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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1
Autoren: Aufbau
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Schultern. Ich reiße die Augen auf – und bin wieder in unserem Haus in Ohio. Meine Arme hängen über den Holztisch. Nur Zentimeter unter ihnen stehen zwei Kessel mit Feuer, und meine Hände und Knöchel sind komplett in die Flammen getaucht. Die Hitze spüre ich überhaupt nicht. Henri beugt sich über mich. Das Kratzen, das ich gehört habe, kommt von der Haustür.
    »Was ist das?«, flüstere ich.
    »Ich weiß es nicht.«
    Wir lauschen angestrengt. Drei weitere Kratzer an der Tür. Henri sieht auf mich herunter. »Da draußen ist jemand.«
    Ich schaue auf die Uhr an der Wand. Fast eine Stunde ist vergangen. Ich schwitze, bin außer Atem und aufgewühlt von den Schlachtszenen, deren Zeuge ich soeben war. Zum ersten Mal in meinem Leben verstehe ich wirklich, was auf Lorien geschehen ist. Zuvor waren die Ereignisse nur Teil einer anderen Geschichte, die sich nicht sonderlich von den vielen unterschied, die ich in Büchern gelesen hatte. Aber jetzt habe ich das Blut gesehen, die Tränen, die Toten. Ich habe die Vernichtung gesehen. Das alles ist ein Teil von mir.
    Draußen ist es dunkel geworden. Wieder weitere Kratzer ander Tür, ein tiefes Grollen. Wir zucken beide zusammen. Ich denke sofort an das Knurren der Bestien.
    Henri läuft in die Küche und schnappt sich ein Messer aus der Schublade neben der Spüle. »Versteck dich hinter dem Sofa.«
    »Wieso, warum?«
    »Weil ich es sage.«
    »Glaubst du, dieses kleine Messer bringt einen Mogadori um?«
    »Wenn ich es ihm ins Herz stoße, schon. Hinter das Sofa!«
    Ich gehorche. In den beiden Kesseln brennt noch das Feuer, blasse Visionen von Lorien spuken wieder und wieder durch meinen Kopf. Nun kann man ein ungeduldiges Jaulen von der anderen Seite der Tür hören. Zweifellos ist jemand oder etwas dort draußen. Mein Herz rast.
    »Bleib unten!«, zischt Henri.
    Ich hebe den Kopf, damit ich über den Sofarücken schauen kann.
Das viele Blut
, denke ich. Bestimmt waren sie unterlegen. Aber sie haben gekämpft bis zuletzt, sind gestorben, um andere zu retten, gestorben für Lorien.
    Henri, das Messer fest in der Hand, greift langsam nach dem Messingknopf. Zorn durchfährt mich. Hoffentlich ist es wirklich einer von ihnen! Soll doch ein Mogadori durch diese Tür kommen! Er wird auf einen ebenbürtigen Gegner stoßen.
    Um nichts in der Welt kann ich hinter diesem Sofa hocken bleiben. Ich greife hinüber und fasse einen der Kessel, stecke die Hand hinein und hole ein brennendes, spitzes Stück Holz heraus. Das Feuer umlodert meine Hand. Ich halte das Holz wie einen Degen.
Lass sie nur kommen! ,
denke ich.
Kein Flüchten mehr.
Henri sieht kurz zu mir herüber und holt tief Luft, dann reißt er die Tür auf.

9
    Jeder Muskel in meinem Körper ist angespannt, alle Sinne sind geschärft. Henri springt nach draußen und ich bin bereit, ihm zu folgen. Ich spüre, wie mein Herz bis zum Hals klopft, meine Finger klammern sich mit weißen Knöcheln um das immer noch brennende Holzstück. Ein Windstoß bläst herein, das Feuer tanzt in meiner Hand und kriecht zum Handgelenk. Niemand ist da.
    Plötzlich erkenne ich, wie die Anspannung von Henri abfällt; er lacht leise in sich hinein und schaut auf seine Füße. Da sitzt derselbe Beagle, den ich an meinem ersten Tag in der Schule getroffen habe, und blickt winselnd zu Henri hinauf. Dann wedelt er mit dem Schwanz und kratzt auf den Boden. Als Henri ihn streichelt, läuft der Hund mit heraushängender Zunge wie selbstverständlich ins Haus.
    »Was macht er hier?«, frage ich erstaunt.
    »Kennst du diesen Hund?«
    »Aus der Schule. Er ist mir gefolgt, nachdem du mich gestern abgesetzt hast.«
    Ich lege das Holzstück zurück und wische meine Hand an der Jeans ab, die jetzt mit einem langen schwarzen Aschefleck verziert ist. Der Hund sitzt zu meinen Füßen, sieht mich erwartungsvoll an und klopft mit dem Schwanz auf den Holzboden. Ich lasse mich seufzend aufs Sofa fallen und schaue in die beiden Feuer.
    Jetzt, wo die Aufregung vorbei ist, muss ich wieder an dasdenken, was ich in der Vision gesehen habe. Immer noch höre ich die Schreie, sehe das Blut im Gras unter dem Mondlicht schimmern, nehme die Leichen und gefallenen Bäume wahr, den roten Schein in den Augen der Bestien von Mogador und das Entsetzen in denen der Loriener.
    Ich blicke Henri an. »Ich habe gesehen, was passiert ist. Wenigstens den Anfang davon.«
    Er nickt. »Das dachte ich mir.«
    »Ich habe deine Stimme gehört. Hast du zu mir gesprochen?«
    »Ja.«
    »Ich
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