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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Der Dämon hatte ihn erwischt, aber das wusste ich noch nicht. Erst drei Monate später erfuhr ich, dass es überhaupt einen Dämon gab. Damals im August – es kommt mir jetzt vor, als sei das eine Ewigkeit her – hatte noch niemand eine Vorstellung von den Schrecken, die uns bevorstanden. »Sie dachten, es sei vielleicht ein streunender Hund gewesen«, erzählte ich Margaret. »Aber die Därme lagen neben ihm auf einem Haufen.«
    »Das ist ja furchtbar«, wiederholte Margaret.
    »Da brauchst du dir keine Sorgen um das Geschäft zu machen. Zwei Leichen an einem Wochenende, das ist doch ein guter Schnitt.«
    »Mach darüber keine Witze, John.« Sie sah mich streng an. »Der Tod ist eine traurige Angelegenheit, auch wenn er uns hilft, die Hypothek abzutragen. Bist du so weit?«
    »Ja.«
    »Streck mal ihren Arm aus.«
    Ich zog den rechten Arm der Toten gerade und hielt ihn fest. Die Totenstarre macht eine Leiche so steif, dass man die Gliedmaßen kaum noch bewegen kann, hält jedoch nur etwa anderthalb Tage an. Die Frau war allerdings schon lange tot, und die Muskeln hatten sich wieder entspannt. Ihre Haut war wächsern und das Fleisch darunter weich wie Kuchenteig. Margaret sprühte den Arm mit Desinfektionsmittel ein und wischte ihn sacht mit einem Tuch ab.
    Selbst wenn der Gerichtsmediziner seine Arbeit ordentlich macht und die Leichen säubert, waschen wir sie noch einmal gründlich ab, bevor wir anfangen. Das Einbalsamieren ist ein langwieriger Prozess und erfordert große Genauigkeit. Außerdem braucht man dazu eine saubere Grundlage.
    »Es stinkt ganz schön«, sagte ich.
    »Sie.«
    » Sie stinkt ganz schön«, korrigierte ich mich. Mutter und Margaret beharrten unerbittlich darauf, dass wir mit den Toten respektvoll umgingen. Ich hingegen hielt das für sinnlos. Ein Toter war keine Person mehr, sondern nur ein lebloser Körper. Ein Ding.
    »Ja, sie riecht«, stimmte mir Margaret zu. »Die arme Frau. Hätte man sie doch nur früher gefunden.« Sie blickte zum Ventilator hoch, der sich langsam über uns drehte. »Hoffen wir, dass uns heute Abend der Motor nicht im Stich lässt.« Das sagte sie immer vor dem Einbalsamieren, es war fast wie ein ritueller Gesang. Über uns quietschte unbeirrt der große Quirl.
    »Das Bein«, sagte sie. Ich trat zum Fußende und zog das Bein gerade, damit Margaret es einsprühen konnte. »Dreh dich um.« Ich hielt das Bein fest und starrte die Wand an, während Margaret das Tuch hob und die Oberschenkel wusch. »Ein Gutes hat es ja«, fuhr sie fort. »Ich könnte wetten, dass heute oder morgen jede Witwe im County Besuch bekommt. Jeder, der von Mrs Andersons Tod erfährt, will sehen, wie es seiner eigenen Mutter geht. Das andere Bein.«
    Um ein Haar hätte ich erwidert, dass dann vermutlich auch jeder, der von Jebs Tod erfuhr, schnurstracks seinen Automechaniker aufsuchen müsste, aber Margaret mochte solche Scherze nicht.
    Wir arbeiteten am Körper, vom Bein zum Arm, vom Arm zum Rumpf, vom Rumpf zum Kopf, bis die ganze Leiche abgeschrubbt und desinfiziert war. Im Raum roch es nach Tod und Seife. Endlich warf Margaret die Lappen in den Wäschekorb und holte die Sachen zum Einbalsamieren.
    Schon als kleiner Junge, bevor Dad abgehauen war, hatte ich meiner Mutter in der Leichenhalle geholfen. Meine erste Aufgabe war die Reinigung der Kapelle gewesen. Alte Programmhefte einsammeln, Aschenbecher leeren, den Fußboden saugen und andere Hilfsarbeiten verrichten, die ein Sechsjähriger ohne Aufsicht übernehmen konnte. Als ich größer wurde, bekam ich größere Aufträge, aber erst mit zehn durfte ich bei den wirklich coolen Sachen wie dem Einbalsamieren mitmachen. Das Einbalsamieren war … ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war, als spielte ich mit einer Riesenpuppe, die ich ankleiden, baden und öffnen musste, um zu sehen, was im Innern steckte. Einmal, als ich acht war, beobachtete ich Mutter dabei. Ich linste durch eine Tür, weil ich das große Geheimnis wissen wollte. Vermutlich erkannte sie meine Beweggründe nicht, als ich in der folgenden Woche meinen Teddy aufschnitt.
    Margaret gab mir einen Baumwolltupfer, den ich festhielt, während sie der Toten kleine Wattebäusche unter die Augenlider schob. Die Augäpfel fielen bereits in sich zusammen und schrumpften, weil sie Flüssigkeit verloren. Die Watte hielt die Lider in der richtigen Lage für die Aufbahrung. So blieben die Augenlider auch geschlossen, aber Margaret legte sicherheitshalber immer noch etwas Creme

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