Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1
Immobilienmaklerin, von der du das Haus gemietet hast. Wir haben zwei Fächer gemeinsam. Sie ist ein Junior, also eine Klasse höher als ich.«
Er nickt. »Hübsch?«
»Absolut! Und klug.«
»Ja … damit habe ich schon lange gerechnet«, sagt er langsam. »Bitte denk dran, dass wir unter Umständen sofort abreisen müssen.«
»Ich weiß.«
Den Rest des Heimwegs schweigen wir.
***
Der lorienische Kasten steht auf dem Küchentisch. Er ist in etwa so groß wie eine Mikrowelle und fast vollkommen quadratisch. Aufgeregt laufe ich hin und betaste das Schloss.
»Ich glaube, wie man das aufschließt, interessiert mich sogar noch mehr als der Inhalt«, sage ich.
»Wirklich? Nun, ich kann dir zeigen, wie man es öffnet, dann können wir es wieder zuschließen und den Inhalt vergessen.«
Ich grinse. »Lass uns nichts überstürzen! Also – was ist darin?«
»Es ist dein Vermächtnis.«
»Was soll das heißen,
mein Vermächtnis
?«
»Jedem Angehörigen der Garde wird es bei der Geburt mit auf den Weg gegeben, damit er oder sein Cêpan es nutzen können, wenn er sein Erbe antritt. Das gilt natürlich ebenso für die weiblichen Gardisten.«
Ich nicke amüsiert. »Also, was ist darin?«
»Dein Vermächtnis.« Diese Antwort enttäuscht mich. Ich versuche, das Schloss mit Gewalt zu öffnen, wie schon so oft. Natürlich rührt sich nichts.
»Ohne mich kannst du es nicht öffnen, und ich nicht ohne dich«, sagt Henri.
»Großartig, und wie machen wir das? Da ist kein Schlüsselloch.«
»Durch unseren Willen.«
»Oh, komm schon, Henri, hör auf, so geheimnisvoll zu tun.«
Er nimmt mir das Schloss ab. »Dieses Schloss öffnet sich nur, wenn wir zusammen sind, und erst, nachdem sich dein erstes Erbe gezeigt hat.«
Er geht zur Haustür, streckt prüfend den Kopf hinaus, dann schließt und verriegelt er sie und kommt zurück. »Jetzt lege die Handfläche an die Seite des Schlosses.«
Ich gehorche. »Es ist warm.«
»Gut. Das bedeutet, dass du bereit bist.«
»Und jetzt?«
Er drückt seine Handfläche gegen die andere Seite des Schlosses und verschränkt seine Finger mit meinen. Eine Sekunde vergeht – dann schnappt das Schloss auf.
»Wahnsinn!«
»Ein lorienischer Zauber schützt den Kasten, genau wie dich. Er ist unzerstörbar. Du könntest ihn mit einer Dampfwalze überfahren und er hätte noch nicht einmal eine Beule. Nur wir beide zusammen können ihn öffnen. Außer ich sollte sterben – dann schaffst du es allein.«
»Ähm, ich hoffe, dazu kommt es nicht.«
Ich will gerade den Deckel heben, doch Henri hält mich zurück. »Noch nicht. Es sind Dinge darin, die du noch nicht sehen sollst. Setz dich aufs Sofa.«
»Henri, bitte!«
»Vertrau mir einfach«, sagt er.
Kopfschüttelnd setze ich mich. Er öffnet den Kasten und holt einen Stein heraus, der etwa fünfzehn Zentimeter lang und fünf Zentimeter dick sein dürfte. Dann verschließt er den Kasten und bringt mir den Stein. Er ist vollkommen glatt und rechteckig, außen durchsichtig, in der Mitte trüb.
»Was ist das?«
»Ein lorienischer Kristall.«
»Wozu braucht man ihn?«
»Halte ihn.«
Sowie meine Hände den Stein berühren, leuchten die Handflächen; sie sind noch heller als gestern. Ich spüre, wie der Stein sich erwärmt. Ich halte ihn hoch und betrachte ihn genauer. Die trübe Masse in seiner Mitte wirbelt, sie dreht sich um sich selbst wie eine Welle. Ich spüre, wie sich auch der Anhänger an meinem Hals leicht erhitzt. Wie aufregend! Mein ganzes bisheriges Leben lang habe ich ungeduldig auf meine neuen Kräfte gewartet. Sicher, es gab Zeiten, in denen ich hoffte, sie würden nie kommen, damit wir endlich irgendwo sesshaft werden und ein normales Leben führen könnten, aber jetzt – einen Kristall in den Händen zu halten, in dessen Innern sich so etwas wie einRauchball befindet, zu wissen, dass meine Hände feuer- und hitzebeständig sind und dass mindestens zwei weitere, nicht so bedeutende Fähigkeiten sich entwickeln, denen meine wichtigste folgen wird (die Kraft, die mich zum Kämpfen befähigt) – das alles ist schon ziemlich cool und aufregend. Ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.
»Was passiert damit?«
»Er ist mit deinem Erbe verbunden. Deine Berührung aktiviert den Stein. Wenn du kein Lumen entwickelt hättest, würde der Kristall strahlen wie jetzt deine Hände. Stattdessen ist es umgekehrt.«
Ich betrachte den Kristall, in dem der Rauch wirbelt und leuchtet.
»Sollen wir anfangen?«, fragt
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