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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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abschlagen können. Zardari war schließlich nicht nur unser Staatschef, sondern überbrachte uns darüber hinaus die Botschaft, dass die Regierung für meine Behandlungskosten aufkommen würde. Immerhin beliefen sie sich auf circa 200000  Pfund. Und man hatte für meine Eltern eine Wohnung in Birmingham angemietet, so dass sie aus dem Studentenwohnheim ausziehen konnten.
    Das Treffen fand am 8 . Dezember statt, an einem Samstag. Man hätte meinen können, wir spielten in einem James-Bond-Film mit. Vor dem Queen Elizabeth Hospital hatten sich zahlreiche Journalisten versammelt, die davon ausgingen, der Präsident würde mich im Krankenhaus aufsuchen. Stattdessen wurde ich in einen dicken lilafarbenen Parka gesteckt. So vermummt, wurde ich durch den Personaleingang hinausgebracht und mit einem Krankenwagen zur Krankenhaushauptverwaltung chauffiert. Wir fuhren an den Journalisten und Fotografen vorbei, die teilweise sogar auf Bäume geklettert waren. Trotzdem hat keiner etwas gemerkt.
    Nun saß ich dort in einem Büro und wartete. Zusammen mit meinem Bruder Atal spielte ich ein Computerspiel mit kegelnden Wichteln. Ich schlug ihn sogar, obwohl ich das Spiel noch nie gespielt hatte. Als Zardari und seine Begleiter in zwei Autos eintrafen, führte man sie durch die Hintertür herein. Er war von etwa zehn Leuten umgeben, darunter sein Stabschef, sein Militärbeauftragter sowie der Botschafter von Pakistan, der Dr. Fiona als meinen Vormund abgelöst hatte, bis meine Eltern nach Großbritannien gekommen waren.
    Als Erste sprachen die Ärzte mit Zardari und legten ihm nahe, mein Gesicht nicht zu erwähnen. Danach kam er mit seiner jüngsten Tochter Asifa, die ein paar Jahre älter ist als ich, zu mir. Sie brachten mir einen Blumenstrauß. Ich sagte dem Präsidenten, dass ich mich weiter für die Schulbildung von Mädchen einsetzen würde. Er aber meinte: »Du hast deine Aufgabe erfüllt. Jetzt ruh dich aus und lass uns das machen.« Dann berührte er mein Haupt, was bei uns Tradition ist, doch mein Vater saß dabei auf Kohlen, denn es fehlte mir ja ein Stück Schädelknochen. Unter dem Schal war dort nur eine Delle.
    Danach sprach Zardari mit meinem Vater. Mein Vater sagte, es sei ein großes Glück, dass Großbritannien uns aufgenommen habe. »In Pakistan hätte meine Tochter vielleicht auch überlebt. Doch sie hätte nie eine solche therapeutische Rehabilitation bekommen wie hier. Dann wäre sie jetzt vielleicht für immer verunstaltet. So aber wird ihr Lächeln zurückkehren.«
    Zardari ordnete an, die Botschaft solle meinem Vater eine Stellung als Bildungsattaché geben, damit er ein Einkommen habe, solange wir in England bleiben müssten. Außerdem würde er so einen Diplomatenpass erhalten und müsse kein Asyl beantragen. Mein Vater war erleichtert, er hatte sich ohnehin schon gefragt, wie er all das bezahlen sollte. Gordon Brown in seiner Funktion als UN -Sonderbeauftragter für Bildung hatte meinem Vater ebenfalls einen – allerdings unbezahlten – Beraterposten angeboten. Der Präsident meinte, es spräche nichts dagegen, wenn mein Vater beide Posten annähme. Nach dem Treffen beschrieb Asif Ali Zardari mich vor Journalisten als »bemerkenswertes Mädchen, das Pakistan zur Ehre gereicht«.
    Doch nicht alle in Pakistan waren dieser Meinung. Mein Vater hatte zwar versucht, es vor mir geheim zu halten, doch ich wusste, dass es Leute gab, die behaupteten, mein Vater habe auf mich geschossen oder auf mich sei überhaupt nicht geschossen worden und wir hätten die ganze »Show« nur aufgezogen, um ausreisen zu können.
    ***
    2013 begann – und das neue Jahr wurde zu einem glücklichen Jahr, als ich Anfang Januar das Krankenhaus verlassen und endlich wieder mit meiner Familie leben konnte.
    Die Botschaft von Pakistan hatte zwei möblierte Appartements in einem Hochhaus im Zentrum von Birmingham für uns gemietet. Die Appartements lagen im zehnten Stock – so hoch oben hatte noch keiner von uns gewohnt. Ich zog meine Mutter ein bisschen damit auf, hatte sie doch damals, nach dem Erdbeben, als wir in einem zweistöckigen Haus wohnten, geschworen, sie würde nie wieder in ein »Hochhaus« ziehen. Mein Vater erzählte, sie habe bei dem Anblick des Appartementhauses schreckliche Angst gehabt. Sie sagte: »Bestimmt sterbe ich in dem Aufzug!«
    Doch wir waren glücklich, wieder zusammen zu sein. Mein Bruder Khushal war nervig wie immer. Die Jungen langweilten sich, während sie, eingepfercht und weit weg von ihrer

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