Ich glaub, ich lieb euch alle
Chopper.
Eine Sekunde lang schau ich sie an. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich mit mir redet, weil es so aussieht, als würde sie an mir vorbeischauen.
» Du bist doch im Schwimmteam, oder?«, fragt sie.
Jep, sie redet mit mir. » Klar«, bestätige ich.
» Du bist doch der süße Kerl in den knappen Speedos«, sagt sie undeutlich.
Moment mal, redet die wirklich mit mir?
» Klar, wir haben dir zugejubelt, du hast gewonnen. Und du bist der Freshman, der meine liebe Abby so dermaßen verarscht hat!«, fährt sie fort.
» Ja, der bin ich. Mein Name ist Carter«, sage ich.
Sie kommt näher, und ich kann sie schon riechen, noch ehe sie vor mir steht. Alkohol und Zigaretten, auch bekannt als » Nuttenparfum«.
» Oh, ich kenn deinen Namen schon, Carver«, schreit sie jetzt fast.
Autsch! Bei dem Wort » Carver« schlägt mir eine übel riechende Fahne ins Gesicht. Igitt.
» Äh, also, h-ha-hast du Abby gesehen?«, erkundige ich mich und drehe mich dabei von ihrer Fahne weg. » I-i-ist sie h-hier?«
Diese Tussi sieht mich so dermaßen schielend an, dass bei mir wieder das Stottern anfängt.
» Sie war hier, bis du gekommen bist, da ist sie auf und davon«, erklärt sie.
» Sie ist abgehauen, wegen mir?«, frage ich ungläubig.
Chopper bleibt mir eine Antwort schuldig. Stattdessen nimmt sie mein Gesicht und presst ihren besoffenen, miefenden Mund auf meinen. Okay, Chopper und ich fangen also was miteinander an. Erkennt ihr das Schema? Ich steh nicht auf sie und ich hab ihr eine Frage gestellt. Das ist absolut idiotensicher!
Der Geschmack ist alles andere als angenehm. Doch mein notgeiler Geist schafft es, das alles auszublenden. Außerdem wäre es ziemlich unhöflich, beim Knutschen einen Rückzieher zu machen, bloß weil sie stinkt und ich nicht auf sie stehe. Ich würd sie nicht gerade als hässlich bezeichnen, aber ich möchte wetten, dass die Leute darüber reden, wie sehr sie ihrem Dad ähnelt. Wenn einer von meinen Jungs jetzt die Treppe hochkommt, dann erwischt er mich eiskalt beim krassen Rumgeknutsche mit Chopper. Dafür könnte ich nie im Leben eine passable Ausrede erfinden. Ich versuche, mich auf das Küssen zu konzentrieren, und bemühe mich, nicht durch die Nase zu atmen.
» Du küsst recht gut für einen Freshman«, brabbelt sie.
» Oh, danke. Ich wette, du hast schon mit vielen Typen geknutscht«, erwidere ich.
» Oh, ich will dich ja so sehr«, meint sie jetzt, ganz wie ein Pornostar. Zumindest nehme ich an, dass so ein Pornostar klingen würde. Heißt das jetzt, dass ich es gleich tun werde? Hier und jetzt, mit Chopper? Sie macht einen Schritt zurück und schaut mich mit diesem sexy schielenden Blick an. Es braucht nicht viel, um einen vierzehnjährigen Motor anspringen zu lassen. Yeah, Baby, lass es uns tun! Sie öffnet eine der Schlafzimmertüren, doch ich schätze, das Zimmer ist bereits besetzt, denn ich höre, wie eine männliche Stimme brüllt: » Raus hier!«
Das ist zwar ihr Haus, aber sie schließt trotzdem artig die Tür. Sie küsst mich noch einmal ganz fest und versucht es mit einer anderen Tür. Die aber ist abgeschlossen. Und die nächste auch. Verdammt. Nun, ich befürchte, das war’s dann.
» Lass uns raus in den Schuppen gehen«, sagt sie, schnappt meine Hand und schleift mich die Treppe runter.
Ich hoffe nur, dass sie mit dem » Schuppen« ein geheimes sexy Liebeszimmer im Haus meint.
EJ kriegt ganz große Augen, als er uns händchenhaltend die Treppe runterkommen sieht. Was er da erblickt, scheint ihn ebenso sehr zu verwirren wie mich. Wir sind gerade mal fünf Minuten hier, und schon hab ich mir Chopper geangelt. Oder bin geangelt worden. Ich hab keinen blassen Schimmer.
Er wirft mir einen Blick zu, der mir sagt: » Du bist dabei, einen atomaren Fehler zu begehen, Kumpel«. Ausgerechnet er. Er hatte schon vier Mal Sex mit dem » Hinterteil«. Und ich bin immer noch an meine Jungfräulichkeit gekettet wie ein Gefangener. Und nun werden Chopper und ich raus in den Schuppen gehen und die Ketten kurzerhand sprengen. Mann, ich hätte nie gedacht, dass es einmal so kommen würde. Und EJ ist Zeuge der ganzen Sache geworden. Ich bin voll am Arsch!
Während wir raus und über den eiskalten Hinterhof gehen, nimmt sie einen großen Schluck aus einer Schnapsflasche. Sie zündet sich eine Zigarette an, wahrscheinlich, um sexy rüberzukommen, aber für mich müffelt sie bloß noch mehr. Sie küsst mich wieder, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass sie
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