Ich glaub, ich lieb euch alle

eine einfache Frage– eine Frage, die sie betrifft! Erkundige dich nach ihrem Training. Frag sie nach ihren Gesangsstunden. Finde irgendetwas an ihr, das besonders niedlich ist, und mach ihr ein Kompliment. Aber auf keinen Fall zu ihren Brüsten oder ihrem Hintern, Carter! Bleib heut Abend am besten bei ihren Klamotten oder ihrem Schmuck. Ihr Haar und ihre Augen sind erst später dran. Und selbst wenn ihre Schuhe oder ihre Zehen besonders niedlich aussehen, verlier kein Wort darüber. Manche Mädchen finden es nämlich ziemlich seltsam, wenn Jungs auf Füße stehen. Also Finger weg von dem Thema. Und bitte nur ein Kompliment, allerhöchstens zwei! Du willst doch nicht gleich wie ein Stalker rüberkommen. Wenn du nicht mehr weißt, worüber du reden sollst, dann überleg dir noch eine Frage. Fragen sind dein größtes Kapital, verstanden? Und versuch auf gar keinen Fall, sie abzufüllen und dann in irgendein Hinterzimmer, Badezimmer oder einen Schuppen zu verschleppen!«
    Scheinbar begeben wir uns nun in den Bereich der persönlichen Erfahrung, anscheinend wurde sie selbst von ein paar Jungs alles andere als respektvoll behandelt. Sie bemerkt, dass ich gedanklich abschweife, und holt mich mit einem Schlag ans Ohr zurück in die Gegenwart.
    » Aua!«
    » Benimm dich bloß nicht wie ein geiles Karnickel«, erklärt sie weiter. » Abby und du, ihr seid auf einer Party, nicht bei einem Date. Wenn du später irgendwie weiterkommen willst, dann bleib erst mal cool. Zeig bloß nicht zu viel Interesse. Lass sie ruhig ein wenig zappeln, aber tu auch nicht allzu desinteressiert!«
    » Verteidigungshaltung!«, sage ich.
    » Was meinst du?«, fragt sie.
    » Na, wenn man im Football oder beim Basketball die Verteidigungshaltung einnimmt, dann reagiert man ausschließlich auf das, was der Gegner unternimmt«, erkläre ich.
    » Ja, so funktioniert das, aber vermeide bitte in romantischen Situationen sportliche Vergleiche«, ermahnt sie mich.
    » In Ordnung«, verspreche ich.
    » Die Sache ist ganz schön kompliziert«, sagt sie. » Dein kleines ADS-Hirn könnte mittendrin einen Kurzschluss erleiden, aber wenn du dich zusammenreißt, dann kommst du ganz schnell ein ganz schönes Stück weiter.«
    » Du meinst, ich werde viel schneller Sex mit ihr haben, wenn ich alles richtig mache… richtig?«, vergewissere ich mich.
    » Konzentrier dich auf dein Ziel«, fährt Lynn mich jetzt an. » Ignorier sie für eine Weile. Red ein bisschen mit deinen Freunden, dann unterhalte dich ein wenig mit ihr. Sei einfach cool. Red über die Schule, über Football, Kino und vor allen Dingen… über SIE! Red nicht übers Pupsen, über Sex oder Videospiele. Wenn du nicht mehr weiterweißt, dann stell ihr eine weitere Frage. So, und wenn die Sache gut läuft, dann gib ihr einen Gutenachtkuss. Aber komm bloß nicht auf die Idee, den ganzen Abend an ihrem Gesicht rumzulutschen. Und wenn es wirklich gut läuft, dann musst du ihr sogar einen Gutenachtkuss geben. Sei bloß kein Feigling! Denn wenn du es nicht tust, wird sie denken, dass du sie nicht leiden kannst. Wenn du das Gefühl hast, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann nimm sie an der Hand und führ sie weg von deinen Freunden.«
    » Aber wie sollen meine Freunde dann mitkriegen, dass ich sie aufgerissen habe?«, unterbreche ich sie.
    Sie gibt mir wieder einen Schlag hinters Ohr und fragt: » Warum interessiert es dich überhaupt, was diese Idioten denken?«
    Ich zucke mit den Schultern und antworte: » Mir ist es egal, was sie denken. Ich mein nur, es wäre, beispielsweise vor Gericht oder so, einfacher zu beweisen, dass ich ein Mädel aufgerissen habe, wenn ich Augenzeugen dabei hätte. Aber ich verstehe voll und ganz, was du meinst. Wenn es an der Zeit ist, zur Tat zu schreiten… dann lauf ich schnell weg.«
    Sie schüttelt den Kopf, fasst sich verzweifelt mit einer Hand an die Stirn und faucht mich an: » Du weißt ganz genau, dass du diese Informationen überhaupt nicht verdient hast.«
    » Wahrscheinlich nicht, aber red bitte weiter«, sage ich höflich.
    » Okay, wo war ich stehen geblieben?«, fragt sie mich.
    » Nimm ihre Hand, führ sie weg von…«, helfe ich ihr.
    » Richtig. Das Händchenhalten. Wenn deine Hände zu schwitzig sind, versuch, sie mit Seife und ganz heißem Wasser zu waschen, bevor es dazu kommt. Das reduziert die Schweißbildung um die Hälfte. Und nun zu dem Kuss. Halt um Himmels willen nicht ihr Gesicht fest und stopf ihr dann die Zunge in den Hals! Konzentrier