Ich glaub, ich lieb euch alle
angesprochen, aber ich hab gleich mal den Auerbach vom niedrigen Sprungbrett gemacht. Ohne Bauchplatscher. Das muss sie einfach beeindruckt haben.
Lynns Heiliger Gral des
weiblichen Wissens
Die Schule fängt erst in neun Tagen an, aber schon heute Abend gehe ich auf meine erste Highschool-Party! Die ist nur für uns Freshmen (plus Marias Eltern), wird aber bestimmt ganz cool werden. Ich hab heute Abend Sex, darauf verwette ich meinen Arsch. Ich stelle meinen Kleiderschrank auf den Kopf auf der Suche nach dem perfekten Outfit. Ein paar Sachen probiere ich an, aber alles, was ich besitze, sieht nach Junior High aus. Es muss einfach perfekt sein. Es muss nach SEX aussehen! Ich will auffallen. Ich will wie ein neuer Mann aussehen. Ein Mann, dem die Frauen nicht widerstehen können.
Mama und Lynn wissen über die Party Bescheid, weil ich mir groß » Party bei Maria« auf den Handrücken geschrieben hab. Irgendwie müssen sie von meinem Kampf mit dem Kleiderschrank Wind gekriegt haben, denn plötzlich platzt Lynn in mein Zimmer und schleudert mir ein nagelneues Hemd entgegen. Es ist schlicht und einfach, aber cool, und es passt ausgezeichnet zu meinen Nike Shox. Sie will mir weismachen, ich solle es mit Jeans tragen und den Hemdkragen aufstellen, aber meine Antwort darauf lautet nur: » Das sieht ja voll schwul aus.«
Lächelnd erwidert sie: » Ganz bestimmt nicht, Carter; wenn man sich › Deo‹ und › Party bei Maria‹ auf den Handrücken schreibt, das ist schwul. Wer ist denn das Mädchen?«
» W-was? Ich weiß nichts von einem M-M-Mädchen«, stammle ich.
» Carter, du bist schon eine geschlagene Stunde damit beschäftigt, dich anzuziehen, und du hast eine ganze Tube von meinem Stylinggel in den Haaren– also, wer ist die Kleine?«, will sie wissen.
Also erzähle ich ihr, wie Nicky mir gestanden hat, dass Abby auf mich steht, und plötzlich ist sie ganz aus dem Häuschen. » Oh mein Gott! Ich geh mit Abby zusammen zum Stepptanz-Unterricht, sie ist ja soooooo süß«, kreischt Lynn. » Wow, ich kann’s gar nicht fassen, dass sie dich gut findet.«
Von unten ist ein lautes Krachen zu hören, dann ruft Mama: » Was sollte man an ihm denn nicht gut finden? Carter hat Charme, er ist klug, selbstsicher, witzig, gut aussehend…«, und so weiter und so fort, der ganz Mist, den sie sonst auch so von sich gibt.
» Egal, sei einfach nur cool und fall nicht gleich über sie her«, lautet Lynns letzter Befehl.
» Ich werd über gar niemanden herfallen«, gebe ich zurück (zumindest glaube ich das nicht). » Ich mag sie noch nicht mal besonders, sie ist viel zu…«
» Viel zu WAS?«, schnauzt Lynn mich an. » Sag jetzt bloß nicht, sie wäre zu fett, denn das ist sie bestimmt nicht. Abby ist dünner als ich und ich bin auch nicht fett! Abby ist höchstens ein bisschen üppig.«
» Üppig« muss das weibliche Pendant zum männlichen » stämmig« sein.
Während ich den Rückzug antrete und zur Vordertür rausgehe, überleg ich noch, ob ich mir » über niemanden herfallen« auf den Handrücken schreiben soll.
» Hey, Playboy«, meint Lynn, als ich mein Fahrrad aus der Garage hole.
Sie macht ein ganz komisches Gesicht. Wenn ich sie nicht besser kennen würde– die Geißel der Menschheit, der Dorn in meiner Seite, der dort seit meiner Geburt schmerzt–, dann würde ich fast vermuten, dass sie sich ernsthafte Sorgen um mich macht.
» Nur weil Nicky behauptet, dass Abby auf dich steht, gibt dir das noch lange nicht das Recht, dich wie ein Arschloch zu benehmen. Abby ist nicht einfach nur irgendeine Schlampe, mit der du deinen Spaß haben kannst«, erklärt sie nun.
Wie bitte? Offensichtlich kennt sie die Abby nicht, die ich heute Nachmittag im Freibad getroffen habe.
» Sie ist ein echt cooles Mädchen, und wenn du sie nicht wirklich magst, dann lass sie in Ruhe«, fährt sie fort. » Du solltest sie aber besser mögen, denn Gott weiß, wann wieder einmal ein Mädchen verblendet genug ist, irgendein Interesse an dir zu zeigen.«
Wenn das eine Schimpfattacke werden soll, dann sei’s drum, meine Freunde erwarten nämlich genau das von mir, heute auf der Party. Ich schwinge meine Beine über den Sattel, aber Lynn hält den Fahrradlenker fest, sieht mir in die Augen und schüttet ihren gesamten Heiligen Gral des weiblichen Wissens über mir aus.
» Red einfach mit ihr«, erklärt sie. » Wenn du das Gefühl hast, du gibst zu sehr an und versuchst Eindruck zu schinden, dann hör sofort auf damit und stell ihr
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