Ich bin Spartacus
bis er selbst „und eine große Schar um ihn“ eingekreist werden und den
Tod finden; sein Leichnam bleibt, so Appianos, unauffindbar. Kurz: Ein rücksichtsloser und lange erfolgreicher Feldherr ist
Spartacus in Appianos’ Darstellung durchaus, ein „nobler Charakter“ 9 hingegen kaum – Karl Marx wird sich bei seiner Einschätzung auch an andere Zeugnisse über Spartacus erinnert haben.
Aufstand der Sklaven gegen Rom?
Betrachten wir, was wir bisher über Spartacus erfahren haben, und fragen, welche Ziele Spartacus und seine Anhänger verfolgten.
War es vor allem das von Appianos betonte Bedürfnis, „sich lieber für ihre eigene Freiheit als für einen Schaukampf einzusetzen“?
Oder war es ein Versuch der als Kriegsgefangene in die Sklaverei geratenen Männer, sich aus Italien zurück in ihre alte Heimat
aufzumachen? Dafür spricht der Versuch der Aufständischen, die Alpen zu überqueren; nur so konnten sie sich die Chance eröffnen,
auf dem Landweg in das Keltenland, aber über den Balkan nach Thrakien und weiter nach Osten zu gelangen, also in die Herkunftsgebiete
vieler Sklaven (s. S. 11).
Oder war es der Versuch, eine neue Form von Gesellschaftsordnung zu erproben? Dafür könnte sprechen, dass Spartacus – anders
als die früheren Anführer von Sklavenaufständen, die wir in diesem Buch kennengelernt haben, von Drimakos über Eunus/Antiochos
bis zu Salvius/Tryphon und Athenion – sich nicht zum König machte, sondern „die Beutestückegleichmäßig verteilte“ und den Besitz von Edelmetall verbot. 10
Spartacus auf einem Wandbild aus Pompeii?
An der Wand des Eingangsflures eines Hauses in Pompeii findet sich dieses einfache Wandbild, das wohl aus dem 1. Jahrhundert
v. Chr. stammt. Es zeigt zwei Reiter im Kampf, laut der in der vorrömischen oskischen Sprache gehaltenen Beischrift einen
SPARTAKS
und einen
PHELIKS POMPAIANS
, also offenbar einen Spartacus im Zweikampf mit einem „glücklichen“ (lateinisch
felix
), weil erfolgreichen „Pompeianer“. Der Name „Spartacus“ ist in Italien sehr selten und es scheint verlockend, die bei Appianos
genannte Verwundung des Spartacus am Schenkel auf dieses Bild zu beziehen. Doch spricht Appianos nicht davon, dass Spartacus
zu Pferd kämpfte, und erst recht nicht davon, dass er – wie der Reiter auf dem Bild – flieht. Möglicherweise soll vielmehr
eine Auseinandersetzung zwischen einem Räuber vom Typ „Spartacus“ mit einem – erfolgreichen – Reiter aus Pompeii dargestellt
sein, womit das Bild immerhin als Indiz für das „Nachleben“ von Spartacus’ Namen in der Antike gelten kann.
Oder war es ein Aufstand der Sklaven gegen Rom? Dafür spricht die Überlegung der Aufständischen, mit 120 000 Mann einen Marsch auf Rom zu versuchen, der trotz sorgfältiger Vorbereitung 11 und trotz militärischer Erfolge von Spartacus nur deshalb aufgegeben wird, „da er sich einem solchen Kampf noch nicht gewachsen
fühlte“.
Für all diese Motive bieten die erhaltenen Quellen Anhaltspunkte. Sicher aber wäre es verfehlt, bei allen
fugitivi
ein- und dasselbe Motiv für ihre Erhebung zu vermuten – und mehr als Vermutungen können wir ohnehin nicht anstellen, denn
uns sind ja keinerlei Aussagen der Sklaven selbst erhalten!
Das Ende des Spartacus-Aufstandes
Übereinstimmend berichten die aus der Antike erhaltenen Quellen schließlich, dass der Krieg gegen Spartacus unter dem Oberbefehl
des Marcus Licinius Crassus für Rom erfolgreich beendet worden sei. Crassus soll bei der
ovatio
(s. S. 31) für seinen Sieg über die
fugitivi
darauf bestanden haben, nicht nur einen Myrtenkranz, sondern einen Lorbeerkranz zu erhalten – was ihm der Senat auch gewährte. 12 Nun erst, nach dem mühsam errungenen Sieg im dritten großen Sklavenkrieg, hatte man verstanden, dass es sich nicht um eine
„Leichtigkeit“ handelte.
Der Erfolg freilich hatte mehr als einen Vater, wie Appianos andeutet und Plutarchos von Chaironeia ausführt: „(Gnaeus) Pompeius
führte sein Heer nach Italien zurück, wo er gerade in dem Augenblick ankam, als der Sklavenkrieg auf seinem Höhepunkt angelangt
war. Daher eilte (Marcus Licinius) Crassus, der Feldherr dieses Krieges, Hals über Kopf die Entscheidungsschlacht zu schlagen,
gewann den Sieg und tötete12 300 Mann. Doch machte das Glück den Pompeius gewissermaßen zum Teilhaber auch dieses Erfolges, indem 5000 Mann, die aus der
Schlacht entkommen waren, ihm in die Arme liefen, die
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