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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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im Schlafzimmer zurück.
Ein Unfall
, hat er gesagt.
Ein schlimmer Unfall
.
    »Er hat mir eigentlich nichts gesagt«, antworte ich. »Zumindest nichts Genaues. Er hat nur gesagt, dass ich einen Unfall hatte.«
    »Ja«, sagt er und greift nach seiner Tasche unter dem Tisch. »Ihre Amnesie wurde durch ein Trauma ausgelöst. Das ist richtig, zumindest teilweise.« Er öffnet die Tasche und nimmt ein Buch heraus. Zuerst denke ich, er will seine Notizen konsultieren, doch stattdessen schiebt er das Buch über den Tisch zu mir herüber. »Christine, ich möchte, dass Sie sich das ansehen«, sagt er. »Es wird alles erklären. Besser, als ich das kann. Vor allem, was Ihren Zustand verursacht hat. Aber auch noch andere Dinge.«
    Ich nehme das Buch in die Hand. Es ist braun, in Leder gebunden, mit einem Gummiband drum herum. Ich streife das Gummiband ab und schlage das Buch blind irgendwo auf. Das Papier ist dick, schwach liniert, mit einem roten Rand, und die Seiten sind eng beschrieben. »Was ist das?«, frage ich.
    »Ein Tagebuch«, sagt er. »Das Sie in den letzten Wochen geführt haben.«
    Ich bin schockiert. »Ein Tagebuch?« Ich frage mich, warum
er
es hat.
    »Ja. Sozusagen ein Protokoll von dem, woran wir in den letzten Sitzungen gearbeitet haben. Ich hatte Sie gebeten, sich Notizen zu machen. Wir haben gemeinsam versucht herauszufinden, wie Ihr Gedächtnis genau funktioniert. Ich dachte, es könnte hilfreich sein, wenn Sie eine Art Protokoll über unsere Arbeit führen.«
    Ich betrachte das Buch vor mir. »Dann habe ich das geschrieben?«
    »Ja. Ich hatte Sie gebeten, einfach alles aufzuschreiben, was Ihnen in den Sinn kommt. So was machen viele Amnesiekranke, aber bei den meisten ist das nicht so hilfreich, wie man meint, weil sie nur eine ganz kurze Erinnerungsspanne haben. Aber da Sie sich an manche Dinge einen ganzen Tag lang erinnern können, sprach meiner Meinung nach nichts dagegen, dass Sie sich jeden Abend ein paar Notizen machen. Ich dachte, das könnte Ihnen vielleicht helfen, von einem Tag zum nächsten einen Erinnerungsfaden zu bewahren. Außerdem bin ich der Ansicht, dass das Gedächtnis wie ein Muskel ist, der durch Training gekräftigt werden kann.«
    »Und Sie haben meine Eintragungen zwischendurch gelesen?«
    »Nein«, sagt er. »Sie haben das Tagebuch nur für sich allein geführt.«
    »Aber wie –?«, setze ich an und sage dann: »Hat Ben mich daran erinnert, mir Notizen zu machen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich habe Ihnen empfohlen, die Sache geheim zu halten«, sagt er. »Sie haben das Tagebuch zu Hause versteckt. Ich habe Sie regelmäßig angerufen und Ihnen gesagt, wo es ist.«
    »Jeden Tag?«
    »Ja. Mehr oder weniger.«
    »Nicht Ben?«
    Er zögert, dann sagt er: »Nein. Ben hat es nicht gelesen.«
    Ich wüsste gern, warum nicht, was für Sachen darin stehen, die ich meinem Mann vorenthalten möchte. Was für Geheimnisse mag ich haben? Geheimnisse, von denen ich selbst nichts weiß.
    »Aber Sie haben es gelesen?«
    »Vor ein paar Tagen haben Sie es mir dagelassen«, sagt er. »Sie haben gesagt, ich soll es lesen. Es wäre an der Zeit.«
    Ich starre auf das Buch. Ich bin gespannt. Ein Tagebuch. Eine Verbindung zu einer verlorenen Vergangenheit, auch wenn sie nicht lange zurückliegt.
    »Haben Sie alles gelesen?«
    »Das meiste, ja«, sagt er. »Jedenfalls glaube ich, dass ich alles gelesen habe, was wichtig ist.« Er stockt, wendet den Blick ab, kratzt sich im Nacken. Verlegen, denke ich. Ich frage mich, ob er die Wahrheit sagt, was den Inhalt des Buches betrifft. Er trinkt den letzten Schluck von seinem Kaffee und sagt: »Ich habe Sie nicht genötigt, es mir zu zeigen. Ich möchte, dass Sie das wissen.«
    Ich nicke und trinke schweigend meinen Kaffeebecher leer, während ich die Buchseiten durchblättere. Auf der Innenseite des Deckels steht eine Liste mit Daten. »Was ist damit?«, frage ich.
    »Das sind die Tage, an denen wir uns getroffen haben«, sagt er. »Plus die Termine, die wir geplant hatten. Wir haben immer wieder neue ausgemacht. Ich habe Sie dann angerufen, um Sie daran zu erinnern, und Sie gebeten, in Ihr Tagebuch zu schauen.«
    Ich denke an den gelben Zettel, der heute in meinem Notizbuch steckte. »Und heute?«
    »Heute hatte ich Ihr Tagebuch«, sagt er. »Deshalb hatte ich Ihnen stattdessen einen Zettel geschrieben.«
    Ich nicke und schaue den Rest des Buches durch. Es ist mit einer engen Handschrift gefüllt, die ich nicht erkenne. Seite um Seite. Die Arbeit vieler

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