Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
Vom Netzwerk:
Aber das wusstest du ja. Was du nicht wusstest, ist, dass wir trotzdem weiterleben können, weil wir ein Mittel fanden. Langsam, aber sicher werden wir eine neue Gesellschaft aufbauen. Wir werden ein Ende machen mit all den Bedauernswerten, die der Tod betrogen hat. Und vielleicht wird sogar beschlossen - aber glaube mir, ich werde beten, dass es nicht so weit kommt -, dass wir dich und deine Art töten.

    Die meiner Art?, fragte er sich verblüfft. Aber er las weiter.

    Ich werde versuchen, dich zu retten. Ich erzähle ihnen, dass du viel zu gut bewaffnet bist, als dass wir dich jetzt angreifen könnten. Nutz die Zeit, die ich dadurch für dich gewinne. Zieh dich in die Berge zurück, bring dich in Sicherheit. Bis jetzt sind wir bloß eine Handvoll, Robert. Aber ich fürchte nur, dass wir bald allzu gut organisiert sein werden, und dann wird nichts, was ich sage, die anderen davon abhalten können, dich umzubringen. Bitte, Robert, fang jetzt ein neues Leben an, solange du noch die Chance dazu hast.
    Ich weiß, dass du mir vielleicht nicht glauben wirst. Du wirst vielleicht nicht glauben, dass wir bereits für kurze Zeit in der Sonne bleiben können. Du wirst vielleicht nicht glauben, dass meine Bräune nur Make-up war. Du wirst vielleicht nicht glauben, dass wir mit dem Bazillus leben können.
    Deshalb lasse ich dir eine meiner Pillen hier.
    Ich nahm sie die ganze Zeit, während ich bei dir war. Ich hatte sie in einem Gürtel unter meinem Kleid aufbewahrt. Du wirst feststellen, dass sie aus einer Mischung von defibriniertem Blut und einem Arzneimittel besteht, aber welchem, weiß ich nicht. Das Blut dient dazu, den Bazillus zu nähren, und das Mittel verhindert seine Vermehrung. Die Entdeckung dieser Mischung bewahrte uns vor dem Tod und hilft uns nun, eine neue Gesellschaft zu begründen.
    Bitte, Robert, glaub mir - und fliehe!
    Und vergib mir. Ich wollte dir nicht wehtun. Es hat mich fast selbst umgebracht, als ich den Holzhammer nehmen und auf dich einschlagen musste. Aber ich hatte so schreckliche Angst vor dem, was du tun würdest, wenn du den Bazillus in meinem Blut entdecktest.
    Und verzeih mir, dass ich dich so anlügen musste. Aber bitte glaub mir das eine: Als wir in der Dunkelheit beisammenstanden und uns so nahe waren, da habe ich dich nicht bespitzelt, sondern wirklich geliebt.
    Ruth

    Er las den Brief ein zweites Mal. Dann sanken seine Hände kraftlos in den Schoß und er starrte blicklos zu Boden. Er konnte es nicht glauben. Langsam schüttelte er den Kopf und versuchte es zu verstehen, aber es gelang ihm nicht.
    Auf wackeligen Beinen schleppte er sich zur Werkbank. Er griff nach der kleinen bernsteinfarbenen Pille, betrachtete sie in seiner Hand, roch daran, probierte ein winziges Stück davon. Alle Sicherheit, die die Vernunft ihm verliehen hatte, ebbte dahin. Alles, was seinem Leben Halt gegeben hatte, brach zusammen, und die Angst griff nach seinem Herzen.
    Doch wie könnte er die Beweise widerlegen? Die Pille? Die Bräune, die von ihren Beinen abgefärbt war? Dass sie tatsächlich im Sonnenschein herumspaziert war? Ihre Reaktion auf den Knoblauchgeruch?
    Er setzte sich auf den Hocker und starrte hinunter auf den Holzhammer, der auf dem Boden lag. Langsam, schwerfällig dachte er über alles nach.
    Als er sie das erste Mal gesehen hatte, war sie vor ihm davongelaufen. War das nur eine Finte gewesen? Nein, es hatte ganz so ausgesehen, als hätte sie sich wirklich gefürchtet. Er musste sie durch seinen Schrei erschreckt haben. Ohne Zweifel hatte sie ursprünglich so etwas erwartet, doch dann war sie wahrscheinlich so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie gar nicht mehr an ihren Auftrag gedacht hatte. Dann, später, als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, hatte sie ihm einreden wollen, dass ihre Reaktion auf Knoblauch ihrem kranken Magen zuzuschreiben war. Und sie hatte gelogen und gelächelt und hoffnungsloses Abfinden mit ihrer Lage vorgetäuscht, und so nach und nach geschickt alles von ihm erfahren, was zu erkunden man sie beauftragt hatte. Und als sie gehen wollte, konnte sie wegen Cortman und der anderen nicht. Da war er aufgewacht. Sie waren sich so nahe gewesen, sie ...
    Seine Faust, von der die Knöchel sich weiß abhoben, sauste auf die Bank hinab. »Da habe ich dich ... wirklich geliebt.« Lug und Trug! Er zerknüllte den Brief und warf ihn verbittert von sich.
    Die Wut verstärkte den stechenden Schmerz in seinem Kopf. Er presste beide Hände an die Schläfen und schloss

Weitere Kostenlose Bücher