Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
halben Stunde für dich gefaxt.«
    »Was ist es?«
    »Keine Ahnung. Meine Sekretärin hat es in den Umschlag gesteckt, sobald es ankam.«
    Ich öffne den Umschlag und hole zwei Blatt Papier heraus. Auf dem oberen steht mein Name und in großen schwarzen Buchstaben VERTRAULICH. Auf dem zweiten Blatt steht ein einziger Satz in Großbuchstaben. Kein Name. Nur vier schwarze Wörter auf weißem Papier.
    »Also, stimmt es nun oder nicht?«, fragt Mr. Harris ungeduldig. »Bist du in dieses brennende Haus gerannt und hast Sarah Hart und diese Hunde gerettet?«
    Blut steigt mir in den Kopf. Er dreht mir seinen Bildschirmzu, damit ich lesen kann: Es ist der Blog der 
Ich brauche gar nicht nach dem Namen des Autors zu suchen, ich weiß, wer das geschrieben hat, die Überschrift ist mehr als genug.
     

     
    Mir bleibt die Luft weg. Mein Herz rast. Die Welt steht still. Ich schaue zurück auf das Papier in meiner Hand. Weißes Papier, glatt in meinen Fingern.
     

     
    Beide Blätter fallen langsam zu Boden.
    Ich verstehe das alles nicht. Wie kann das sein?
    »Hallo, John, aufwachen! Stimmt es oder nicht?«, fragt Mr. Harris erneut mit stolzgeschwellter Brust.
    Aber ich sehe nicht ihn, sondern das, was hinter ihm und den Fenstern seines Büros passiert. Etwas Verschwommenes, Rotes rast um die Ecke, schneller als normal, schneller als sicher. Das Quietschen von Reifen, als es auf den Parkplatz fährt. Der Truck, der beim zweiten Einbiegen Kies aufschleudert. Henri am Steuer wie ein aufgebrachter Irrer. Er tritt so heftig auf die Bremse, dass sein ganzer Körper zuckt und der Truck quietschend zum Stehen kommt.
    Ich schließe die Augen.
    Ich lege den Kopf in die Hände.
    Durchs Fenster kann ich hören, wie die Autotür aufgerissen und dann wieder zugeknallt wird.
    Henri wird noch in dieser Minute im Büro sein.

28
    »Ist alles okay?«, fragt der Direktor. Ich blicke zu ihm hoch. Er strengt sich an, besorgt auszusehen, aber das gelingt ihm nur kurz, dann grinst er wieder.
    »Nein, Mr. Harris«, antworte ich. »Mir ist nicht gut.«
    Dann hebe ich das Blatt auf und starre es noch mal an. Woher ist es gekommen? Wollen sie uns jetzt nur quälen? Auf dem Papier steht keine Telefonnummer, kein Absender, kein Name. Nichts als vier Wörter und ein Fragezeichen. Ich sehe auf und aus dem Fenster. Henris Truck ist geparkt, aus dem Auspuff kommen komische Dämpfe. Ich schaue zurück auf den Bildschirm. Der Artikel wurde um elf Uhr neunundfünfzig eingegeben, vor fast zwei Stunden. Erstaunlich, dass Henri so lange gebraucht hat. Ein Schwindelgefühl überkommt mich; ich spüre, wie ich davongleite.
    »Soll ich die Krankenschwester rufen?«, höre ich Mr. Harris durch einen Nebel fragen.
    Nein, die Krankenschwester brauche ich nicht. Ihr Zimmer liegt neben der Küche. Was ich brauche, ist die Rückkehr dorthin und in die Vergangenheit, nur fünfzehn Minuten zurück, bevor der Pausenordner kam. Inzwischen muss Sarah den Pudding auf dem Herd haben, vielleicht kocht die Milch schon. Sieht sie ungeduldig zur Tür und wartet auf meine Rückkehr?
    Das schwache Geräusch von zugeknallten Türen erreicht das Direktorenzimmer. Fünfzehn Sekunden, und Henri ist hier. Dann in den Truck. Dann nach Hause. Dann wohin? NachMaine? Missouri? Kanada? Eine andere Schule, ein anderer Anfang, ein anderer Name.
    Ich habe fast dreißig Stunden nicht geschlafen und spüre erst jetzt die Erschöpfung. Aber dazu kommt noch etwas anderes: der Schock der Realität. Dass ich für immer fortgehen könnte ohne die Möglichkeit, mich zu verabschieden, ist plötzlich unerträglich. Ich kneife die Augen zusammen, mein Gesicht verzerrt sich vor Schmerz, und ohne zu denken, ohne zu wissen, was ich tue, springe ich über den Schreibtisch des Direktors und krache durch das dicke Fensterglas, das hinter mir in unzählige kleine Stücke zerspringt. Ein Schrei folgt.
    Auf den Füßen lande ich im Gras, laufe über den Schulhof, das Grundstück und in den Wald, der hinter dem Baseballplatz liegt. Auf der Stirn und dem linken Ellbogen habe ich Schnitte vom Glas. Meine Lungen brennen. Zum Teufel mit dem Schmerz! Ich renne weiter, das Blatt Papier immer noch in der Hand. Ich schiebe es im Lauf in die Tasche. Warum sollten sie ein Fax schicken? Würden sie nicht einfach kommen? Das ist ihr größter Vorteil, unerwartet, ohne Warnung aufzutauchen. Das Plus der Überraschung.
    Mitten im Wald biege ich nach links und laufe zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch, bis ein Feld vor mir

Weitere Kostenlose Bücher