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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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Tage.
    Ich frage mich, wie ich die Zeit dafür gefunden habe, doch dann denke ich an die Tafel in der Küche, und die Antwort liegt auf der Hand. Ich hatte sonst nichts zu tun.
    Ich lege es wieder auf den Tisch. Ein junger Mann in Jeans und T-Shirt kommt herein und blickt kurz zu uns herüber, ehe er etwas zu trinken bestellt und sich mit einer Zeitung an einen Tisch setzt. Er schaut nicht noch einmal hoch, um mich anzusehen, und mein zwanzigjähriges Ich ist beleidigt. Ich fühle mich unsichtbar.
    »Gehen wir?«, sage ich.
    Wir spazieren denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Der Himmel hat sich zugezogen, und ein dünner Nebel hängt in der Luft. Der Boden unter den Füßen fühlt sich durchweicht an; ich habe das Gefühl, über Treibsand zu gehen. Auf dem Spielplatz sehe ich ein Kinderkarussell, das langsam kreist, obwohl niemand darauf fährt.
    »Treffen wir uns normalerweise nicht hier?«, frage ich, als wir die Hauptstraße erreichen. »In dem Café, meine ich.«
    »Nein. Normalerweise treffen wir uns in meiner Praxis. Wir machen Übungen. Tests und so.«
    »Warum sind wir dann heute hier?«
    »Ich wollte Ihnen wirklich nur das Buch zurückgeben«, sagt er. »Es hat mich beunruhigt, dass Sie es nicht hatten.«
    »Bin ich irgendwie darauf angewiesen?«, frage ich.
    »In gewisser Weise, ja.«
    Wir überqueren die Straße und nähern uns wieder dem Haus, das ich mit Ben bewohne. Ich kann Dr. Nashs Auto sehen, das noch immer an der Stelle parkt, wo er es abgestellt hat, den kleinen Garten vor unserem Fenster, den kurzen Weg und die gepflegten Blumenbeete. Noch immer kann ich nicht richtig glauben, dass das mein Zuhause ist.
    »Möchten Sie mit reinkommen?«, frage ich. »Noch etwas trinken?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein. Nein danke, lieber nicht. Ich muss los. Julie und ich haben heute Abend was vor.«
    Er bleibt kurz stehen und sieht mich an. Mir fällt sein Haar auf, kurz geschnitten und ordentlich gescheitelt, und dass sein Hemd senkrechte Streifen hat, die nicht zu den Querstreifen auf seinem Pullover passen. Mir wird klar, dass er nur ein paar Jahre älter ist, als ich heute Morgen beim Aufwachen zu sein glaubte. »Julie ist Ihre Frau?«
    Er lächelt und schüttelt den Kopf. »Nein, meine Freundin. Genauer gesagt, meine Verlobte. Wir haben uns verlobt. Das vergesse ich immer wieder.«
    Ich erwidere sein Lächeln. Das sind die Details, an die ich mich erinnern sollte, vermute ich. Die kleinen Dinge. Vielleicht habe ich solche Trivialitäten in meinem Buch aufgeschrieben, diese kleinen Häkchen, an denen sich ein ganzes Leben festmacht.
    »Glückwunsch«, sage ich, und er bedankt sich.
    Ich habe das Gefühl, dass ich noch mehr fragen, mehr Interesse zeigen sollte, aber das hätte wenig Sinn. Alles, was er mir erzählt, werde ich vergessen haben, wenn ich morgen aufwache. Das Heute ist alles, was ich habe. »Ich glaube, ich muss mich ohnehin sputen«, sage ich. »Wir fahren nämlich übers Wochenende weg. Ans Meer. Ich muss noch packen …«
    Er lächelt. »Auf Wiedersehen, Christine«, sagt er. Er wendet sich zum Gehen, doch dann dreht er sich noch einmal um. »In Ihrem Tagebuch stehen meine Nummern«, sagt er. »Vorne drin. Rufen Sie mich an, falls Sie sich mit mir treffen möchten. Um Ihre Behandlung fortzusetzen, meine ich. Okay?«
    »Falls?«, sage ich. Ich erinnere mich an die Termine, die im Tagebuch stehen und die von jetzt bis zum Ende des Jahres gehen. »Ich dachte, wir hätten weitere Sitzungen vereinbart?«
    »Sie werden es verstehen, wenn Sie das Tagebuch lesen«, sagt er. »Dann ergibt alles einen Sinn. Versprochen.«
    »Okay«, sage ich. Ich merke, dass ich ihm vertraue, und das macht mich froh. Froh, dass ich nicht nur auf meinen Mann bauen kann.
    »Es liegt an Ihnen, Christine. Rufen Sie mich an, wann immer Sie wollen.«
    »Mach ich«, sage ich, und dann winkt er, steigt in sein Auto, fährt nach einem kurzen Blick über die Schulter los und ist fort.
     
    Ich mache mir eine Tasse Kaffee und nehme sie mit ins Wohnzimmer. Von draußen höre ich jemanden pfeifen, immer wieder unterbrochen von lauten Bohrgeräuschen und gelegentlichem meckernden Lachen, doch auch das schwächt sich zu einem leisen Hintergrundsummen ab, als ich mich in den Sessel setze. Die Sonne scheint dünn durch die Gardinen, und ich spüre ihre matte Wärme auf Armen und Oberschenkeln. Ich hole das Tagebuch aus meiner Tasche.
    Ich bin nervös. Ich weiß nicht, was das Buch enthält. Welche Erschütterungen und

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