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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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senkt sich zu einem Flüstern. »Ich will nicht mehr Ben sein.«
    »Aber –«
    Er sieht mich wieder an. »Wenn wir morgen zurück nach Hause fahren, nennst du mich Mike.« Er schüttelt mich wieder, sein Gesicht dicht vor meinem. »Okay?« Ich kann etwas Säuerliches in seinem Atem riechen und auch noch irgendetwas anderes. Ich frage mich, ob er getrunken hat. »Wir schaffen das, nicht, Christine? Wir schauen nach vorn.«
    »Nach vorn schauen?«, sage ich. Mein Kopf tut höllisch weh, und etwas kommt aus meiner Nase. Blut, denke ich, obwohl ich nicht sicher bin. Die Ruhe verschwindet. Ich hebe die Stimme, schreie, so laut ich kann. »Ich soll mit dir zurück nach Hause? Nach vorne schauen? Bist du denn total übergeschnappt?« Er bewegt die Hand zu meinem Gesicht, um mir den Mund zuzuhalten, und ich merke, dass er meinen Arm losgelassen hat. Ich schlage nach ihm, treffe ihn seitlich am Gesicht, wenn auch nicht fest. Trotzdem habe ich ihn überrumpelt. Er fällt nach hinten und lässt auch meinen anderen Arm los.
    Ich rappele mich hoch. »Du Miststück!«, keucht er, doch ich steige über ihn hinweg und versuche, zur Tür zu kommen.
    Ich schaffe drei Schritte, ehe er mich am Knöchel packt. Ich stürze zu Boden. Vor der Kommode steht ein Hocker, und ich schlage mit dem Kopf auf der Kante auf. Zum Glück ist der Hocker gepolstert und dämpft den Aufprall, aber er reißt meinen Körper herum, so dass ich verdreht lande. Schmerz schießt mir den Rücken hoch bis in den Hals, und ich fürchte, ich hab mir etwas gebrochen. Ich robbe weiter Richtung Tür, doch er hält mich noch immer am Knöchel fest. Er zieht mich mit einem Ächzen zu sich, und dann ist sein volles Gewicht auf mir, seine Lippen dicht an meinem Ohr.
    »Mike«, schluchze ich. »Mike –«
    Vor mir auf dem Boden liegt das Foto von Adam und Helen, das er fallen gelassen hat. Selbst in dieser Situation frage ich mich, wie er darangekommen ist, und dann weiß ich es. Adam hatte es mir ins Waring House geschickt, und Mike hat es mitgenommen, zusammen mit all den anderen Fotos, als er mich abholte.
    »Du blödes verdammtes Miststück«, spuckt er mir förmlich ins Ohr. Eine Hand hat er um meine Kehle gelegt, die andere hält ein Büschel von meinen Haaren. Er zieht meinen Kopf nach hinten, reißt meinen Nacken hoch. »Warum hast du das gemacht?«
    »Es tut mir leid«, schluchze ich. Ich kann mich nicht bewegen. Eine Hand steckt unter meinem Oberkörper, die andere klemmt zwischen meinem Rücken und seinem Bein.
    »Wo wolltest du denn hin, hä?«, sagt er. Er knurrt jetzt, ein Tier. So etwas wie Hass bricht aus ihm hervor.
    »Es tut mir leid«, sage ich wieder, weil mir nichts anderes einfällt. »Es tut mir leid.« Ich erinnere mich an die Zeit, als diese Worte immer funktionierten, immer ausreichten, um mich aus allen erdenklichen Schwierigkeiten zu retten.
    »Hör auf mit deinem dämlichen ›Es tut mir leid‹«, sagt er. Mein Kopf wird nach hinten gerissen und dann nach vorn gestoßen. Ich schlage mit Stirn, Nase, Mund auf dem Teppichboden auf. Es gibt ein Geräusch, ein widerliches Knirschen, und es riecht schal nach Zigaretten. Ich schreie auf. Ich spüre Blut im Mund. Ich habe mir auf die Zunge gebissen. »Was glaubst du denn, wie weit du kommst? Du kannst nicht Auto fahren. Du kennst kein Schwein. Du weißt ja die meiste Zeit nicht mal, wer du bist. Du kannst nirgendwohin,
nirgend
wohin. Du bist jämmerlich.«
    Ich weine, weil er recht hat. Ich bin jämmerlich. Claire ist nicht gekommen, ich habe keine Freunde. Ich bin mutterseelenallein, völlig abhängig von dem Mann, der mir das angetan hat, und morgen früh werde ich sogar das vergessen haben, falls ich noch am Leben bin.
    Falls ich noch am Leben bin
. Die Worte kreischen durch mich hindurch, als mir klar wird, wozu dieser Mann fähig ist und dass ich diesmal vielleicht nicht lebend aus diesem Zimmer herauskomme. Das Entsetzen trifft mich mit voller Wucht, doch dann höre ich wieder die leise Stimme.
Du wirst nicht hier sterben. Nicht bei ihm. Nicht jetzt. Auf gar keinen Fall.
    Ich krümme unter Schmerzen den Rücken und schaffe es, einen Arm freizubekommen. Ich greife nach vorn und packe ein Bein des Hockers. Er ist schwer, und mein Körper liegt in einem ungünstigen Winkel, aber es gelingt mir trotzdem, mich zu drehen und den Hocker über den Kopf zu schwingen, dorthin, wo ich Mikes Kopf vermute. Der Hocker trifft irgendetwas mit einem befriedigenden Knacken, und ich höre ein Keuchen im Ohr. Mike

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