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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1
Autoren: Aufbau
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Küchentisch sitzen, öffne und schließe meine Hände, atme tief ein und versuche, im Inneren ganz zur Ruhe zu kommen, damit die Lichter gedämpft werden – natürlich klappt es nicht.
    Das Haus sieht noch ziemlich chaotisch aus bis auf die wenigen Dinge, die Henri erledigt hat, während ich in der Schule war. Ich weiß, dass er schon jetzt ans Weiterziehen denkt, aber noch besteht ein Fünkchen Hoffnung, ihn überreden zu können, dass wir hierbleiben. Vielleicht fällt ihm die Entscheidung leichter, wenn er beim Aufwachen das Haus sauber und aufgeräumt vorfindet.
    Ich fange mit meinen Zimmer an, staube ab, putze die Fenster und kehre den Boden. Als alles sauber ist, werfe ich Laken, Kissenbezüge und Decken aufs Bett, dann hänge ich meine Kleider auf oder lege sie zusammen. Die Kommode ist alt und wacklig, aber ich fülle sie und stelle dann die paar Bücher darauf, die ich besitze. Und sieh an – so schnell ist das Zimmer sauber, alle meine Habseligkeiten sind eingeräumt, alles ist ordentlich.
    Ich gehe in die Küche, räume das Geschirr ab und wische die Platten. Das lenkt mich ab, sodass ich nicht unentwegt über meine Hände nachgrübele.
    Beim Saubermachen denke ich an Mark James. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich jemandem widersetzt. Schon oft habe ich das gewollt, aber nie getan, weil ich Henris Rat befolgen und nicht auffallen wollte. Ich habe immer versucht, den nächsten Umzug so lange wie möglich hinauszuzögern,brav zu sein. Aber heute war es anders. Es hat sich gut angefühlt, zurückzuschubsen, wenn man herumgestoßen wird.
    Und dann ist da noch mein gestohlenes Handy. Sicher, wir können uns leicht ein neues besorgen, aber wo bleibt dann die Gerechtigkeit?

7
    Ich wache auf, bevor sich der Wecker meldet. Das Haus ist kühl und still. Ich ziehe die Hände unter der Decke hervor. Sie sehen ganz normal aus – kein Licht, kein heller Schein. Ich rolle aus dem Bett und gehe ins Wohnzimmer.
    Henri sitzt schon am Küchentisch, liest die Lokalzeitung und trinkt Kaffee. »Guten Morgen. Wie fühlst du dich?«
    »Wie neu geboren.« Ich fülle mir eine Schale mit Müsli und setze mich ihm gegenüber. »Was hast du heute vor?«
    »Besorgungen. Unser Geld wird knapp. Eigentlich will ich auf der Bank für eine Überweisung sorgen.« Lorien ist (oder
war
, je nachdem, wie man es betrachtet) ein Planet mit vielen natürlichen Ressourcen, unter ihnen kostbare Edelsteine und Metalle. Als wir den Planeten verlassen mussten, bekam jeder Cêpan einen Sack voller Diamanten, Smaragde und Rubine, die er auf der Erde verkaufen konnte. Henri legte dann das Geld auf ein Konto in Übersee. Ich habe keine Ahnung, wie viel es ist, und ich frage nie danach. Aber ich weiß, dass es für mindestens zehn Leben auf der Erde reicht, wenn nicht mehr. Einmal im Jahr hebt Henri etwas ab.
    »Aber ich weiß nicht recht«, fährt er fort. »Ich will nicht zu weit durch die Gegend kurven, für den Fall, dass heute noch irgendwas passieren sollte.«
    Um aus den Ereignissen am Tag zuvor keine große Sache zu machen, winke ich lässig ab. »Mir wird nichts geschehen. Geh und besorge die Kohle.« Ich sehe aus dem Fenster. Das Morgengrauenwirft einen blassen Schleier über alles. Der Truck ist mit Tau bedeckt. Es ist einige Zeit her, dass wir einen Winter erlebt haben. Ich besitze noch nicht einmal eine Jacke, und aus meinen meisten Pullovern bin ich herausgewachsen.
    »Draußen sieht es kalt aus«, sage ich. »Vielleicht können wir bald ein paar neue Klamotten kaufen.«
    Er nickt. »Genau das ist mir gestern Abend aufgefallen, deshalb muss ich zur Bank.«
    »Dann los«, meine ich. »Heute passiert nichts.«
    Ich esse mein Müsli auf, stelle die schmutzige Schale in die Spüle und springe dann unter die Dusche. Zehn Minuten später habe ich Jeans und ein schwarzes Thermohemd an, die Ärmel bis zu den Ellbogen aufgerollt. Ich blicke in den Spiegel, dann auf meine Hände. Ich bin ruhig. Gut so. So muss ich bleiben.
    Auf dem Weg zur Schule reicht Henri mir ein Paar Handschuhe. »Behalte sie unter allen Umständen an. Man kann nie wissen.«
    Ich stecke sie in meine Hosentasche. »Ich werde sie kaum brauchen. Ich bin in ziemlich guter Verfassung.«
    Vor der Schule sind Busse aufgereiht. Henri hält neben dem Gebäude. »Ich mag es nicht, wenn du kein Handy hast. Alles Mögliche könnte schieflaufen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich werde es bald zurückhaben.«
    Er seufzt und schüttelt den Kopf. »Mach keine Dummheiten. Genau hier
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