Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
niemals. Ich habe alles kaputtgemacht.«
Er blickt nach unten, auf seinen Schoß. Ich hatte eigentlich so viel mehr wissen wollen, doch ich bin erschöpft, und es ist zu spät. Ich habe das Gefühl, ich könnte die Augen schließen und kraft meines Willens alles vergessen, alles auslöschen.
Trotzdem will ich heute Nacht nicht schlafen. Und falls mich der Schlaf doch überkommt, will ich morgen nicht aufwachen.
»Es ist passiert, als du mir erzählt hast, du würdest ein Kind bekommen.« Er hebt nicht den Kopf. Stattdessen spricht er leise in die Falten seiner Kleidung hinein, und ich muss genau hinhören, um zu verstehen, was er sagt. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Kind haben könnte. Nie. Alle haben immer gesagt –« Er zaudert, als würde er es sich anders überlegen, beschließen, manche Dinge lieber unausgesprochen zu lassen. »Du hast gesagt, es wäre nicht von mir. Aber ich wusste, dass es von mir war. Und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du mich trotzdem verlassen wolltest, mir mein Kind wegnehmen, dass ich es vielleicht niemals sehen würde. Das konnte ich nicht ertragen, Chris.«
Ich weiß noch immer nicht, was er von mir will.
»Denkst du etwa, es tut mir nicht leid? Was ich getan habe? Jeden Tag sehe ich dich so verwirrt und verloren und unglücklich. Manchmal liege ich im Bett. Ich höre, wie du wach wirst. Und du siehst mich an, und ich weiß, du hast keine Ahnung, wer ich bin, und ich kann spüren, dass du enttäuscht bist, dich schämst. Du strahlt es förmlich aus. Das tut weh. Zu wissen, dass du jetzt nie mit mir schlafen würdest, wenn du die Wahl hättest. Und dann stehst du auf und gehst ins Bad, und ich weiß, in ein paar Minuten kommst du zurück, und dann bist du ganz durcheinander und unglücklich und voller Kummer.«
Er stockt. »Und jetzt weiß ich, dass selbst das bald vorbei sein wird. Ich habe dein Tagebuch gelesen. Ich weiß, dein Arzt wird inzwischen dahintergekommen sein. Oder er findet es bald heraus. Claire auch. Ich weiß, sie werden mich holen kommen.« Er hebt den Blick. »Und sie werden versuchen, dich mir wegzunehmen. Aber Ben will dich nicht. Ich will dich. Ich will mich um dich kümmern. Bitte, Chris. Bitte erinnere dich daran, wie sehr ich dich geliebt habe. Dann kannst du ihnen sagen, dass du bei mir bleiben willst.« Er deutet auf die letzten Seiten meines Tagebuchs, die verstreut auf dem Boden liegen. »Du kannst ihnen sagen, dass du mir verzeihst. Das hier. Und dann können wir zusammen sein.«
Ich schüttele den Kopf. Ich kann nicht glauben, dass er
will
, dass ich mich erinnere.
Will
, dass ich weiß, was er getan hat.
Er lächelt. »Weißt du, manchmal denke ich, es wäre vielleicht gnädiger gewesen, wenn du in der Nacht damals gestorben wärst. Gnädiger für uns beide.« Er blickt zum Fenster hinaus. »Ich würde mit dir gehen, Chris. Wenn du das wolltest.« Er senkt wieder den Blick. »Es wäre ganz einfach. Du könnest zuerst gehen. Und ich verspreche, ich würde dir folgen. Du vertraust mir doch, oder?« Er sieht mich erwartungsvoll an. »Möchtest du das?«, sagte er. »Es wäre schmerzlos.«
Ich schüttele den Kopf, versuche zu sprechen, vergebens. Mir brennen die Augen, und ich kriege kaum Luft.
»Nein?« Er blickt enttäuscht. »Nein. Ich schätze, jedes Leben ist wohl besser als keins. Na schön. Du hast wahrscheinlich recht.« Ich beginne zu weinen. Er schüttelt den Kopf. »Chris. Es wird alles gut. Siehst du, dieses Buch ist das Problem.« Er hält mein Tagebuch hoch. »Wir waren glücklich, bis du angefangen hast, dir alles aufzuschreiben. Jedenfalls so glücklich, wie wir sein konnten. Und das war doch glücklich genug, oder? Wir sollten es einfach loswerden, und dann könntest du ihnen vielleicht erklären, du wärst durcheinander gewesen, und wir könnten so weitermachen wie zuvor. Wenigstens ein Weilchen.«
Er steht auf und zieht den Metallmülleimer unter der Kommode hervor, nimmt den leeren Plastikbeutel heraus und wirft ihn beiseite. »Dann ist alles ganz einfach«, sagt er. Er stellt den Mülleimer auf den Boden zwischen seine Beine. »Ganz einfach.« Er wirft mein Tagebuch in den Eimer, sammelt die letzten Seiten vom Boden auf und wirft sie ebenfalls hinein. »Wir müssen es loswerden«, sagt er. »Alles. Ein für alle Mal.«
Er zieht eine Streichholzschachtel aus der Hosentasche, zündet ein Streichholz an und nimmt ein loses Blatt aus dem Eimer.
Ich blickte ihn entsetzt an. »Nein!«, versuche ich zu
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