Ich glaub, ich lieb euch alle
uns beide hinhaut. Ich trete ihm mit dem Fuß in den Rücken. Warum ist er nur so betrunken? Ich hätte bei dieser Party ganz dringend einen Copiloten gebraucht. Ich müsste ihm eigentlich erzählen, dass ich Pam nackt gesehen habe, doch stattdessen ramme ich seine Schulter mit dem Kopf. Ich möchte ihm erzählen, wie viel Schiss ich vor dem Footballtraining habe. Ich will ihm erzählen, wie weh es getan hat, als Amber Lee mich beim Homecoming-Ball so dermaßen verarscht hat. Doch stattdessen bekommt er einen Schlag in die Magengrube, weil er gerade nicht aufgepasst hat. Er dreht sich von mir weg und dieses Mal versuche ich es mit einem Kopfhieb in die Nieren. Ich lasse meinen Kopf mit aller Gewalt auf ihn niedersausen und weiß ganz genau, dass er morgen Blut pissen wird, wenn ich ihn richtig treffe. Doch zu seinem Glück und zu meinem Leidwesen bewegt er sich blitzschnell weg, sodass seine Nieren aus der Schusslinie sind.
Statt eines dumpfen Geräuschs und eines Schmerzensschreis vernehme ich ein überraschend lautes BATSCH, als mein Gesicht auf seine nackten Arschbacken trifft. Ich bin dermaßen sauer, dass ich mein Gesicht gleich noch einmal reinramme.
» Alter, verpiss dich gefälligst von meinem Arsch!«, meint er lachend.
» Halt’s Maul, Kumpel.« Na gut, das ist jetzt vielleicht doch ein bisschen komisch. Ich bin so außer Atem, dass ich kaum die Kraft habe zu lachen, aber ich tu es trotzdem. Gott sei Dank ist der Kampf vorbei. Denn ganz gleich, ob er nun betrunken ist oder nicht, EJ war auf jeden Fall der Stärkere.
Wir zerschneiden mit EJs Taschenmesser meine Handfesseln und basteln aus einer alten Plastiktüte eine Art Unterhose für EJ. Dann machen wir uns auf den Nachhauseweg.
» Du siehst aus wie ein obdachloser Sumoringer«, sage ich.
Er lacht. Und zwar nicht so ein betrunkenes Lachen, sondern ein ganz normales EJ-Lachen.
» Ich hab Pam heute Abend nackt gesehen«, gestehe ich nun.
» Nein, das ist nicht wahr!«, sagt er und schnappt nach Luft.
» Hab ich doch, und es war einfach unbeschreiblich. Sie ist keine Naturblonde!«, kläre ich ihn auf.
Er lässt ein sexuell frustriertes Quieken vernehmen, und in diesem Moment wird mir klar, dass zwischen uns wieder alles in Ordnung ist.
Winter
Ein Winter voller Missgeschicke
Die Footballsaison ist vorbei (Gott sei Dank), der Winter naht mit Riesenschritten. Es wird Zeit, dass die Basketball-, Ring- oder Schwimmsaison wieder anfängt. Such dir deine Droge aus. Meine Jungs spielen alle Basketball oder gehen zum Ringen. Ich hatte an Basketball gedacht, weil ich inzwischen zu den Größten in meiner Klasse gehöre, aber ich bin immer noch schlecht darin, den Ball zu werfen, zu dribbeln oder abzugeben. Also spare ich mir lieber die Erniedrigung. Ringen wäre cool, wenn es sich um den cooleren WWE-Style aus dem Fernsehen handeln würde. Ist aber nicht so. Man kullert dabei nur mit verschwitzten Typen über den Boden, die ein Singlet tragen (eine Mischung aus Badeanzug und kurzen Hosen, wie Daisy Duke sie in der Serie » Ein Duke kommt selten allein« trägt). Und dauernd muss man abnehmen, damit man mit Typen ringen kann, die zwei Kilo leichter sind als man selbst. Klingt für mich nicht gerade verlockend, und deshalb habe ich beschlossen, täglich zwei Stunden im Pool auf und ab zu schwimmen, dabei eine Speedo zu tragen und so wenig Luft zu holen wie nur möglich (ich kann es kaum erwarten!). Ich würde es ja nie im Leben zugeben, aber irgendwie steh ich auf Speedos. Man fühlt sich darin, als wäre man nackt. Meine Jungs ziehen mich immer auf damit, dass ich eine habe, aber mir ist es langsam ziemlich egal, was man in der Schule von mir denkt. Wer hätte gedacht, dass man sich an Peinlichkeiten gewöhnen kann?
Während der Mittagspause kommt der Coach auf uns zu. Der Footballcoach ist an der Merrian High nämlich zugleich auch der Coach der Ringer. Wahrscheinlich hat er sich gedacht, wenn jemand zäh genug zum Footballspielen ist, dann ist er auch blöd genug, sich bei den Ringern anzumelden.
Der Coach schaut mich direkt an und meint: » Hey, ihr zwei Süßen, solltet ihr nicht längst eure Schwimmflügel anhaben, eure Nasenpfropfen reinstecken und euch fürs Synchronschwimmen fertig machen?«
Ich drehe mich um, um herauszufinden, mit wem er sonst noch spricht. Ich schwenke meinen Stuhl herum und habe direkten Augenkontakt mit Arschloch Andre.
Der Coach redet weiter: » Meine besten Jungs schließen sich also der Schwimmmannschaft an?! Es geht
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