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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore Pittacus
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auftaucht. Wiederkäuende Kühe beobachten mit leeren Augen, wie ich vorbeirase.
    Ich bin vor Henri zu Hause. Bernie Kosar ist nirgends zu sehen. Ich laufe durch die Räume und bleibe plötzlich stehen, halte die Luft an. Am Küchentisch vor Henris geöffnetem Laptop sitzt jemand. Sofort vermute ich, dass es einer von ihnen ist. Sie sind schneller als ich hier angekommen und haben es so eingerichtet, dass ich allein bin, ohne Henri.
    Die Person dreht sich um und ich balle die Fäuste – ich bin kampfbreit.
    Aber es ist Mark James.
    »Was machst
du
denn hier?«
    »Ich will herausfinden, was los ist«, antwortet er. Ich sehe die Angst in seinen Augen. »Wer zum Teufel bist du?«
    »Wovon redest du?«
    »Hier.« Er deutet auf den Bildschirm.
    Ich komme näher, schaue aber auf das weiße Blatt Papier neben dem PC. Es ist, bis auf das Papier, das dicker als das Fax ist, die exakte Kopie des Blatts in meiner Tasche. Außerdem steht unten handschriftlich und klein eine Telefonnummer. Was denken sie sich, dass wir sie anrufen?! ›Ja, klar, ich bin Nummer Vier und warte schon sehnsüchtig auf euch. Zehn Jahre lang sind wir euch davongelaufen, aber jetzt kommt bitte und tötet uns endlich. Wir werden uns auch nicht wehren, versprochen.‹ Das ist doch totaler Blödsinn!
    »Gehört das dir?«, frage ich.
    »Nein, aber gerade als ich hier angekommen bin, hat UPS es gebracht. Dein Dad hat es gelesen, während ich ihm das Video gezeigt habe, und dann ist er davongestürmt.«
    »Welches Video?«
    Ich schaue auf den Bildschirm und sehe, dass er YouTube eingestellt hat. Er klickt auf die Maus. Es ist ein körniges Video, schlechte Qualität, als hätte es jemand mit einem Handy aufgenommen. Ich erkenne sofort Marks Haus, es brennt. Ich kann die Hunde bellen und die Menge stöhnen hören. Jemand läuft neben das Gebäude, dann nach hinten. Die Kamera zoomt auf das Fenster, aus dem das Bellen kommt. Dann hört es auf und ich schließe die Augen. Ich weiß, was kommt. Etwa zwanzig Sekunden vergehen, und in dem Moment, in dem ich mit Sarah in einem Arm und dem Hund im anderen durch das Fenster fliege, drückt Mark den Pausenknopf. Unsere Gesichter sind deutlich zu erkennen.
    »Wer bist du?«, fragt Mark erneut.
    »Wer hat das aufgenommen?«, frage ich zurück.
    »Keine Ahnung.«
    Draußen knirscht der Kies unter den Truckrädern, als Henri ankommt. Ich richte mich auf und möchte am liebsten davonlaufen, aus dem Haus, zurück zur Schule, wo Sarah noch Fotos entwickeln wird – bis zu ihrer Fahrprüfung um vier Uhr dreißig. Ihr Gesicht in dem Video ist so deutlich wie meins, und das bringt sie in Gefahr. Aber etwas hält mich zurück, ich gehe um den Tisch und warte.
    »Du hast mich angelogen«, sagt Henri noch an der Tür, sein Gesicht ist angespannt, sein Ausdruck streng.
    »Ich habe
alle
angelogen«, antworte ich. »Das habe ich von dir gelernt.«
    »Wir belügen uns nicht!«, brüllt er. Er hält meinen Blick.
    »Was ist hier los?«, fragt Mark dazwischen.
    »Ich gehe nicht weg, ohne Sarah zu sehen«, rufe ich. »Sie ist in Gefahr, Henri!«
    Er schüttelt den Kopf. »Jetzt ist nicht der Moment für Sentimentalitäten, John. Hast du das denn nicht gesehen?« Er nimmt das Blatt und hebt es hoch. »Woher, zur Hölle, glaubst du, dass es kommt?«
    »Oh Scheiße, Mann, was ist denn los?« Mark brüllt fast genauso wie wir.
    Ich achte weder auf ihn noch auf das Blatt, sondern blicke weiter unverwandt Henri an. »Ja, ich habe es gesehen, und deshalb muss ich zurück in die Schule. Sie werden sie erkennen und verfolgen.«
    Henri will auf mich zukommen. Nach seinem ersten Schritt hebe ich die Hand und halte ihn auf. Er versucht zu laufen, aber ich halte ihn fest. »Wir müssen hier weg, John.« Es klingt gekränkt und fast flehend.
    Ich gehe rückwärts in mein Zimmer. Er beobachtet mich mit einem derart traurigen Blick, dass ich mich elender fühle als je zuvor. »Es tut mir leid«, murmele ich, drehe mich um, laufe durchs Zimmer, ziehe aus einer Schublade das Messer, mit dem ich in Florida die Fische abgeschuppt habe, springe aus dem Fenster und sause in den Wald. Bernie Kosars Gebell folgt mir, sonst nichts.
    Ich laufe eine Meile und halte an der großen Lichtung an, die Sarah
unsere
Lichtung genannt hatte, dem Schauplatz vergangener Schneeengel und künftig erhoffter Picknicks. Der Schmerz in meiner Brust ist so stark, dass ich mich vornüberbeuge und mit den Zähnen knirsche. Wenn ich Sarah nur anrufen und warnen könnte, die Schule zu

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