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Ich gegen Amerika: Ein deutscher Anwalt in den Fängen der US-Justiz (German Edition)

Ich gegen Amerika: Ein deutscher Anwalt in den Fängen der US-Justiz (German Edition)

Titel: Ich gegen Amerika: Ein deutscher Anwalt in den Fängen der US-Justiz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Stratenwerth , Reinhard Berkau
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was ich damals kaum glauben mochte.
    Wieder wurden wir zu dritt und gefesselt ins Gericht geführt. Nach den allgemeinen Begrüßungs- und Eröffnungsformeln beantragte meine Anwältin Jeanne Baker, mir die Handfesseln abzunehmen, damit ich die Möglichkeit hatte, mir Notizen zu machen. Ich sei schließlich seit Jahrzehnten als Anwalt tätig und gewohnt, mir während einer Verhandlung etwas aufzuschreiben. Nach einigem Hin und Her stimmte der Richter zu.
    Der Staatsanwalt, Christopher Clark, bekam als Erstes das Wort. Er erklärte, warum er dagegen sei, uns auf Kaution freizulassen: Es bestehe Fluchtgefahr, außerdem stellten wir eine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Dann eröffnete er uns, was wir zu erwarten hatten: bis zu 25 Jahre Haft. Die Zahl kam mir zu irreal vor, um mir wirklich Angst zu machen.
    Als einziger Zeuge der Anklage war Donald VanHoose erschienen, der FBI-Beamte, der die Ermittlungen gegen uns leitete. Seine einzige Quelle wiederum waren Carl und Sabine F. Sie hatten das FBI über die angebliche Bedrohung ihrer Familie informiert. Seit Anfang des Jahres waren ihre Telefongespräche und Begegnungen mit Andreas B. von den Ermittlern überwacht worden. Zu unserem gemeinsamen Treffen war das Ehepaar F. mit Mikrophonen und einer versteckten Videokamera «verwanzt» worden.
    Der FBI-Ermittler hatte diese auf Deutsch geführten Gespräche nicht selbst abgehört. Er hatte sich lediglich von einer Übersetzerin grob zusammenfassen lassen, was ihrer Meinung nach da besprochen worden war.
    Der Verteidiger von Andreas B. fragte ihn:
    «Ist Ihnen eigentlich klar, dass Carl F. der Einzige ist, der jemals ausgesprochen hat, dass er sich Sorgen um seine Frau, seine Kinder oder Familie machen müsse? Ist Ihnen das aufgefallen?»
    «Ich habe wahrgenommen, dass Herr und Frau F. sich bedroht fühlten», erklärte VanHoose.
    «Okay, aber keine dieser Befürchtungen, keine dieser Behauptungen, keine dieser ‹Drohungen› wurde jemals von einem der drei Angeklagten ausgesprochen, richtig?»
    «Ich bin nicht sicher, was Sie meinen, Sir.»
    «Wo in Ihrer Anklageschrift ist dokumentiert, dass irgendjemand außer Carl F. selbst über eine Bedrohung spricht?»
    «Gut, das geschieht nicht in diesen Worten …»
    Und so weiter. Alle weiteren Befragungen machten klar: Es gab keinerlei Beleg für eine Gewaltandrohung, für die Ausforschung der Lebensumstände oder eine Verfolgung der Familie F. durch einen von uns. Niemand von uns war vorbestraft oder Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Jeanne Baker trug vor, dass ich eine Anwaltskanzlei mit 18 Mitarbeitern betrieb und in Hamburg einen untadeligen Ruf genoss. «Wenn die geographischen Verhältnisse es ermöglichen würden, könnten wir hier den ganzen Gerichtssaal mit Menschen füllen, die sich für Reinhard Berkau verbürgen», erklärte sie mit amerikanischem Pathos. Eine Kaution von einer Million Dollar, fügte die erfahrene Strafverteidigerin hinzu, habe sie in ihrer ganzen Karriere noch nie einem Gericht anbieten können. Nach zwei Stunden bedankte sich der Richter bei uns allen für unsere Bemühungen und schloss die Verhandlung. Man legte mir die Handschellen wieder an und führte mich ab in die Arrestzelle. Wenig später kam Jeanne Baker, um mir mitzuteilen, was der Haftrichter entschieden hatte: Wir mussten alle drei im Gefängnis bleiben. Bis zu unserem Strafprozess.

    Den Weg aus dem Gerichtsgebäude zum Gefangenentransporter konnte ich nur in Trippelschritten zurücklegen. Meine Füße waren ja aneinandergefesselt, und meine Hände waren zusätzlich an einer Kette fixiert, die um meinen Bauch lag. Draußen schoben sie mich in diesen seltsam flachen Van, der aussah, als sei er eigentlich zum Transport von Tieren bestimmt. Auf zwei harten Bänken konnten hinten maximal zehn Männer hocken. Der Transportkäfig war so niedrig, dass wir darin nicht aufrecht stehen, zum Teil nicht einmal aufrecht sitzen konnten. Sich festzuhalten oder abzustützen war unmöglich. Wir waren zu unbeweglichen Paketen zusammengeschnürt.
    Ich wusste natürlich, wohin diese kurze Reise ging. Zurück ins Broward County Jail , wo mein Bett in einer Drei-Mann-Zelle noch auf mich wartete. Bis jetzt hatte mich die Tatsache, dass ich im Gefängnis saß, noch nicht besonders beeindruckt. Ich hatte als Strafverteidiger viele Haftanstalten von innen gesehen, schlimme und weniger schlimme. Meine ersten Berufserfahrungen als junger Jurist hatte ich Mitte der siebziger Jahre in der Kanzlei von

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