Ich glaub, ich lieb euch alle
bergab mit dieser Welt!«
Beinahe entwischt mir ein Lächeln, weil der Coach mich gerade einen seiner » Besten« genannt hat, doch Andre erstickt mein Lächeln im Keim, als er sagt: » Tut mir leid, Coach, ich bin Stadtmeister. Ich muss unbedingt schwimmen, aber vielleicht lässt Carter sich Ihnen zuliebe ja doch zum Ringen überreden, weil er so schlecht ist.«
Ich schaue ihn finster an und erkläre dem Coach: » Ich bin Zweiter geworden bei den Stadtmeisterschaften.«
» Ja, aber mit großem Abstand!« Andre lacht.
» Der Einzige, der hier großen Abstand hat, bist du, und zwar großen Abstand zur Realität«, erwidere ich scharf, doch keiner lacht.
Der Coach mischt sich jetzt ein. » Hey, wenn du nicht die Kraft und das geistige Durchhaltevermögen hast, die nötig sind, um einen Mann in die Knie zu zwingen und ihn deinem Willen zu unterwerfen, dann wäre vielleicht das Tauchteam das Richtige für dich«, sagt er und schlendert davon.
Ja, der Kommentar über das Tauchen hat gesessen, aber ich musste trotzdem ein Lachen unterdrücken, als er davon sprach, einen » Mann in die Knie zu zwingen«. Andre hebt die Augenbrauen, als wolle er mir bedeuten: » Was zur Hölle war das denn?« Doch von mir bekommt er keine Antwort. Es gibt Leute, bei denen hebe ich die Augenbrauen, und es gibt Leute, bei denen würde ich es nie tun. Ich werde keine einzige Gesichtsregung an einen Typen verschwenden, der einen hinterrücks bescheißt, einem die Freundin ausspannt und vor allen Leuten blamiert!
In diesem Moment kommt Abby auf unseren Tisch zu und ich fühle mich noch schlechter. Absichtlich schaut sie an mir vorbei und marschiert Arm in Arm mit Andre davon. Ich schnapp mir meinen Rucksack und tu so, als würde ich nach etwas suchen, nur um irgendwas zu tun. Keiner ahnt, dass ich so nur mein hochrotes Gesicht verberge und auf der Suche nach meiner Selbstachtung bin. Ich versuche außerdem zu verstehen, warum ich solche Beklemmungen in der Brust bekomme und warum sich mein Genick so sehr anspannt, immer wenn sie in der Nähe ist. Ich kann nicht atmen, und ich habe jedes Mal das Gefühl, dass ich gleich umkippe oder irgendwas Blödes tue, wenn wir uns über den Weg laufen und so tun, als würden wir uns nicht kennen. Manchmal sehe ich auch Amber Lee, aber an ihr komme ich ganz leicht vorbei, ohne dass ich besonders viel empfinden würde. Früher hab ich sie für besonders scharf gehalten, aber das ist vorbei. Sie hat immer noch einen niedlichen Hintern, aber darüber kann ich heute hinwegsehen, denn ich weiß, wie gemein sie ist. Das macht sie für mich ansonsten ziemlich hässlich.
Ich sehe EJ in letzter Zeit nicht gerade häufig, denn er ist ständig beim Basketballtraining und außerdem hat er plötzlich so etwas wie eine Freundin. Und zwar Sarah » das Hinterteil« Ruiz. Er hat mit ihr gesprochen! Wir waren alle ziemlich schockiert. Er hat sie eines Tages in der Schule gefragt: » Wie viel Uhr ist es denn?« Das war echt die beste Frage, die ihm einfallen konnte. Hinter ihm eine riesige Uhr an der Wand, nicht zu übersehen. Und er geht mit unbewegter Miene auf sie zu und platzt mit seiner Frage heraus: » Wie viel Uhr ist es denn?«. Sie sagt ihm die Uhrzeit, und er sagt: » Danke!«, und läuft davon. Es sah nicht so aus, als müsste er schnell irgendwohin, eher so, als wäre er auf der Flucht vor einem Monster.
Noch zwei Mal hat er sie wie ein Idiot gefragt: » Wie spät ist es denn?«, bis sie ihn schließlich ihrerseits fragte: » Warum kaufst du dir eigentlich keine Uhr?« Und er erwiderte darauf: » Brauch doch keine…«
Natürlich lautete ihre nächste Frage: » Warum?«
Und darauf hat er die absolut beste Antwort gegeben, die mir je zu Ohren gekommen ist: » Weil ich gerne dich nach der Uhrzeit frage.« (Der Junge ist so voller Fehler und auf einmal wandelt er sich zum absolut geschmeidigen Typen!). Das Hinterteil lächelte und das war’s. Jetzt knutschen sie die ganze Zeit auf dem Gang in der Schule rum. Ist ja auch kein Wunder. Man braucht wirklich nur eine Frage zu stellen, das haut die Mädels einfach um. Darin liegt das ganze Geheimnis. Er hat sich dabei so blöd angestellt, dass die Liebesgötter wahrscheinlich die Köpfe geschüttelt und gesagt haben: » Zur Hölle, warum werfen wir diesem geilen Hund nicht auch mal einen Knochen zu.«
An unserem Tisch in der Cafeteria muss EJ dann den Kopf hinhalten. In den letzten Jahren waren schon ein paar von meinen Freunden mit dem » Hinterteil« zusammen
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