Ich folge deinem Schatten
erzählt, dass Sie am nächsten Mittwoch nach Buenos Aires fliegen wollen?«
»Weil ich das nicht vorhabe«, antwortete Zan ruhig. »Und bevor Sie danach fragen, ich habe auch nicht mein Konto leergeräumt. Das haben Sie sicherlich auch schon festgestellt.«
»Sie wollen damit also sagen, dass derjenige, der Ihr Kind entführt hat, auch das Flugticket nach Argentinien bestellt und sich an Ihrem Konto zu schaffen gemacht hat?«
»Genau das will ich damit sagen«, antwortete Zan. »Und falls Sie es noch nicht wissen, dieselbe Person hat zulasten meiner Kreditkarte Kleidung eingekauft und sämtliche Materialien bestellt, die ich für die Gestaltung einiger Musterwohnungen benötigen werde.«
Charley Shores Stirnrunzeln erinnerte sie daran, dass sie laut seinen Anweisungen zwar alle Fragen beantworten, aber nicht freiwillig weitere Informationen preisgeben sollte. Sie wandte sich ihm zu. »Charley, ich weiß, was Sie jetzt denken, aber ich habe nichts zu verbergen. Wenn sich diese beiden Polizisten die fraglichen Vorgänge etwas genauer ansehen würden, würden sie möglicherweise zu dem Schluss kommen, dass ich nichts damit zu tun haben kann. Und vielleicht würden sie sich dann gegenseitig in die Augen schauen und sagen, ›na ja, vielleicht erzählt sie ja doch die Wahrheit‹.«
Zan wandte sich zu den beiden Beamten. »Sie meinen immer noch, Sie müssten nur fest daran glauben, dann wird Ihr Wunder auch wahr werden«, sagte sie. »Ich bin hier, um verhaftet zu werden. Können wir es also hinter uns bringen?«
Sie erhoben sich. »Wir machen das im Gerichtsgebäude«, sagte Billy Collins. »Wir fahren Sie hin.«
Wie schnell man zu einer Angeklagten wird, dachte sie eine Stunde später, nachdem der Haftbefehl ausgestellt und ihm eine Nummer zugeordnet war, ihre Fingerabdrücke abgenommen wurden und von ihr ein Polizeifoto erstellt worden war.
Danach wurde sie in einen Gerichtssaal geführt, wo sie einem ernst aussehenden Richter gegenübertrat. »Ms. Moreland, Sie sind der Kindesentführung, Behinderung polizeilicher Ermittlungsarbeit und des Eingriffs in das elterliche Sorgerecht angeklagt«, sagte er zu ihr. »Falls Sie die Kaution stellen können, dürfen Sie ohne Einwilligung des Gerichts das Land nicht verlassen. Haben Sie Ihren Pass bei sich?«
»Ja, Euer Ehren«, antwortete Charley Shore an ihrer Stelle.
»Übergeben Sie ihn dem Gerichtsdiener. Die Kaution wird auf zweihundertfünfzigtausend Dollar festgesetzt.« Der Richter erhob sich und verließ den Saal.
Entsetzt wandte sich Zan an Charley Shore. »So viel Geld kann ich unmöglich aufbringen. Das wissen Sie.«
»Alvirah und ich haben uns darüber unterhalten. Sie wird ihre Wohnung dem Kautionssteller als Sicherheit verschreiben. Ich muss nur Willy anrufen, dann ist er mit der betreffenden Urkunde hierher unterwegs. Und sobald die Sache mit der Kaution geregelt ist, steht es Ihnen frei zu gehen.«
»Es steht mir frei zu gehen«, flüsterte Zan und sah auf die schwarzen Abdrücke an ihren Finger, die sie noch nicht weggewaschen hatte. »Frei zu gehen.«
»Hier entlang, Ma’am.« Ein Beamter nahm sie am Arm.
»Zan, Sie werden in einer Arrestzelle warten müssen, bis Willy die Kaution gestellt hat. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, komme ich zurück und warte mit Ihnen«, teilte ihr Charley mit. »Das alles ist eine reine Routineangelegenheit.«
Als hätte sie Blei in den Beinen, ließ sich Zan durch eine nahe gelegene Tür führen. Es ging durch einen schmalen Flur, an dessen Ende eine leere Zelle mit einer Bank und einer offenen Toilette lag. Der uniformierte Beamte stieß sie leicht an, sie trat in die Zelle und hörte hinter sich den Schlüssel im Schloss.
Geschlossene Gesellschaft, dachte sie und musste an das Sartre-Stück gleichen Namens denken. Ich habe im College die Rolle der Inès gespielt. Die Hölle, aus der es keinen Ausweg gibt. Keinen Ausweg. Sie drehte sich um, betrachtete die Gitterstäbe und legte tastend die Hände um sie. Mein Gott, wie hat es nur so weit kommen können?, dachte sie. Warum? Warum nur?
Reglos stand sie so, bis nach einer halben Stunde Charley Shore zurückkehrte. »Ich habe mit dem Kautionssteller gesprochen, Zan«, sagte er. »Willy sollte jeden Moment hier sein. Er muss dann nur einige Papiere unterzeichnen, die Übertragungsurkunde vorlegen und die Gebühr begleichen, dann kommen Sie hier raus. Ich weiß, wie Sie sich fühlen müssen, aber das hier ist der Augenblick, in dem Ihr Anwalt, das heißt ich,
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