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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Innenminister Pakistans, William Hague, amtierender Außenminister von Großbritannien, und Scheich Abdullah Bin Zayed Al Nahyan, Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Aber auch sie durften mich nicht sehen. Doch die Ärzte unterrichteten sie über meine Fortschritte, und sie sprachen mit meinem Vater. Dieser war entsetzt, weil der Minister bei seinem Besuch zu ihm sagte: »Sagen Sie Malala, sie soll der Nation erneut ihr Lächeln schenken.« Genau das konnte ich in diesem Moment aber nicht.
    Rehman Malik teilte mit, dass der Mann, der mich angeschossen hatte, Attaullah Khan heiße, einer der Taliban, die 2009 , während der Militäroffensive, im Swat verhaftet, aber nach drei Monaten wieder freigelassen worden seien. Medienberichten zufolge hatte er am Jehanzeb-College einen Abschluss in Physik erworben. Malik behauptete, der Plan, mich zu töten, sei in Afghanistan ausgeheckt worden. Jetzt hätte er eine Belohnung von einer Million Dollar für die Ergreifung von Attaullah ausgesetzt, auch würde er versprechen, dass man ihn finden würde. Wir hatten da unsere Zweifel. Kein Attentäter war je dingfest gemacht worden, weder der Mörder von Benazir Bhutto noch die Hintermänner des Anschlags auf General Zia oder der Mörder unseres ersten Premierministers Liaquat Ali Khan.
    Nur zwei Personen waren nach dem Attentat auf mich verhaftet worden: unser lieber, bedauernswerter Fahrer Usman Bhai Jan sowie der Schulverwalter, der den Anruf von unserem Fahrer mit der Nachricht von dem Anschlag entgegengenommen hatte. Der Schulverwalter wurde bereits nach wenigen Tagen wieder freigelassen, aber Usman Bhai Jan befand sich immer noch in Armeegewahrsam. Es hieß, man brauche ihn, um die Leute zu identifizieren. Darüber waren wir sehr aufgebracht. Warum hielten sie Usman Bhai Jan fest, statt Attaullah zu verhaften?
    Die Vereinten Nationen teilten uns mit, sie würden den 10 . November, genau einen Monat und einen Tag nach dem Attentat auf mich, zum Malala-Tag erklären. Es gab nun auch eine Petition, man solle mich doch für den Friedensnobelpreis vorschlagen.
    Mich interessierte das zu diesem Zeitpunkt recht wenig, denn ein großer Eingriff stand mir bevor, in der mein Gesichtsnerv in Ordnung gebracht werden sollte. Die Ärzte hatten Tests mit elektrischen Impulsen gemacht. Der Nerv hatte aber nicht reagiert, daher gingen sie davon aus, dass er doch durchtrennt war und dass ich bald operiert werden müsse, weil sonst mein Gesicht gelähmt bleiben würde. Das Krankenhaus hatte die Medien zwar regelmäßig über meinen Gesundheitszustand informiert, doch hierüber war nichts nach außen gedrungen.
    Am 11 . November wurde ich in den OP -Saal gebracht. Ein Chirurg namens Richard Irving sollte mich operieren. Er hatte mir erklärt, dieser Nerv steuere die ganze Gesichtshälfte. Seine Aufgabe sei es, mein linkes Auge wieder dazu zu veranlassen, dass es sich öffnen und schließen könne, meine Nase zu bewegen, meine linke Braue zu heben und mich zum Lächeln zu bringen.
    Den Nerv wieder zusammenzunähen war Feinarbeit. Die Operation dauerte insgesamt achteinhalb Stunden. Zuerst räumte der Chirurg den Gehörgang von Narbengewebe und Knochensplittern frei. Dabei stellte er fest, dass das linke Trommelfell verletzt war. Er folgte dem Verlauf des Gesichtsnervs von seinem Eintritt in den Schädel am Schläfenbein bis zu seinem Austritt und entfernte dabei zahlreiche weitere Knochensplitter, die meinen Unterkiefer blockierten. Vor der Austrittsstelle fehlte ein zwei Zentimeter langes Stück des Nervs. Um das fehlende Stück zu überbrücken, führte er den Nerv, der normalerweise hinter dem Ohr verläuft, vor dem Ohr vorbei. Der Eingriff verlief gut, doch es brauchte drei Monate, bis meine linke Gesichtshälfte allmählich wieder beweglich wurde.
    Nach der Operation musste ich jeden Tag Gesichtsübungen vor einem kleinen Spiegel machen. Dr. Irving hatte mir gesagt, dass ich innerhalb von sechs Monaten wieder weitgehend okay wäre. Zu meiner Freude konnte ich bald wieder lächeln und zwinkern. Woche für Woche beobachteten meine Eltern, wie das Leben in mein Gesicht zurückkehrte. Obwohl es mein Gesicht war, waren meine Eltern wohl am glücklichsten darüber, dass es wieder fast so war wie vorher. Später sagte der Chirurg, dass er in 20 Jahren Gesichtsnervenchirurgie keinen erfolgreicheren Eingriff gehabt hätte. Alles sei nun zu 86 Prozent wiederhergestellt.
    Und noch ein positives Resultat gab es: Endlich hörten meine

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