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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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leise, und diese Worte, dieser Sarkasmus waren es, die ihn für mich begehrenswert machten, die in mir das Lustgefühl erweckten, ich möge so sein, wie dieses Mädchen da an der Ecke, um zu ihm sagen zu können: »Gaston, komm, du sollst es umsonst haben!«
    Aber wir waren sittsam und gingen in die Kneipe des Monsieur Blondel, eines dicken, schmierigen Wirtes, der Dr. Ralbais freudig begrüßte und ihm die Hand schüttelte. Mir nickte er zu und verschwand dann hinter der Theke in der Küche, um einen starken Kaffee zu kochen. Dr. Ralbais schien hier bekannt zu sein, und ich erfuhr, als wir uns setzten, auch wieso.
    »Blondel ist mir zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet«, sagte Gaston und warf seinen Hut an einen eisernen Haken. »Vor zwei Jahren kam seine Frau des Nachts in unsere Klinik. Ich hatte Dienst und untersuchte sie. Als ich mit Blondel dann auf dem Flur sprach und ihn anbrüllte, er solle nächstens nicht mehr versuchen, mit einer Stricknadel … na, Sie verstehen, Dr. Parnasse … da fing er an zu wimmern und flehte mich an, ihn nicht anzuzeigen und seine Frau zu retten. Irgendwie hatte ich Mitleid mit dem Mann. Er hatte bereits 10 Kinder, und seine Frau litt an Angina pectoris. Ich schwieg also. Sie wurde behandelt und nach vier Tagen entlassen. Seitdem bekomme ich hier einen vorzüglichen Kaffee zu einem in Paris unvorstellbaren Sonderpreis, nämlich umsonst!«
    Er lachte wieder, und auch sein Lachen liebte ich jetzt und ließ mich von seiner Stimme tragen, als sei sie eine liebkosende Musik in einem verschwiegenen Boudoir.
    Nach dem Kaffee traten wir wieder hinaus in den jetzt erwachten Tag. Ich sah mich um. Ich war müde und sehnte mich nach meinem Bett und nach den Träumen, in denen bestimmt Dr. Ralbais eine Rolle spielen würde.
    »Was suchen Sie, Dr. Parnasse?« fragte er. Wir standen auf der Rue d'Assas. Ich lachte und tat so, als habe ich die ganze Zeit darauf gewartet.
    »Ein Taxi! Sie sagten doch, ab sechs Uhr wäre es leichter, einen Wagen nach Gentilly zu bekommen.«
    »Das stimmt. Aber warum wollen Sie eine teure Taxe nehmen? Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
    Wir wanderten durch die noch morgenstillen Straßen bis zum Gare Montparnasse. Dort führte mich Dr. Ralbais zu einem Parkplatz und schloß eine große, hellblaue Limousine auf. Als er meine fragenden Blicke sah, nickte er und lächelte wie verzeihend.
    »Mein Wagen, liebe Kollegin!«
    »Sie haben einen Wagen? Und er stand ganz in der Nähe? Und Sie reden mir ein, daß morgens um drei Uhr keine Möglichkeit besteht, hinaus nach Gentilly zu kommen? Sie setzen sich mit mir in den Jardin du Luxembourg, gehen zu dem ekeligen Blondel, und dabei haben Sie …«
    Er wischte mit der Hand durch die Luft und schnitt mir so die Worte ab. »Nicht böse sein«, sagte er bittend. »Ich fand es so nett, mit Ihnen den Morgen von Paris zu erleben. Wie schade wäre es gewesen, wir hätten uns schon nach zehn Minuten getrennt.«
    So lernte ich Dr. Gaston Ralbais kennen. Gaston, der von dieser Nacht, dieser harmlosen Nacht im August an nicht mehr aus meinem Leben trat, bis er in Juan les Pins sagte, er führe weg nach New Orleans. Weg mit Brigit, meiner kleinen Schwester …
    Wenn ich sagen würde, die vergangene Nacht hätte bei mir keine Spuren hinterlassen, so müßte ich lügen.
    Gaston Ralbais hatte sich als vollkommener Ehrenmann gezeigt. Das hatte er jedoch gar nicht nötig gehabt; denn als ich mit ihm im Jardin du Luxembourg auf der Bank saß und später an Blondels klebriger Theke hockte, um zum erstenmal zu sehen, wie eine Großstadt wie Paris erwacht und die abenteuerlichsten Gestalten aus allen Winkeln kriechen, schon in dieser Nacht hätte es genügt, mich schwach werden zu lassen, wenn Gaston den Arm nur ein wenig fester um mich gelegt und etwa meine Brust berührt hätte.
    Nein, ich bin kein Mädchen, das man sofort nach einer kurzen Bekanntschaft auf die Couch oder ins Bett legen kann. Aber ich bin auch keine unbescholtene Jungfrau mehr. Das kann man in meinem Alter nicht mehr verlangen, vor allem nicht als Medizinstudentin und schon gar nicht, wenn man in Paris studiert. Ja, damals, als ich von Caissargues wegging in die Großstadt, was für das Weinörtchen in der Provence fast wie ein Fest wurde, denn wieder hatte es jemand aus der Gemeinde geschafft, ein Studierter zu werden, damals, als mich Vater und Mutter zu dem Bummelzug nach Arles brachten, wo ich umsteigen mußte nach Paris, ja, da war ich noch das, was man ›ein weißes

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