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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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laufe bis zum Ende des Gangs, der in den Haupteingang mündet. Der Direktor hat in seinem langen Vortrag auch davon gesprochen, wo die verschiedenen Räume hier sind. Wenn ich mich richtig erinnere, liegen am Ende dieses Trakts die Aula sowie die Musik- und Kunsträume. Ich renne darauf zu, so schnell ich in diesem Zustand kann. Mark brüllt mir etwas nach und Sarah schreit wiederum ihn an. Ich reiße die erste Tür auf, die infrage kommt, und knalle sie hinter mir zu. Ein Glück, sie hat ein Schloss, es funktioniert.
    Ich bin in einer Dunkelkammer. Filmstreifen hängen an Trockenschnüren. Ich breche auf dem Boden zusammen. MeinKopf dreht sich, meine Hände brennen und brennen. Seit sie leuchten, habe ich die Fäuste geballt. Jetzt betrachte ich sie: Die rechte Hand glüht immer noch, das Licht im Inneren pulsiert. Panik ergreift mich.
    Ich sitze auf dem Boden, Schweiß sticht mir in die Augen, beide Hände tun schrecklich weh. Ich wusste, dass ich mein Erbe erwarten muss, aber ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas mit einschließt. Ich öffne die Hände – die rechte Handfläche leuchtet hell und das Licht beginnt sich zu konzentrieren. Die linke flackert schwach, das Brennen ist fast unerträglich. Wenn Henri nur hier wäre!
    Ich schließe die Augen, schlinge die Arme um den Körper und wiege mich auf dem Boden hin und her, alles in mir schmerzt. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht – eine Minute? Zehn? Es läutet, die nächste Schulstunde beginnt. Ich höre Leute vor der Tür, ein paar Mal will jemand öffnen, vergeblich. Ich wiege mich weiter auf dem Boden, die Augen fest geschlossen. Es wird geklopft, dazu gedämpfte Stimmen, ich verstehe nichts. Dann öffne ich die Augen und sehe, dass der Lichtschein von meinen Handflächen die gesamte Dunkelkammer erleuchtet. Ich drücke die Hände zu Fäusten, damit das Licht ausgeht, aber es scheint zwischen den Fingern hindurch.
    Auf einmal wird kräftig an der Tür gerüttelt. Was werden sie zu dem Licht in meinen Händen sagen? Ich kann es nicht verbergen. Wie soll ich es erklären?
    »John? Mach die Tür auf – ich bin es.«
    Eine Welle der Erleichterung durchflutet mich. Henris Stimme! Die einzige Stimme auf der ganzen Welt, die ich jetzt hören möchte.

5
    Ich krieche zur Tür und schließe auf.
    Henri ist ganz verdreckt und trägt Gärtnerkleidung, offenbar hat er draußen vor dem Haus gearbeitet. Ich freue mich so, ihn zu sehen, dass ich aufspringen und ihn umarmen will, aber ich bin zu benommen und falle zurück auf den Boden.
    »Ist da drin alles in Ordnung?«, fragt Mr. Harris, der hinter Henri steht.
    »Alles bestens. Geben Sie uns nur eine Minute, bitte«, antwortet Henri.
    »Muss ich einen Notarzt rufen?«
    »Nein!«
    Die Tür geht zu. Henri schaut auf meine Hände hinunter. Das Licht in der rechten leuchtet hell, in der linken flackert es schwach, als brauche es noch Selbstvertrauen.
    Henri lächelt breit, sein Gesicht strahlt wie ein Signalfeuer. »Ah, Lorien sei Dank«, seufzt er, dann zieht er ein Paar lederne Gartenhandschuhe aus der Hosentasche. »Ein Glück, dass ich im Hof gearbeitet habe. Zieh die an.«
    Ich gehorche. Die Handschuhe verdecken das Licht völlig.
    Mr. Harris öffnet die Tür und streckt den Kopf herein. »Mr. Smith, ist alles okay?«
    »Ja, kein Problem. Geben Sie uns nur noch dreißig Sekunden.«
    Dann sieht Henri wieder mich an. »Dein Direktor mischt sich zu viel ein.«
    Ich hole tief Luft und atme langsam aus. »Ich verstehe ja, was passiert, aber warum so?«
    »Dein erstes Erbe.«
    »Ich weiß, aber warum diese Lichter?«
    »Darüber reden wir auf der Heimfahrt. Kannst du gehen?«
    »Ich glaube schon.«
    Er hilft mir auf. Ich schwanke und zittere noch, greife nach seinem Arm.
    »Ich muss noch meine Tasche holen.«
    »Wo ist sie?«
    »Im Klassenzimmer.«
    »Welche Nummer?«
    »Siebzehn.«
    »Wir bringen dich erst mal in den Truck, dann hole ich sie.«
    Ich lege den rechten Arm über seine Schulter. Er stützt mich mit dem linken Arm um meine Mitte. Obwohl es zum zweiten Mal geläutet hat, höre ich noch Stimmen auf dem Gang.
    »Du musst so aufrecht und normal gehen wie nur möglich.«
    Für den langen Weg aus der Schule heraus versuche jedes bisschen Kraft aufzubringen, das ich noch in Reserve habe. »Also los.« Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und folge Henri aus der Dunkelkammer.
    Mr. Harris steht noch im Gang herum. »Nur ein schwerer Asthmaanfall«, erklärt ihm Henri im Vorbeigehen.
    Etwa zwanzig Schüler

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