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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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der ich vielleicht gleich nach dem Aufwachen gerechnet hätte, und mir fällt auf, dass sie dieselben Ohrringe trägt wie bei unserem letzten Treffen.
    »Claire?«, sage ich, doch sie fällt mir ins Wort.
    »Nicht sprechen«, sagt sie. »Versuch einfach, dich zu entspannen.« Sie lässt meine Hand nicht los. Und dann beugt sie sich vor und streicht mir übers Haar und flüstert mir etwas ins Ohr, aber ich verstehe nicht, was. Es klingt wie,
Es tut mir leid
.
    »Ich erinnere mich«, sage ich. »Ich erinnere mich.«
    Sie lächelt, und dann tritt sie zurück, und ein junger Mann nimmt ihren Platz ein. Er hat ein schmales Gesicht und trägt eine Brille mit einem dicken Gestell. Einen Moment lang denke ich, es ist Ben, bis mir klarwird, dass Ben jetzt in meinem Alter sein muss.
    »Mum?«, sagt er. »Mum?«
    Er sieht genauso aus wie auf dem Foto von ihm und Helen, und mir wird klar, dass ich mich auch an ihn erinnere.
    »Adam?«, sage ich. Worte bleiben mir in der Kehle stecken, als er mich umarmt.
    »Mum«, sagt er. »Dad ist auf dem Weg hierher. Er muss bald da sein.«
    Ich ziehe ihn an mich und atme den Geruch meines Jungen ein, und ich bin glücklich.
    ***
    Ich kann nicht länger warten. Es ist Zeit. Ich muss schlafen. Ich habe ein Einzelzimmer und muss mich deshalb nicht an die strengen Abläufe des Krankenhauses halten, aber ich bin erschöpft, kann kaum noch die Augen offen halten. Es ist Zeit.
    Ich habe mit Ben gesprochen. Mit dem Mann, den ich wirklich geheiratet habe. Es kommt mir vor, als hätten wir stundenlang geredet, obwohl es vielleicht nur einige Minuten waren. Er hat gesagt, dass er sich gleich nach dem Anruf von der Polizei ins nächste Flugzeug gesetzt hatte.
    »Von der Polizei?«
    »Ja«, sagte er. »Als sie begriffen, dass der Mann, mit dem du zusammenlebtest, ein anderer war, als die im Waring House dachten, haben sie mich ausfindig gemacht. Keine Ahnung, wie. Ich schätze, irgendwie mit Hilfe meiner alten Adresse.«
    »Wo warst du denn?«
    Er schob seine Brille ein Stück höher. »Ich bin seit ein paar Monaten in Italien«, sagte er. »Hab da einen Auftrag angenommen.« Er hielt inne. »Ich dachte, du wärst gut untergebracht.« Er nahm meine Hand. »Es tut mir leid …«
    »Du konntest das doch nicht wissen«, sagte ich.
    Er sah weg. »Ich habe dich verlassen, Chrissy.«
    »Ich weiß. Ich weiß alles. Claire hat es mir erzählt. Ich hab deinen Brief gelesen.«
    »Ich dachte, es wäre am besten so«, sagte er. »Ehrlich. Ich dachte, es würde helfen. Dir helfen. Adam helfen. Ich habe versucht, wieder nach vorn zu schauen. Das hab ich wirklich.« Er zögerte. »Ich dachte, das ginge nur, wenn ich mich von dir scheiden ließe. Ich dachte, das würde mich befreien. Adam hat das nicht akzeptiert, auch nicht, als ich ihm erklärt habe, dass du es ja gar nicht mitbekommen würdest, dich nicht mal daran erinnern konntest, mit mir verheiratet zu sein.«
    »Und?«, sagte ich. »Hat es dir geholfen, nach vorn zu schauen?«
    Er sah mich an. »Ich will dir nichts vormachen, Chrissy. Es hat andere Frauen gegeben. Nicht viele, aber einige. Es war eine lange Zeit, viele Jahre. Am Anfang nichts Ernstes, aber vor zwei Jahren dann hab ich jemanden kennengelernt. Wir sind zusammengezogen. Aber –«
    »Aber?«
    »Na ja, es ist vorbei. Sie hat gesagt, ich würde sie nicht lieben. Ich hätte nie aufgehört, dich zu lieben …«
    »Und hatte sie recht?«
    Er erwiderte nichts, und daher sagte ich aus Angst vor der Antwort: »Und was passiert jetzt? Morgen? Bringst du mich wieder ins Waring House?«
    Er sah mich an.
    »Nein«, sagte er. »Sie hatte recht. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Und ich werde dich nicht dahin zurückbringen. Ich möchte, dass du morgen nach Hause kommst.«
     
    Jetzt betrachte ich ihn. Er sitzt auf einem Stuhl neben meinem Bett, und obwohl er bereits schnarcht, den Kopf in einem unbequemen Winkel nach vorn gekippt, hält er noch immer meine Hand. Ich kann seine Brille sehen, die Narbe auf seiner Wange. Mein Sohn hat den Raum verlassen, um seine Freundin anzurufen und seiner ungeborenen Tochter gute Nacht zuzuflüstern, und meine beste Freundin ist draußen auf dem Parkplatz und raucht eine Zigarette. Ganz gleich, was kommt, bin ich von den Menschen umgeben, die ich liebe.
    Irgendwann davor habe ich mit Dr. Nash gesprochen. Er erzählte mir, dass ich Waring House vor knapp vier Monaten verlassen habe, kurz nachdem Mike mit seinen Besuchen angefangen hatte, als Ben. Ich wurde auf eigenen

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