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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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verlassen! Aber mein Handy und alle Schulsachen liegen friedlich in meinem Spind. Ich werde Sarah in Sicherheit bringen, dann zu Henri zurücklaufen und mit ihm wegfahren. Ja, so werde ich es machen.
    Als ich die Schule erreiche, sind die Busse gerade vom Parkplatz gefahren. Hausmeister Hobbs steht vor dem Fenster und misst eine große Sperrholztafel ab, mit der provisorisch die Scheibe ersetzt werden soll, die ich zerbrochen habe.
    Als er schließlich in der Schule verschwindet, wird es bereits dunkel, obwohl meine Uhr erst halb vier zeigt. Die Eingangstür ist abgeschlossen. Ich konzentriere mich auf das Schloss, bis es klickt, dann kann ich hinein und laufe direkt zur Dunkelkammer der Fotografen, wo Sarah Bilder entwickeln wollte. Auch diese Tür ist abgeschlossen, und als niemand auf mein leises Klopfen reagiert, öffne ich sie, erleuchte den dunklen Raum mit meinen Händen und entdecke unter der Arbeitsplatte … Sarah.
    Sie umarmt mich, als wolle sie mich nie mehr loslassen. »Sie sind hier, nicht wahr?«
    »Wenn sie noch nicht hier sind, kommen sie zumindest sicher bald.«
    »Ich bin gleich nach der achten Stunde hierhergegangen, aber nach Schulschluss wurde es dunkel, und ich hörte so gespenstische Geräusche, dass ich mich eingeschlossen und versteckt habe.«
    »Kluges Mädchen. Aber jetzt müssen wir hier raus, und zwar schnell.«
    Hand in Hand laufen wir durch den Gang, die Lichter gehen hier und da an und wieder aus, und wir hören das monotone Summen der Maschine, die den Boden poliert. Vermutlich ist Hobbs jetzt irgendwo am Werk. Aber als die Lichter dunkel bleiben und wir dem Summen immer näher kommen, stellen wir im Schein meiner Hände fest, dass die Maschine herrenlos an der Wand steht. Ich ziehe die Schnur aus der Steckdose, das Summen hört auf. Aber nun hören wir etwas ganz anderes: Eine Tür quietscht, Glas zerbricht, eine andere Tür wird zugeworfen.
    Etwas fegt hautnah an uns vorbei. Sarah schreit auf. Ich laufe mit ihr an der Hand durch den Gang, reiße die Tür auf, wir rennen hinaus auf den Parkplatz. Dort bleiben wir jäh wie angewurzelt stehen – unter dem nächstliegenden schwachen Licht einer Laterne steht ein großer Mann in einem Trenchcoat, den Hut hat er tief ins Gesicht gezogen. Doch jetzt hebt er den Kopf und grinst mich an.
    Wir weichen zurück, stolpern, fallen – und kriechen im Krebsgang bis zur Tür.
    Sie ist wieder verschlossen. Aus den Augenwinkeln sehe ich einen weiteren Mogadori, zuerst steht auch er nur reglos da, doch dann macht er einen Schritt auf uns zu. Hinter ihm folgt noch einer. Ich versuche mich auf das Schloss zu konzentrieren, aber es gelingt mir nicht – bis Sarah meinen Namen so ängstlich flüstert, dass ich voller Entschlossenheit die Augen konzentriert aufreiße. Das Schloss klickt.
    Wir laufen hinein, ich knalle die Tür zu. Und schon wirddagegen getreten. Aber sie hält stand. Wir rennen wieder den Gang entlang, hören Geräusche von zerbrechendem Glas, finden alle Türen verschlossen und laufen weiter, bis endlich eine Tür sich öffnen lässt. Wir stürzen in den Raum für Geschichtsunterricht.
    Dieses Zimmer liegt am Rand einer Senke, und weil es unter den Fenstern sechs Meter in die Tiefe geht, sind die Glasscheiben mit Eisenstangen gesichert. Kein Licht fällt herein. Ich leuchte kurz mit meinen Händen durch den Raum: Wir sind allein und verstecken uns unter dem Lehrerpult. In der finsteren Stille überlege ich: Wie viele mögen da sein? Drei habe ich gesehen, bestimmt sind es mehr. Haben sie die Bestien mitgebracht? Wo ist Henri jetzt? Ich wollte, er wäre hier, oder wenigstens Bernie Kosar.
    Jemand öffnet langsam die Tür. Sarah und ich, eng umschlungen, halten den Atem an. Sehr leise wird die Tür wieder geschlossen. Schritte sind nicht zu hören.
    Nach einer Weile fragt Sarah leise: »Was sollen wir bloß tun?«
    »Ich weiß nicht«, flüstere ich zurück.
    Es bleibt weiter ruhig. Trotzdem, je länger wir hier sitzen, desto mehr von ihnen kommen an.
    »Wir müssen weg«, murmele ich. »Jetzt sind wir noch im Vorteil der Überraschung. Und wenn wir draußen sind, kann ich bestimmt einen Wagen starten.«
    Sie drückt meine Hand. Wir stehen leise auf, schleichen ruhig und behutsam durch den Raum, und an der Tür greife ich langsam, vorsichtig nach der Klinke. Fast habe ich sie zwischen den Fingern – da werden wir beide von hinten gepackt und zu Boden gezogen.
    Ich will schreien, aber eine Hand liegt auf meinem Mund. Wir wehren uns beide

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