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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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bisher erfahren haben. Bernie Kosar ist wieder an der Tür, kratzt an den Kühlschränken, die sie versperren, knurrt und jault ungeduldig. Weil ich leuchte, kann Sechs ihn zum ersten Mal betrachten. Sie starrt ihn an, kneift die Augen zusammen, geht zu ihm und streichelt ihn. Ich sehe sie an – ich finde es ziemlich unpassend, dass sie grinst.
    »Was?«, frage ich genervt.
    »Wisst ihr nicht Bescheid?«, fragt sie.
    »Was soll das heißen, wissen wir nicht Bescheid?!«
    Ihr Grinsen wird breiter. Bernie rast immer noch zwischen ihr und dem Fenster hin und her, kratzt, jault, grollt, bellt frustriert. Die gesamte Schule ist vom sicheren Tod umgeben – und Sechs grinst weiter.
    »Euer Hund«, sagt sie. »Ihr wisst wirklich nicht, was los ist?«
    »Nein«, antwortet Henri. Ich blicke ihn an. Er schüttelt den Kopf.
    »Ja, was denn, zum Teufel?!«, frage ich. »Was ist los?«
    Sechs blickt erst mich an, dann Henri. Sie stößt ein Lachen aus und will gerade antworten, als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie läuft zurück ans Fenster. Wir folgen ihr und erkennen, dass sich Scheinwerfer nähern und auf den Parkplatz einbiegen. Ein weiterer Wagen.
    Ich schließe die Augen und hole tief Luft. »Das muss nichts bedeuten.«
    »Licht aus«, sagt Henri zu mir.
    Ich gehorche und balle die Fäuste. Irgendetwas an dem Wagendraußen regt mich unheimlich auf. Zur Hölle mit der Anstrengung, zur Hölle mit dem Zittern, das mich seit dem Sprung aus dem Fenster des Direktors begleitet! Es ist nicht mehr auszuhalten, hier gefangen zu sein, zu wissen, dass die Mogadori draußen warten und unseren Tod planen. Dieser Wagen könnte die ersten Fighter bringen. Aber gerade, als ich das denke, weichen die Scheinwerfer zurück und der Wagen braust auf der gleichen Straße davon, auf der er gekommen ist.
    »Wir müssen aus dieser verdammten Schule raus«, sagt Henri.
    ***
    Henri sitzt auf einem Stuhl drei Meter von der Tür entfernt, auf die er mit seinem Gewehr zielt. Er atmet langsam, ist aber angespannt. Niemand sagt ein Wort. Sechs hat sich unsichtbar gemacht und ist hinausgeschlüpft, sie will die Lage erkunden. Wir warten einfach nur – und dann kommt das erwartete Signal, dreifaches schwaches Klopfen an der Tür. Henri senkt das Gewehr, Sechs kommt herein, danach schiebe ich einen der Kühlschränke wieder vor die Tür. Zehn Minuten war sie weg.
    »Du hattest recht«, sagt sie zu Henri. »Sie haben jeden Wagen auf dem Platz zerstört und mit den Trümmern alle Türen versperrt. Und Sarah hat ebenfalls recht: Den Bühnenausgang haben sie übersehen. Draußen habe ich sieben Scouts gezählt, fünf patrouillieren im Gebäude die Gänge. Einer war vor dieser Tür, ist aber mittlerweile entsorgt. Sie scheinen nervös zu werden. Ich glaube, das bedeutet, die anderen sollten schon da sein. Das wiederum bedeutet: Weit sind sie bestimmt nicht.«
    Henri steht auf, nimmt den Kasten und nickt mir zu. Ich helfe ihm beim Öffnen. Er holt ein paar kleine runde Kiesel heraus und stopft sie in seine Tasche. Ich habe keine Ahnung, wofür die sind. Dann schließt und verriegelt er den Kasten, schiebtihn in einen der Backöfen und macht die Tür zu. Ich befördere einen Kühlschrank vor diesen Herd, damit der Backofen nicht geöffnet wird. Wir haben keine andere Wahl: Der Kasten ist schwer, und wer ihn trägt, kann nicht kämpfen.
    »Ich lasse ihn nur sehr ungern zurück«, sagt Henri kopfschüttelnd. Sechs nickt befangen. Der Gedanke, der Kasten könnte den Mogadori in die Hände fallen, entsetzt beide.
    »Hier wird ihm nichts passieren«, sage ich.
    Henri sieht Sarah und Mark an. »Das ist nicht euer Kampf. Ich weiß nicht, was uns draußen erwartet, aber wenn es schlimm aussieht, lauft ihr zurück und versteckt euch hier. Sie verfolgen ja nicht euch, und ich glaube nicht, dass sie die Schule durchsuchen, wenn sie uns schon haben.«
    Sarah und Mark sehen sehr ängstlich aus, mit weißen Knöcheln umkrampfen sie ihre Messer. Mark hat alles in seinen Gürtel gesteckt, was ihm in den Küchenschubladen nützlich vorkam: weitere Messer, zwei Scheren, den Fleischklopfer und eine Käsereibe.
    »Aus dem Zimmer gehen wir nach links, am Ende des Gangs etwa sechs Meter nach rechts, die Turnhalle liegt hinter Doppeltüren«, sage ich zu Henri.
    »Die Luke ist genau in der Mitte der Bühne«, sagt Sechs. »Sie ist mit einer blauen Matte verdeckt. In der Turnhalle waren vorhin keine Scouts, aber das muss nicht heißen, dass sie auch jetzt nicht da

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