Ich folge deinem Schatten
Dean.
»Ja. Ganz kurz nur.«
»Und was sie Ihnen da gesagt hat, fällt doch sicherlich nicht unter das Beichtgeheimnis, oder, Pater?«, beharrte Dean.
»Nicht unbedingt. Sie hat mich gebeten, für ihren Sohn zu beten.«
»Sie hat nicht zufällig erwähnt, dass sie ihr Konto leergeräumt und ein Flugticket für nächsten Mittwoch nach Buenos Aires gekauft hat?«, fragte Billy Collins.
Pater Aiden versuchte so gut wie möglich, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Nein, das hat sie nicht erwähnt. Wir haben ja auch keine fünf Sätze miteinander geredet.«
»Und das war das erste Mal, dass Sie ihr von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden haben?«, kam es recht brüsk von Jennifer Dean.
»Versuchen Sie bitte nicht, mich zu übertölpeln, Detective Dean«, erwiderte Pater Aiden ernst.
»Wir wollen Sie nicht übertölpeln, Pater«, entgegnete Billy Collins. »Aber es könnte Sie vielleicht interessieren, dass uns Ms. Moreland nach mehreren Stunden Befragung nichts darüber mitgeteilt hat, dass sie vorhat, das Land zu verlassen. Wir sind erst durch eigene Recherchen daraufgestoßen. Nun, Pater, wenn Sie nichts dagegen haben, würden wir gern einen Blick auf die Aufnahmen der Überwachungskameras werfen, auf denen Ms. Moreland zu sehen ist.«
»Natürlich. Ich werde Neil, unseren Hausmeister, bitten, sie Ihnen vorzuführen. Ach, ich habe ganz vergessen, Neil ist heute ja nicht da. Dann muss wohl Paul aus unserem Buchladen aushelfen.«
Während sie warteten, fragte Billy Collins: »Pater, Alvirah Meehan hat sich besorgt darüber geäußert, dass Sie am Montag von einem Fremden sehr eindringlich beobachtet wurden. Kennen Sie jemanden, der Ihnen möglicherweise feindlich gesinnt ist?«
»Nein, auf keinen Fall«, erwiderte der Pater bestimmt.
Nachdem Paul die beiden Polizisten abgeholt hatte, um sich die Videos anzusehen, stützte der Pater den Kopf in die Hände. Sie muss schuldig sein, dachte er, wenn sie ihre Flucht plant.
Aber was ist nur mit ihren Händen, das mir partout nicht einfallen will?
Zwei Stunden später, als Pater Aiden wieder an seinem Schreibtisch saß, rief erneut Zan an. Da er noch immer hoffte, den Mord, vom dem sie erzählt hatte, verhindern zu können, sagte er: »Es freut mich, dass Sie anrufen, Zan.
Wollen Sie kommen und mit mir reden? Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
»Nein, ich glaube nicht, Pater. Mein Anwalt hat soeben angerufen. Ich werde wahrscheinlich verhaftet werden. Ich muss um fünf Uhr mit ihm zur Polizei. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann beten Sie bitte für mich, Pater.«
»Zan, ich habe für Sie gebetet«, sagte der Pater. »Wenn Sie …« Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Zan hatte aufgelegt.
Um sechzehn Uhr musste er in einen der Versöhnungsräume. Wenn ich hier fertig bin, dachte er, werde ich Alvirah anrufen. Dann weiß sie vielleicht schon, ob Zan auf Kaution freikommt.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Pater Aiden O’Brien nicht die geringste Ahnung, dass jemand den Versöhnungsraum betreten sollte, der keineswegs vorhatte, ein Verbrechen zu beichten, sondern ein Verbrechen zu begehen.
61
Am Freitag um 16.15 Uhr rief Zan bei Kevin Wilson an. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie sich der Lieferungen für die Musterwohnungen angenommen haben«, sagte sie. »Aber ich kann das nicht akzeptieren. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ich verhaftet werde. Mein Anwalt meint, ich würde gegen Kaution freikommen, aber so oder so, als Innendesignerin werde ich Ihnen dann nicht mehr viel nützen.«
»Sie werden verhaftet, Zan?« Kevin war aufrichtig entsetzt, trotz Louise, die sich bereits davon überrascht gezeigt hatte, dass sie nicht längst verhaftet worden war.
»Ja. Ich soll mich um siebzehn Uhr bei der Polizei einfinden. So wie es mir erklärt wurde, werde ich danach vorgeladen.«
Kevin hörte, welche Anstrengung es Zan kostete, die Ruhe zu bewahren. »Zan, das ändert nichts an der Tatsache, dass …«, begann er.
Sie unterbrach ihn. »Josh wird die Lieferanten anrufen und ihnen erklären, dass sie alles zurücknehmen müssen. Ich werde dann versuchen, mit ihnen zu irgendeiner Einigung zu kommen.«
»Zan, denken Sie bitte nicht, ich hätte die Lieferungen nur aus Freundlichkeit angenommen. Mir gefällt, was Sie entworfen haben, und was Bartley Longe vorgelegt hat, gefällt mir eben nicht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Bevor Sie ins Büro kamen, hat mir Josh erzählt, sie hätten
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